So muß Ladungssicherung aussehen – selbst im Fall der Fälle (was für ein Wortspiel) kullert nichts über die Strasse. Da hat der Bulgare doch alles richtig gemacht. Wenn er sich jetzt noch eine Wurfplane besorgt, mit der er die überhängende Ware abdeckt und sich eine Warnleuchte auf’s Dach hängt, kann er seine Fahrt fortsetzen.
Schließlich ist ja bald Wochenende…
Kategorie: Ladung
Gestern, gegen Mittag, im firmeneigenen Lager. Zehn Paletten mit Bigbags sollen entladen werden, jede wog ungefähr eine Tonne.
Vor der vierten Palette begann folgendes Gespräch:
Staplerfahrer: „Du, ich glaube das Ding kippt um. Halte den Sack mal fest!“
Ich: „Häh? Glaubst Du, ich halte das?“
Staplerfahrer: „Stemme Dich doch mal dagegen!“
Ich: „Hallo! Wenn das Teil kippt und ich liege drunter, bin ich platt!“
Staplerfahrer: „Ach komm. So schwer sehen die doch gar nicht aus!“
Ich: „Du tickst doch nicht mehr richtig!“
Dieses Teil ist natürlich nicht umgekippt. Nur, dass ich mein Leben für einen tonnenschweren Sack opfern sollte, finde ich schon ein wenig – nun ja – seltsam.
1 KommentarMontagfrüh auf dem tiefverschneiten Gelände eines „Global Player„, irgendwo zwischen Finnland und Mauretanien: An der Warenannahme Nummer drei werde ich zunächst eine Weile ignoriert. Nach fünf Minuten reagiert ein Männlein auf mein inzwischen etwas lauteres Räuspern.
Es nimmt meine Papiere, schaut sich jeden Lieferschein genau an, merkt nach einiger Zeit, dass die Lieferscheine zwei bis fünf nur Durchschläge vom ersten sind und fragt schlieslich, was ich eigentlich geladen habe.
„Slipeinlagen“ antworte ich. Er schaut mich an, schluckt kurz aber heftig und ruft seinen Kollegen zu Hilfe. Nun blättern beide in sämtlichen Lieferscheinen, von denen zwei bis fünf nur Durchschläge vom ersten sind.
„Den Kunden kenne ich nicht, damit kann ich nichts anfangen„, sagt plötzlich der hinzugekommende Kollege. „Gib mir Deine Telefonnummer und ich rufe Dich an, wenn ich genaueres weiss„!
Nach knapp drei Stunden überwinde ich mich, nochmals nachzufragen. Vor dem Schalter der Warenannahme Nummer drei steht inzwischen eine ganze Truppe weiterer Lkw – Fahrer. Als der Redeschwall der anderen kurz nachlässt, rufe ich in den Raum: „Was ist nun mit meinen Slipeinlagen? Habt Ihr etwas rausbekommen?“
„Du hast keinen Termin und auch keine Registrierungsnummer„, bekomme ich zur Antwort und ernte mitleidige Blicke der anderen Fahrer. „Die Nummer fordere ich für Dich an!“
Nachzufragen, wann denn diese Registrierungsnummer eintrifft, habe ich mich nicht getraut. Jetzt warte ich halt weiterhin auf dem tiefverschneiten Parkplatz, irgendwo zwischen Finnland und Mauretanien…
3 KommentareKurz vor acht stehe ich vor dem noch verschlossenen Werktor einer Firma auf halben Weg zwischen Pescara und Bari in Süditalien. Vor mir wartet bereits ein Rumäne. Nicolai heißt er und ist stinksauer. Er sollte pünktlich – absolut pünktlich – am Vortag um 14.00 Uhr laden. Jetzt hofft er, noch vor Mittag des heutigen Tages beladen zu werden. Typischer Fall von alltäglicher Fehldisposition.
Ich habe bereits meine Instruktionen bekommen. Wenn der Lkw leer ist, soll ich bei einer im gleichen Ort ansässigen Spedition Ladung für vier Kunden übernehmen – Neuwied, Herten, Dortmund und Siegen. Natürlich soll ich am Freitag noch leer werden.
Kein Problem, bis zum ersten Kunden sind es ja nur knapp 1 800 Kilometer.
Der Tag beginnt
Um acht Uhr öffnet sich das Tor, Nicolai fährt los, ich folge Ihm. Während sich Nicolai in eine abgelegene Ecke verzieht, beginne ich die Seite des Aufliegers zu öffnen.
Nach 30 Minuten kommt ein Staplerfahrer, schaut sich die Paletten an und fährt wieder. Ich nehme mein Waschzeug und gehe mich frisch machen. Der Waschraum ist schmutzig, die Toiletten ebenfalls.
Es ekelt mich nicht mal mehr an.
15 Minuten später bin ich wieder am Lkw. Mittlerweile wird ein Italiener entladen. Ich zeige auf meinen Lkw, der Staplerfahrer winkt nur ab. Kurz vor Elf ist der Laster leer, Nicolai steht noch immer in seiner Ecke.
Ich melde mich telefonisch bei meiner Disposition und erfahre, dass sich meine Ladestellen geändert haben. Statt einer sind es nun vier.
Die ersten beiden sind in einem Kaff am Rande der Abruzzen. Eine schaffe ich noch vor 12.00 Uhr, an der zweiten muß ich warten – Mittagspause bis 14.00 Uhr.
