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Schlagwort: Protest

Es eskaliert

Oy. Da ist aber einer eskaliert.

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Aber ernsthaft. Wer andere Menschen mit einem Lkw überfahren will, ist ein Dulli und gehört vor Gericht. Und psychologisch untersucht.
Denn wer ein Kraftfahrzeug als Waffe benutzt, dem fehlt offensichtlich die charakterliche Eignung zur Teilnahme am Straßenverkehr.

Das das andere anders sehen, ist mir klar. Finde ich aber scheußlich, dass diese Selbstjustiz von Teilen der Gesellschaft auch noch als legitim und nachvollziehbar angesehen wird.
Wie auch von ihm hier:

Tweet von Sven Rosomkiewicz cdu, mitglied des landtages sachsen-anhalt
Tweet von Sven Rosomkiewicz (CDU), MdL des Wahlkreises 19-Staßfurt, Hecklingen, Egelner Mulde

Das ist Täter-Opfer Umkehr und inhaltlich völlig plemplem. Oder wo steht, dass Selbstjustiz jetzt erlaubt ist?

Klar ist es ärgerlich, von irgendetwas aufgehalten zu werden. Egal ob es Staus oder Baustellen sind. Oder eben die Warterei bei vielen Kunden. Oder wie hier Klimakleber.
Nur denkt wirklich jemand, dass es schneller weiter geht, wenn man sich wie ein Hampelmann aufführt? Glaube nicht.

Im Gegenteil. Nun ist der Fahrer ein exFahrer. Weil ohne Führerschein. Denn der wurde ihm bereits abgenommen. Und auch arbeitslos. Keine Ahnung, was noch auf den zukommt. Tolle Bilanz eines Ausrasters.

Warum lehnt man sich nicht einfach in seinen Fahrersitz zurück? Telefoniert mit der Dispo, erzählt denen was los ist. Dann schlürft man nen Kaffee, schaut sich das Schauspiel an.

Vielleicht reicht es noch für ein Selfie mit Polizei und nen Klimakleber. Hat man gleich eine tolle Erinnerung.
Schon hast die Stunde Pause voll und kannst gemütlich weiter fahren. 

Stattdessen lässt man sich bis zum ausrasten provozieren. Das ist doch Gülle.
Denn es gibt wirklich Leute die versuchen, unseren Berufsstand in ein etwas besseres Licht zu rücken. Aber durch solche Aktionen, zack, alles zurück auf Anfang. Schade eigentlich.

Ja. Der Fahrer hat sich reizen lassen und damit die Bilder zur Verfügung gestellt, die erzeugt werden sollen. Denn ich denke, dass gehört auch zum Ziel der Klimakleber. Also sich als Opfer zu präsentieren.
Denn nichts bringt mehr Sympathie als die armen, unterdrückten Leidtragenden zu sein, die, trotz völlig gewaltfreiem Protest, unter den Gewaltausbrüchen aggressiver Autofahrer leiden müssen.

Dazu passt auch, wie der Rest der „KlimaRebellen“ tatenlos rumsitzt, während der Lkw-Fahrer einen von der Straße zerrt und vor nen zweiten mit der Faust herum fuchtelt.
Auch die Fotografen und Videofilmer interessieren sich mehr für die Bilder, als um das Wohlergehen der angegangenen Personen.

Das was die Klimakleber machen, finde ich auch nicht toll. Für mich ist das eine verkehrte Form des Protestes. Denn es werden die falschen genervt und Unbeteiligte provoziert.
Die Folgen sieht man hier.
Nur als Berufskraftfahrer muss ich mich im Griff haben. Wenn ich das nicht schaffe, dann habe ich den Beruf verfehlt.

Denn hier sind die Strafverfolgungsbehörden und Gerichte gefragt. Wo kommen wir sonst eigentlich hin, wenn diese nicht gegen solche rechtswidrigen Blockaden und Blockierer vorgehen und das Recht mit der Faust oder dem Lkw durchgesetzt werden muss?

