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Eine Genehmigung für alles

Piacenza ist eine hässliche Stadt. Wer Berlusconien Italien wirklich kennen lernen will, sollte einen Abstecher dorthin machen. Große Industriebetriebe liegen mitten im Ort und lassen die Häuser noch grauer erscheinen, als diese in diesem Land eh schon sind.

Warum ich das erwähne? Hmm. Keine Ahnung. Passt halt gut als Einstieg für folgendes Ereignis: In eben diesem Piacenza gibt es eine Firma, die ich schon des öfteren beliefern durfte. Die Anfahrt dahin ist einfach – von der Autobahn runter, zwei Kreisverkehre gerade aus überqueren, beim dritten rechts ab und den vierten um 360 Grad umrunden. Muss leider sein, denn dieser Betrieb liegt auf der anderen Seite der Strasse und diese ist in der Mitte mit einer Art Grünstreifen verziert. Etwas Farbe tut auch unserer Stadt gut, meinten wohl die Stadtväter.
Wie auch immer. Zweihundert Meter zurück und man ist da. Zumindest war es bisher so. Gestern jedoch hing ein selbstgemaltes Schild am Tor. Diesem entnahm ich, dass die Firma Ihren Standort gewechselt hat.

Schild an Firma auf italienerisch

Das Navi umprogrammieren ging fix, ebenso die Suche. Keine zwei Kilometer entfernt sollte der neue Sitz der alten Firma sein. Frohen Mutes bewegte ich mich in diese Richtung. Am ersten Kreisel links, am zweiten ebenfalls – noch 400 Meter. Das war es dann aber – ein Schild verbot mir, diese Strasse zu nutzen.
Also wieder zurück und während der Fahrt das Navigationsgerät beauftragt, eine Alternativroute zu suchen. Auch diese war schnell gefunden und kaum weiter, als die herkömmliche Strecke. Erster Kreisverkehr rechts, zweiter geradeaus und dritter wieder rechts. Pustekuchen – wieder Durchfahrtverbot für Lkw.

Nun kam erneut diese Alternativsuchfunktion des Routenplaners ins Spiel. Danach waren es schon knapp sieben Kilometer. Tolle Show. Nach vier Kilometer war aber wieder Endstation. Weshalb könnt Ihr Euch sicher denken.

Jetzt hatte ich die Faxen dicke. Aber richtig. Sagt man doch so. Oder? Ich rief meinen Disponenten an und erteilte mal selber einen Befehl – er sollte den Auftraggeber anrufen, damit der widerum seinen Kunden die Anweisung gibt, mich am alten Standort der Firma abzuholen.
Genau das klappte wunderbar. Kaum angekommen, war bereits mein Vorrausfahrer da. Und was glaubt Ihr, wo der entlang fuhr? Richtig – erster Kreisverkehr links, zweiter ebenfalls. Das Durchfahrtverbot wurde einfach ignoriert. Klar. Ist ja auch Italien.

Natürlich sprach ich Ihn darauf an. Seine Erklärung klang einfach – man hätte eine Genehmigung. In dieser wird Lkw erlaubt, diese Firma auch über eigentlich gesperrte Strassen anzufahren.
Klar. Logo. Das glaube ich aufs Wort. Wer hat diese denn nicht?

5 Comments

  1. Anonymous
    Anonymous 29/04/2011

    wär mir persönlich ned sooo recht gewesen das verbot zu ignorieren, da hätt ick mich vorher so abgesichert, daß cheffe das übernimmt, anderenfalls dürften die trocken an erlaubter stelle abladen – oder eben garned.
    sofern besagte erlaubnis tatsächlich existiert, so sollte sie in copy den zulieferern, sofern sie öfter dort laden, zugestellt werden und wenn es nur aus höflichkeit den fahrern gegenübern ist… aber ich versteh das … es wäre arbeit … sofern sie existiert…

    lg,

    joe

  2. maik
    maik 29/04/2011

    @joe: Glaubst Du daran, dass diese Erlaubnis existiert? Ich nicht!
    Deshalb fahre ich auch nicht eigenmächtig in für den Schwerverkehr gesperrte Strassen. Wird man dabei erwischt, kostet es mehr als siebzig Euro und Abzug vom italienischen Punktekonto.

    In gestrigen Fall hätte mein Vorrauskommando bezahlt. Dessen bin ich mir sicher.

  3. Einer vom Rhein
    Einer vom Rhein 30/04/2011

    Ja ja, diese oft nicht nachvollziehenden Sperrungen in Italien. Fast jedes Dorf im Norden, ist nur noch über Umwege erreichbar.

  4. Luigi
    Luigi 30/04/2011

    Das ist doch nicht nur in Italien so. Mir passiert es andauernd auch hier in Deutschland und ich bin nur mit einem 7,5to Gemüselaster bewaffnet. Da heißt es oft Augen zu und durch wenn ab 3,5to gesperrt ist. Viele unserer Kunden sind Krankenhäuser oder Altersheime, die liegen mitten in verkehrsberuhigten Wohngebieten. Allerdings winkt mich die Polizei immer weiter wenn ich denen die Lieferscheine zeige.

  5. Spacefalcon
    Spacefalcon 30/04/2011

    Welch abwegiger Gedanke, dass eine Firma / Institution auch mal von einem Lkw angefahren werden könnte…

    Hach ja die liebe Bürokratie, sie ist wohl das Einzige was Europa wirklich eint…

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