Ich schließe meine Augen…
Der Nachmittag
Kurz nach zwei werde ich munter. Es passiert noch nichts. Ich gehe nach hinten, die Lagerleute stehen vor der Halle und rauchen. „Cinque Minute“ sagt einer zu mir. Ich nicke mit dem Kopf.
Eine knappe dreiviertel Stunde später kann ich losfahren.
Bis zur dritten Ladestelle sind es knapp 60 Kilometer, also eine gute Stunde Fahrzeit. Gerade in Italien kann es aber passieren, dass man sich sprichwörtlich „einen Wolf sucht“. Mal stimmt die angegebene Strasse nicht, mal fehlen einfach nur Strassennamen und (oder) Hausnummern.
Diesmal aber läuft alles glatt. Zwei Paletten soll ich laden, nach fünf Minuten bin ich wieder weg.
Mittlerweile ist es kurz nach 16.00 Uhr. Die letzte Ladestelle ist nicht mehr zu schaffen. Ich rufe meine Disposition an und sage, dass ich dort am nächsten Tag um 8.00 Uhr lade – Zustimmung klingt irgendwie anders. Aber nun ja, wegen mir macht sicher keiner Überstunden, erst recht nicht in Italien.
Am Abend
So gegen halb sieben steuere ich die letzte Raststätte vor meiner angestrebten Autobahnabfahrt an. Ich finde tatsächlich noch einen annehmbaren Platz. Auch in Italien ist die abendliche Parkplatznot kein Fremdwort.
Ich krame mein Essgeschirr hervor und entscheide mich für Halberstädter Würstchen und gegen Erasco – bei Würstchen lässt sich der Topf einfacher und schneller reinigen.
Noch während die Wurst vor sich hin köchelt, werde ich müde, da ich sonst nichts zu tun habe.
Ich überlege, ob es sich lohnt den Laptop aufzubauen, um eine DVD zu schauen. Keine zwei Minuten später läuft das Teil.
Während der Film beginnt, esse ich die Wurst. Den Topf zu reinigen verschiebe ich auf später.
Irgendwann nach Mitternacht werde ich munter. Es ist dunkel, der Laptop läuft noch immer, neben dem Gaskocher steht der schmutzige Topf und mir ist kalt, erbärmlich kalt. Mit steifen Fingern suche ich nach dem Knopf für die Standheizung.
Ich schalte den Laptop aus und lege mich in die Koje, das Wärme versprechende Summen der Standheizung im Ohr. Den Topf zu reinigen verschiebe ich auf morgen…
Eine komplette Ausnutzung der vorhandenen Ladungsfläche ist wichtig, denn jede Palette bringt Geld. Deshalb sucht man immer wieder nach Lösungen, um Ladung so platzsparend wie möglich zu verstauen.
Das in der Blechpalette zigtausende Schrauben liegen und die hineingestopfte Palette knapp 800 Kilogramm wiegt, wurde dabei natürlich absichtlich übersehen. So war weder ein umkippen der Paletten möglich, noch ein Herausheben.
Also war das Abpacken der oberen Palette angesagt. Der Inhalt? Schweissdraht ist rauhen Mengen.

Zehn Stunden chillen – klingt doch toll, oder? So abgefahren, so beruhigend, so cool. Dazu noch an einem Freitag, fast 1 000 Kilometer von zuhause weg. In welchem anderen Job hat man das schon?
Aber Spass beiseite: Nach zehn Stunden Warterei in einer Firma bei Padova war ich alles andere als cool, sondern einfach nur noch genervt.
Das die RoLa ab Trento restlos ausgebucht war und die Tiroler Holzköpfe in den Wintermonaten ab 20.00 Uhr ein Fahrverbot für Lkw verhängt haben, spielte dann auch keine so große Rolle mehr.
Man erzählt einem fremden Menschen mit einer fremden Sprache etwas in seiner eigenen Sprache. Dieser fremde Mensch mir der fremden Sprache hört zu und lächelt selig. Schon ist man der Meinung: „Wow, er hat verstanden!“
Hat er aber nicht, denn anders ist es nicht zu erklären, dass ein italienischer Staplerfahrer statt einem Stapel gleich zwei nehmen wollte – obwohl ich Ihm mit Händen und Füßen erklärt hatte, dass ganze bitte einzeln abzuladen.
Das Ergebnis sah dann so aus:

In diesem Fall waren es „nur“ Kunstoffrohre, deshalb ging das ganze glimpflich aus. Bei schwereren Material hätte es eventuell für einen neuen Auflieger gereicht.
2 Kommentare„Da kannst Du stehen bleiben. Mach die Seite auf – wenn Du soweit bist, komme ich dann raus„, erzählte mir der Staplerfahrer einer Firma im Siegerland. „Die Kisten können aber nur von hinten entladen werden. Wir machen das mit einem Hubwagen, so schwer sind die nicht„, erwiderte ich. „Diese Kisten lade ich nur von der Seite ab„, bekam ich zur Antwort.
Zwei Minuten später war die Seite des Aufliegers geöffnet und kurz darauf kam der Staplerfahrer: „Das wird ja wirklich nichts von der Seite. Hmm, ich hole doch einen Hubwagen.“
Ach ja, der Alltag hat mich wieder…
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