Dadurch schafft der Staat selbst rechtsfreie Räume. Das ist bedenklich.
Ich will das Verhalten des Lkw-Fahrers nicht beschönigen oder gar entschuldigen. Aber an dieser Eskalation trägt die Politik eine Mitschuld.

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Tatort Gräfenhausen

Eigentlich wollte ich zum „Tatort Gräfenhausen“ gar nix groß schreiben. Denn über die Aktion vom Karfreitag, die der Inhaber von „Luk Maz“ da auf diesem Rasthof zwischen Frankfurt und Darmstadt veranstaltet hat, wurde ja auch in überregionalen Zeitungen und Fernsehstationen genügend berichtet.

Aber drei Leser haben mir Mails geschickt, in denen sie darauf hinweisen. Danke an Marko, Sebastian und Peter. Und auch in einem Kommentar wurde darauf verwiesen.

Aber kurz zur Einordnung:

Fahrer der polnischen Firmengruppe „Luk Maz“ (Lukasz Mazur) und „Agmaz“ (Agniezka Mazur) haben vor knapp zwei Wochen ihre Lkw aus Protest an mehreren Stellen in Europa abgestellt.
Übrig geblieben ist aber wohl nur noch die Raststätte Gräfenhausen-West an der A5 in Südhessen.

Es gibt kaum Widerstand

Ein weiterer Streik auf dem Autohof Sadobre bei Sterzing in Südtirol wurde Anfang letzter Woche von italienischen Behörden aufgelöst.
Der Grund für den Ausstand sind schlechte Arbeitsbedingungen und ausbleibende Lohnzahlungen. So haben viele Fahrer nach eigenen Angaben seit Januar kein Gehalt mehr bekommen.

Die Firmengruppe, zu der auch ein weiteres Transportunternehmen mit dem Namen „Imperia sp.z.o.o.“, gehört, ist mit mehreren hundert Lkw eine ziemlich große Nummer im polnischen Transportgewerbe.

Ich selbst fand es letzte Woche schon beachtlich, dass solch ein Streik überhaupt stattfindet. Denn wie ich letztes Jahr schon geschrieben habe…

Denn wirklicher Widerstand ist in der Fahrerschaft fast ein Fremdwort. Logo. Denn einen Einfluß von Gewerkschaften gibt es bei uns Fahrern kaum. Man kann durchaus sagen, dass unsere scheinbare Unabhängigkeit uns nicht gerade zu fanatischen Gewerkschaftsanhängern macht.

Hier im Blog vor einem Jahr vor

…ist es eigentlich ungewöhnlich, dass sich Fahrer zu solchen Aktionen zusammen finden. Denn gerade Osteuropäer oder Asiaten sind auf ihre Jobs angewiesen.
Asiaten? Klar! Denn auch Polen fahren für Firmen wie „Agmaz“ nicht mehr. Denn polnische Fahrer kennen mittlerweile auch ihre Rechte.

Müllverträge sind Standart

Usbeken und Georgier, also die, die hauptsächlich dort fahren, werden dagegen mit Dienstleistungverträgen abgespeist. Das sind eine Art Honorarverträge, für den die scheinselbstständigen Fahrer kein Gewerbe anmelden müssen.
In Polen nennt man diese Kontrakte auch „Müllverträge„, und werden kritisiert. Denn die Fahrer bekommen nur Geld, wenn sie einen Auftrag ausführen. Also fahren.

Außerdem bieten diese Dienstleistungsverträge bei sozialer Absicherung, Kündigungsschutz und Sozialbeiträgen wesentlich weniger Schutz wie reguläre Arbeitsverträge.
Verursachen sie Schäden, also am Lkw oder der Ladung, werden ihnen oft drei- bis vierstellige Beträge vom Lohn abgezogen. Was anschließend übrig bleibt, kann sich jeder selbst ausmalen.

Normalerweise sollte es ausgeschlossen sein, dass Fahrer so ausgebeutet werden. Denn es gibt Gesetze, die das eigentlich verhindern sollen. Zumindest in der Theorie ist das gut organisiert.
Fahren die zum Beispiel in Deutschland, steht ihnen der deutsche Mindestlohn zu, in den Niederlanden der niederländische u.s.w.

Nur soll es wohl auch Firmen geben, die Modelle gründen, mit denen Fahrer ausgenutzt werden. Tja. Und dann fehlen eben die Kontrollen, die dafür sorgen sollen, dass solche Gesetze eingehalten werden.

So viel dazu und jetzt zum letzten Freitag.

Da kommt der Pole Lukasz mit einer angeheuerten Söldnertruppe angerauscht, um in einem anderen Staat sein Faustrecht durchzusetzen. Das sieht so aus, die streikenden Fahrer von den Lkw zu vertreiben und neue, in Transportern mitgebrachte Fahrer einzusetzen, die mit den Lkw weiterfahren sollen.
Irgendwo habe ich allerdings gelesen, die hätten sich geweigert, als Streikbrecher gegen ihre eigenen Kollegen zu fungieren. Aber keine Ahnung, ob das wirklich so war.

Mit gepanzerten Fahrzeug auf Vormarsch

Also. Der Besitzer eines Transportunternehmens und eine Söldnertruppe wollen auf diese Art Lkw-Fahrern erklären, dass sie auf EU-Vorschriften husten.
Sorry, aber für mich läuft sowas unter, keine Ahnung, wie ich es ausdrücken soll. Vielleicht „Clan-Struktur„? Auf jeden Fall nicht unter normaler Kommunikation.

panzer von rutkowski patrol auf dem deutschen rasthof gräfenhausen
Wie kommt man mit so einer Karre überhaupt bis nach Südhessen? Keine Bundespolizei unterwegs?

Die Söldner-Truppe nennt sich übrigens „Rutkowski Patrol„. Deren Boss, Krzysztof Rutkowski, ist in Polen ziemlich prominent, tritt dort als selbsternannter Ermittler im TV auf.
Von 2003 bis 2004 war er auch Abgeordneter im Europäischen Parlament.

Seine Leute, also die „Rutkowski Patrol„, sehen aus wie aus einer FBI-Einheit geklont. Sturmhauben, schwarze Westen, ein metallener Stern um den Hals. Ziemlich gruselig.
Ein Video zeigt in Teilen, also nicht komplett, die Anfahrt der Rutkowski Leute.

Gedreht und veröffentlicht wurde es von einem Kanal, der sich „Patriot24.tv“ nennt. Ob der mit Rutkowski in Verbindung steht, weiß ich nicht. Aber ich nehme es mal an.

https://youtu.be/JEWCY_QKFvY
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Wie Lukasz Mazur, also der Spediteur, tickt, sieht man übrigens hier:

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Lukasz hat Spaß am Leben

Kennzeichen des Lkw (WGM), Grodzisk Mazowiecki. Dort ist der häufigste Sitz von Leasinggesellschaften in Polen. Mehrere Großflotten sind dort registriert, z.B. auch von Girteka oder Demotrans. Das Teil in dem Video und wohl auch der Rest seiner Flotte ist/sind demnach im Besitz einer Leasingbank.

Damit dürfte Lukasz jetzt ein Problem haben. Weniger Umsatz, Leasingraten werden fällig. Und der Gesellschaft ist es egal, ob irgendwo in Deutschland Lkw von „Luk Maz“ oder „Agmaz“ auf einem Rasthof rum stehen. Die will nur, dass die Raten bezahlt werden.
Hoffentlich fällt der mit seinem Firmengeflecht auf die Schnauze.

Keine Verantwortung

Und auch die Auftraggeber sollten müssen Verantwortung für die Arbeitsbedingungen im Transportgewerbe zeigen. Denn wie kann es sein, dass z.B. Sennder, ein hochgelobter „Sofa-Spediteur“, der als „Start-Up“ über eine Milliarde an Geldern eingesammelt hat, sich dieser Verpflichtung bisher entzieht?

Diese Fahrer dagegen vegetieren über Monate in ihren Kisten, müssen sich mit Dumpinglöhnen zufrieden geben, sind also auf jeden Euro, Złoty oder georgischen Lari angewiesen und fahren für eine Firma, die ein System aufgebaut hat, mit dem diese Fahrer nur ausgenutzt werden.

Kein Wunder, dass die rebellieren. Und statt mit einem Geldkoffer zu kommen, um die Leute wenigstens teilweise zu entschädigen, bringt man Söldner mit. Dafür hat die Spedition dann Kohle über?

Das erinnert an frühkapitalistische Zustände: Arbeiter werden brutal ausgebeutet und wenn es sein muss, auch gnadenlos niedergeknüppelt.
Aber egal wie diese Aktion ausgeht. Die Machenschaften einiger „Spediteure“ werden endlich öffentlich gemacht und Auftraggeber überlegen sich hoffentlich, mit wem sie da eigentlich zusammen arbeiten.

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Sind Blockaden der richtige Weg?

Am Mittwoch, also übermorgen, wollen Transportunternehmer und Lkw-Fahrer Autobahnen und Bundesstraßen blockieren. Und zwar Deutschlandweit. Mit dieser zweiten Aktion, eine erste fand letzten Samstag in Köln statt, soll vor allem gegen die derzeitigen hohen Spritpreise ein Zeichen gesetzt werden.

Ankündigung der geplanten Blockade
Zuhören durch Blockade. Aber bitte nicht zu laut hupen, sonst versteht man nix.

Klar das bei diversen Fahrern die Spannung jetzt natürlich groß ist. Denn Straßen und Wege blockieren, endlich passiert das, wovon viele ihr halbes Arbeitsleben lang träumen.
So wird in etlichen WhatsApp-Gruppen darüber diskutiert, wer welches Autobahnkreuz oder Bundesstraße wo dicht machen kann.

Ob es wirklich zu irgendwelchen Aktionen kommt? Ich hab da durchaus Zweifel. Denn gerade in unserer Berufsgruppe gibt es viele, tja, wie soll ich sie nennen, Maulhelden? Joa, denke das trifft es ganz gut.

Aber auch andere teilen nicht diese Vorfreude. So macht sich ein Fahrer, Jürgen, darüber ernsthafte und auch berechtigte Gedanken zum Thema „Aufruhr und Blockaden„:

Am Mittwoch wollen einige, sagen wir mal geistig inkontinente Chefs von Speditionen und deren Fahrer, Autobahnen und Landstraßen blockieren, um gegen die derzeitigen Spritpreise zu demonstrieren. Vom Straftatbestand der Nötigung mal abgesehen: Ich kann nur jedem raten, es nicht vor meinem Lkw zu probieren.

Denn anstatt sich diejenigen vorzunehmen, die schon seit Jahren durch Lohndumping und/oder Ausflaggen der Fahrzeuge in Billiglohnländer einen Frachtpreis verhindern, der mittelständische Speditionen überleben lässt, wollen die jetzt die komplette Gesellschaft in Sippenhaft nehmen.
Aber dazu fehlen denen offensichtlich die Eier.
Denn dann müsste man ja die Zentralläger von Amazon, Schenker, DHL und anderen Großlogistikern blockieren.

Also genau diejenigen, bei denen sich diese Speditionen nach stundenlangen Wartezeiten an die Rampe stellen und den Fahrer selbst entladen lassen.

Und wenn andere Firmen, die diesen Scheiß nicht mehr zu diesen Preisen mitmachen wollen, höhere Preise verlangen, sind es genau solche Spediteure, die dann zuschlagen.
Weil bei denen Fahrer auf BlingBling – Lkw sitzen, für 2 400€ Brutto. Wenn es denn überhaupt so viel ist.

Und selbst wenn der Diesel unter 1,50 Euro zurück geht, wird sich nichts ändern.
Jetzt rufen die zu Gemeinsamkeit auf? Da lach ich wirklich hart.

Die Chance zum gemeinsamen Handeln besteht schon seit Jahren.
Aber als wir vor Jahren dazu aufgerufen haben, genau diesen oben genannten Verantwortlichen in die Suppe zu spucken, haben genau diese Spediteure uns im Stich gelassen.
Und jetzt könnt ihr uns mal.

Demonstration in Aschaffenburg
Fünfte AidT – Demo 2013 in Aschaffenburg. Damals ging es um wirkliche Arbeitsverbesserungen für Lkw-Fahrer. Leider mit mäßigen Erfolg.
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Links und rechts der (Daten-) autobahn

In Kanada fahren Lkw übers Land, wollen die Hauptstadt Ottawa blockieren. Es geht wohl darum, dass ungeimpfte Fahrer nicht mehr die Grenze zwischen den USA und Kanada passieren dürfen. Und das gefällt den Truckern logischerweise nicht. Deshalb haben die sich zu Convoys zusammengeschlossen, um dagegen zu protestieren.

Wie viele da mitmachen? Ich habe keine Ahnung. Mal lese ich von einigen hundert, mal von hunderttausend. Jede oder jeder biegt sich eben die Zahlen so hin, wie die ihr oder ihm gefallen.
Fakt ist aber, Hashtags wie „TruckersForFreedom“ oder „CanadiansTrucker“ waren tagelang in den oberen Trends auf Twitter und diese Leute wurden dort, wie auch auf Facebook, gebührend gefeiert.
Obwohl ich ja eher glaube, in den Lobeshymnen geht es eher um die Sache selbst, als um die Fahrer.

Denn mal ehrlich. Kaum jemand aus Europa hat sich je für die Trucker in Amerika oder Kanada interessiert. Jetzt wo einige Trucker protestierend durch das Land fahren, schreien alle: “ Hey, rafft Euch auf. Das müssen wir auch machen.

Ach übrigens: Vor Kiefersfelden ist der Lkw-Convoy regelmäßig auch zwanzig, vierzig, sechzig Kilometer lang. Was die Nordamerikaner können, schaffen wir also schon lange.
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Apropo Blockabfertigung. Verkehrsexperte Söder schaltet sich im Brennerkonflikt ein. Jetzt wird alles gut.

So meint er, dass „Lkw-Fahrer aus den Niederlanden und dem Westen Deutschlands statt der deutlich kürzeren Gotthard-Route einen langen Umweg über den Brenner wählen und damit nicht nur den Alpenpass selbst, sondern auch die ohnehin stark belasteten Autobahnen in Bayern zusätzlich beanspruchen“.

Blockabfertigung vor Kiefersfelden/kufstein
Blockabfertigung vor Kiefersfelden: Wenigstens ein Ossi steht vor mir

Vor Jahren habe ich ja mal eine nicht repräsentative Stichprobe erstellt. Da zählte ich während einer Pause an der Brennerautobahn für knapp zwanzig Minuten die Herkunftsländer der Lkw, die an mir vorbei fuhren.
Es führten die Polen mit zwölf Gespannen. Danach kamen Rumänen und Deutsche mit je sieben. Gefolgt von Litauern mit sechs, Tschechen und Slowaken mit je fünf. Dann Italiener mit vier Lkw, Bulgaren und Ungarn mit drei. Die Österreicher enttäuschten mit gerade mal mit zwei Brummis. Den letzten Platz teilten sich ein Holländer, ein Slowene und ein Kroate.

Wie erwähnt, nicht repräsantiv. Mir aber eigentlich egal. Denn meine Zählung, die übrigens schon fünf Jahre alt ist, mittlerweile dürften sich die Proportionen weiter Richtung Osten verschoben haben, zeigt trotzdem, woher die Hauptnutzer kommen.
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Aber wenn ich meinen Ortsvorsteher in Hessen dabei beobachte, wie er mit dem SUV durch die Gegend kurvt und gleichzeitig Klimaschutz predigt, kann ich nicht stillhalten.
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Eine neue Überprüfung hat ergeben: Alle großen sechzig Talbrücken der Sauerlandlinie müssen ersetzt werden. Aber allerdings nicht alle sofort.

Wisst ihr, wer keine Brücken braucht? Flugtaxis. Die sollten endlich eingeführt werden. Oder falls das zu lange dauert, als Radschnellweg würde die A45 mit den jetzigen Brücken noch Jahrzehnte halten. Sollte die Politik so entscheiden.
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Wenn Erdmännchen ausrasten
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Vor drei Monaten habe ich mir Gedanken zum Thema „Fahrermangel“ gemacht, jetzt hat der „BR“ auch wieder etwas zu dieser Problematik veröffentlicht. Ich kann mich also immer nur wiederholen.
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Nochmal was zur Blockabfertigung. Der bayerische Landtagsabgeordnete Dr. Markus Büchler will mehr Lkw auf Schiene, statt Lkw auf der Straße.
Finde ich gut, ehrlich. Doch so lange das nicht funktioniert, würde ich ihn gerne mal auf ne Kanne Tee einladen. Nämlich dann, wenn ich wieder mal für fünf, sechs, sieben Stunden in der Blockabfertigung stehe. Dann können wir den gemütlich auf dem Standstreifen trinken und diskutieren. Kollegen aus anderen Ländern gesellen sich bestimmt auch hinzu.

Und wenn es soweit ist, dass die RoLa es endlich schafft, all die vielen Lkw in Richtung Süden oder Norden durch Tirol zu befördern, würde ich Herrn Dr. Büchler auch gerne mal zu dieser Fahrt einladen. Denn da würde es ihm vergehen…
***

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Ich wurde bestreikt

Fragt mich nicht, warum heute früh vor einer Logistikfirma westlich von Mailand gestreikt wurde. Ich versuche es am Wochenende mal herauszufinden. Hat mich aber fast drei Stunden gekostet.

Aber so ist es nun mal. Immerhin waren die Leute nett. Auch wenn ich am Anfang versucht habe, doch noch raus zu kommen. Mit friedlichen Mitteln natürlich. Nämlich das ich denen erklärt habe, dass ich Deutscher bin und mit deren Forderungen nix am Hut habe. Wollten die aber nicht gelten lassen. Also habe ich gewartet.

streik in Italien
Da muss ich wohl warten

Eine Flasche Wasser spendierte ich sogar. Sollte keine Erpressung sein, sondern weil es schon ziemlich warm war. Die wurde auch dankbar angenommen.
Kurze Zeit später kam der Niederlassungsleiter, diskutierte mit den Protestlern. Ohne Erfolg, ganz klar. Den einzigen Ausweg sah er darin, die Polizei zu holen. Nach zehn Minuten kamen die auch, in Form der Carabinieri. Ohne auszusteigen schauten die sich den Aufstand an, drehten drei Runden und fuhren wieder.

Der Niederlassungsleiter ging auch, die Aufständischen machten es sich bequem. Ich übrigens auch. Zwischendurch inspizierte ich meine Vorräte an Essen und Wasser, zumindest darin bestand kein Mangel. Nur meine Zeit lief langsam davon. Hatte noch eine Ladestelle, die wollte ich noch schaffen. Denn das Wochenende naht so langsam und das möchte will ich zuhause verbringen.

Nach einer Stunde kamen die Carabinieri wieder. Jetzt stiegen sie sogar aus und gesellten sich zu den Streikenden. Natürlich nicht um auf die einzureden, sondern um nett mit denen zu quatschen. Auch Fotos wurden gemacht, einträchtig mit Staatsbediensteten und Protestlern zusammen. Vor so viel Nähe und Zusammenhalt war selbst ich gerührt.

Carabinieri schaut nach streikenden
Die Staatsmacht ist da

Mittlerweile war auch der Niederlassungsleiter wieder anwesend. Er fragte mich, ob ich Kaffee und Wasser möchte. Ich strahlte und sagte selbstverständlich ja. Und bitte und danke.

Natürlich war ich nicht mehr allein. Vor dem Tor standen Lkw die rein wollten, hinter mir Lkw, die wie ich raus wollten. Aber dazu gleich.
Denn nun kam so langsam Bewegung in die Sache. Eine weitere Besatzung der Carabinieri kam und kurz darauf eine Streife der Polizia. Nun begannen wieder Diskussionen mit den Streikenden und der Niederlassungsleitung. Und dann, völlig überraschend für mich, vom Vorgesetzten ein Daumen nach oben in meine Richtung. Das Tor ging wieder auf, alle gingen zur Seite und ich durfte fahren.

Und jetzt zu dem gleich von weiter oben. Nur ich durfte das Gelände verlassen, die Italiener mussten weiter warten. Hat denen bestimmt nicht gefallen.
Auf den Weg zur Hauptstraße fährt man noch vielleicht dreihundert Meter am Logistikgelände vorbei. Da gibt es zwei weitere Tore, jedes war auch blockiert. Logisch. Die Blicke von den vielen Leuten die da standen, waren richtig erschrocken. So nach dem Motto, warum fährt der jetzt, was soll das. Innerlich habe ich schon mit fliegenden Eiern oder schlimmeren gerechnet. Aber alles ging gut.

Gut auch, dass ich es morgen doch nach Hause schaffe. Ja, und natürlich, dass alles gut ausging. Alle waren freundlich gestimmt, keinerlei Aggressivität. Bei meinem letzten Streikerlebnis war das ja nicht unbedingt so.
Aber damals war es ja auch ein landesweiter Streik, keine kleine lokale Protestaktion.

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Grummeln ist keine Alternative

Seit 24 Jahren fahre ich Lkw. Für mich ist dieser Job weder verwegen, noch primitiv oder gar kriminell. Also wie er oft dargestellt wird. Im Gegenteil. Ich verdiene damit meinen Lebensunterhalt. Nicht mehr und nicht weniger.
In all diesen Jahren höre ich aber ein grummeln. Nämlich darüber, dass keine fünf Leute unter einen Hut gebracht werden können, der Druck von Arbeit- und Auftraggebern immer größer wird, der Stress im Straßenverkehr immer weiter zunimmt und anderen negativen Dingen. Viele sind unzufrieden, haben schlichtweg die Nase voll. Trotzdem lassen sich viele vieles gefallen.

Dabei wäre es doch so einfach, seinen Unmut freien Lauf zu lassen. Es müssen nicht immer große, weltbewegende Dinge sein. Nein, mit kleinen Schritten fängt es an. Ich kenne Kollegen, die bleiben täglich fünf Minuten stehen. Und zwar um fünf vor zwölf.

Es ist fünf vor zwölf

Oder andere reduzieren jeden Donnerstag für eine Stunde ihre Geschwindigkeit. Auch das ist eine Möglichkeit, seine Unzufriedenheit nach außen zu tragen:

Zehn km/h langsamer

Aber selbst wer sich diese Zeit nicht nehmen will oder darf, kann etwas gegen seine Isolation tun und Solidarität zeigen. Die sonst so oft gescholtenen Tschechen haben es vorgemacht. Gemeint ist eine am linken Aussenspiegel befestigte Warnweste. Schon mit dieser eigentlich simplen Geste zeigt man nicht nur Solidarität mit seinen Berufskollegen, sondern auch den Willen zum Zusammenhalt.

Warnweste am Spiegel

Ja, es gibt tatsächlich Fahrer, die sich für Veränderungen im Transportwesen einsetzen. Nur leider sind das noch viel zu wenige. Damit meine ich nicht die, die laut nach Streik rufen. Aber noch viel öfter gibt es selbst unter Fahrern Macht- und Konkurrenzkämpfe. Eigentlich ein trauriges Bild.

Aber es geht auch anders. Vor drei Wochen habe ich den Erlebnisbericht eines Kollegen hier verbreitet. Der Mann heißt Michael Schmalz. Auf seinem privaten Account auf Facebook hat er kürzlich folgendes geschrieben:

Wenn doch diese Solidarität und der Zusammenhalt offensichtlich vermisst wird, warum packt sich da nicht jeder selbst an die Nase und lebt diesen Zusammenhalt vor!? Mal kurz vom Gas gehen, mal aussteigen und einweisen wenn ein Kollege am rangieren ist, einfach nur mal Grüßen wenn man auf dem Parkplatz und Ladestellen auf einen Kollegen trifft, usw.! Es gibt so viele Möglichkeiten, auch wenn man mal wieder zu viel Druck hat, diesen Zusammenhalt zu leben und vor zu machen.

Auch merkt, hört und sieht man, daß die fehlende Solidarität unter den Fahrern von der Politik, Wirtschaft und auch Medien, ausgenützt, ausgeschlachtet und auch gefördert wird. Durch diesen fehlenden Zusammenhalt, werden wir wie die Letzten behandelt und hingestellt. Als Deppen der Nation. Wenn wir es aber schaffen über kurz oder lang diesen Zusammenhalt zu zeigen, zu fördern und zu leben, würde sich das mit der Zeit ändern.

Auch einen politischen Druck könnte man damit aufbauen. Stellt euch vor, es würden 60% aller Fahrer mit einem Solidaritätszeichen durch die Gegend fahren!? Es wurde schon begonnen und man sieht ab und zu einen Lkw mit einer Warnweste am Spiegel. Stellt euch vor, die Polizei, BAG und Zoll würde das immer öfter auf den Straßen sehen. Das wird sich bis zu den obersten Politikern, Chefs und Wirtschaftsbossen rumsprechen. Natürlich können die Chefs es einem verbieten und unter Druck setzen, aber was für eine Begründung wollen sie vorlegen? Wir werden von der Politik und Wirtschaft klein gehalten und an die Kette gelegt, weil sie genau wissen, daß sich die Fahrer nicht Solidarisieren werden.

Ich denke, besser kann man es nicht ausdrücken. Der Zusammenhalt unter uns Fahrern muss nur gelebt werden. Weg vom bereits erwähnten Konkurrenzkampf, hin zu mehr Gemeinsamkeit. Denn schließlich sitzen alle Fahrer im gleichen Boot.

Wir selber haben es noch immer in der Hand, unsere berufliche Zukunft positiv zu gestalten. Machtkämpfe sollten wir nicht unter uns austragen. Genausowenig dürfen die Preiskämpfe der großen Konzerne auf unseren Rücken stattfinden. Das zu begreifen und etwas dagegen zu tun, ist nicht schwer. Also, nicht nur still vor sich hin grummeln. Denn dadurch ändert man nichts.

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Aktion gegen Lohndumping

Mit einer Art „Flashmob“ in mehreren deutschen Städten machten gestern Mitglieder der „Actie in de Transport Germany“ auf die Missstände in der Transportbranche aufmerksam. Als Aktion der kleinen Nadelstiche könnte man die gestrige Initiative auch bezeichnen.

Bei der Veranstaltung in Dieburg war ein Team vom „Hessischen Rundfunk“ dabei. Ein durchaus realitätsnaher Bericht darüber wurde in der gestrigen Ausgabe der „hessenschau“ gesendet.

Lkw-Fahrer klagen über Konkurrenz (Direktlink)
Actie in de Transport

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