Die letzten drei Tage waren wirklich schwierig und auch die kommenden anderthalb, zwei Wochen werden nicht einfach. Erst diese Unmengen an Schnee und jetzt die sibirische Kälte.
Viele Lkw kamen nicht mehr vorwärts, standen quer oder rutschten in Leitplanken oder Straßengräben. Autobahnen und Landstraßen waren über Stunden blockiert, in Teilen von NRW und Niedersachsen wurde sogar ein zeitweiliges Fahrverbot für schwere Lastwagen verhängt. Was für ein Dilemma.
Wer dieser Misere sprichwörtlich aus dem Weg gehen fahren will, es gibt da eine gute Lösung: Alle die wie ich auch so viel Angst und Schiss vor Eis und Schnee auf den Straßen haben. Fragt doch mal Euren Chef oder Disponenten nach einer Tour Richtung Italien.
Winter in Italien
Zweistellige Plusgrade, weiß – blauer Himmel und sollte es wider Erwarten doch mal schneien, kein Problem. Italiener schieben dann noch mehr Panik. Wir Angsthasen fallen da gar nicht mehr auf.
In diesem Jahr hat die Kommission eine wichtige Rolle dabei gespielt, sowohl den freien Personen- als auch den freien Warenverkehr innerhalb der Europäischen Union zu gewährleisten.
So hat sie eine Reihe von Leitlinien zu „Green Lanes1“ angenommen, unter anderem ihre Mitteilung vom Oktober, in der das Konzept der „Green Lanes“ so weiterentwickelt wurde, dass es nicht nur den Straßengüterverkehr, sondern auch den Schienen-, Wasser- und Luftfrachtverkehr abdeckt. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass wichtige Lieferketten weiterhin funktionieren und jegliche Unterbrechung von Frachtverkehr und Logistik in der EU während der zweiten Welle der Pandemie vermieden wird.
Das beeindruckende an dieser Mitteilung ist, wie gut wichtige Lieferketten wirklich funktionieren. Sieht man ja derzeit zwischen England und Frankreich2. Da stehen tausende Lkw samt Fahrer auf Autobahnen vor Dover und Folkestone im Stau oder werden gleich auf das Flugfeld des stillgelegten Airports Manston zwischengeparkt. Das sieht so aus:
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Mittlerweile dürften es einige hundert Lkw mehr sein, die dort parken müssen. Schon ein Wahnsinn der da abgeht. Ich selbst war ja letzte Woche noch in England und bin am Donnerstagnachmittag mit dem Euroshuttle von Folkestone nach Calais gefahren. Da gab es noch keine Einschränkungen oder Sperrungen, trotzdem dauerte das ganze Prozedere wie „im Stau stehen„, die Abfertigung und das „auf den Zug warten“ fast sieben Stunden. Aber scheiß drauf, da wußte ich, dass es, wenn auch langsam, vorwärts geht und ich irgendwann am späten Nachmittag oder Abend in Frankreich bin.
M 1 Richtung Norden
Das passiert den Kollegen dort jetzt aber nicht. Die stehen da wie blöd, ohne wirklich zu wissen, wann es weiter geht. Dazu noch kurz vor Weihnachten, Tage die die weitaus meisten zu Hause verbringen möchten. Eigentlich ganz normal. Anders wie die Situation dort. Die ist einfach nur abnormal.
Stand jetzt, Dienstagabend, weiß niemand, was genau passiert. Vielleicht fahren die Fähren und Züge ab Mittwochmorgen wieder, allerdings ist wohl ein negativer Coronatest nötig, um rüber aufs Festland zu kommen. Bedeutet, ohne diesen geht es trotzdem nicht weiter. Bis alle Fahrer durchgetestet sind, dürfte es eh Tage dauern.
Der Stillstand vor dem Ärmelkanal traf die Fahrer völlig unvorbereitet. Mehr noch, die sind zu Geiseln geworden, um die Brexit-Verhandlungen im Sinne Frankreichs und der EU voranzubringen. Denn die Grenzen zu England komplett zu schließen, ist nicht verhältnismäßig. Eine Pandemie zu missbrauchen, um zu zeigen wer der Stärkere ist. Das ist das peinlichste was Europa machen kann. Wie im Kindergarten. Denn wenn mit Gesundheitsargumenten Politik gemacht wird, untergräbt das jede Glaubwürdigkeit.
Was bleibt, ist Weihnachten auf einem Flugfeld. Mir tun die Lkw-Fahrer leid, die den ganzen Scheiß ausbaden müssen. Schande über Europa.
Anmerkungen: 1Es gibt Leitlinien der EU-Kommission, um den freien Warenverkehr in der gesamten EU trotz der aktuellen Pandemie zu gewährleisten. Damit soll sichergestellt werden, dass die EU-weiten Lieferketten weiterhin funktionieren. Die Übergangsstellen zwischen EU-Ländern werden als „Green Lane“-Übergangsstellen bezeichnet. Diese „Green Lane“-Übergangsstellen sollen für alle Frachtfahrzeuge offen sein – unabhängig von den transportierten Waren. Zudem sollte der Grenzübertritt einschließlich aller Überprüfungen und Gesundheitskontrollen nicht länger als 15 Minuten dauern 2Dieser Satz ist ironisch gemeint.
Die Grünen wollen Radfahrer und Fußgänger besser vor Unfällen mit Lastwagen schützen. Die Bundestagsfraktion spricht sich für Verkehrssicherheitszonen in Städten aus, in die nur noch Lastwagen mit einem Abbiegeassistenten fahren dürfen.
Gegeneinander geht nicht, nebeneinander ist zu wenig. Es geht nur miteinander. Die tödlichen Abbiegeunfälle sind eine unerträgliche Situation. Keiner von uns Berufskraftfahrern möchte so etwas erleben. Die Unternehmer ordern Lkw mit Abbiegeassistenten. Richtig und gut so. Ob das wirklich das richtige Mittel der Wahl ist? Erst in einigen Jahren werden wir das erfahren. Nämlich dann, wenn alle Fahrzeuge damit ausgerüstet sind.
Natürlich müssen wir auch darüber reden, dieses Thema in den Schulungen intensiv zu besprechen. Derweil wird unser Ruf in Deutschland systematisch schlecht geredet. Auch die Medien stürzen sich geil und sabbernd auf uns.
Wen wundert es dann, wenn nur noch gefrustete Kraftfahrer unterwegs sind? Eine Sache fällt mir immer wieder auf. Alles was die Politik in dieser Angelegenheit unternimmt, kostet nicht ihr Geld. Es ist immer das Geld der Wirtschaft. Warum werden nicht zeitnah Spiegel an den Ampelkreuzungen angebracht? Warum werden Radfahrer nicht geschult oder die Räder nicht mit Kennzeichen ausgerüstet (Wiedererkennung)? Warum werden die Ampelschaltungen nicht angepasst?
Mehrheitlich werden nur Fahrräder verkauft, die überhaupt keine Zulassung für die Straße haben. Niemand macht die Käufer darauf aufmerksam.Technisch einwandfreie Räder? Meist Fehlanzeige. Leuchtende Kleidung? Schwarz ist schick. Wer die Statistik bemüht wird feststellen, dass es kaum einen Unterschied bei Rad- Unfällen mit Pkw gibt. Nur, kein Mensch spricht darüber. Ist das eine andere Art Unfall?
In Zukunft wird der mobilisierte Verkehrsraum in den Städten weiter schrumpfen und der Raum für Radfahrer, Fußgänger und all den anderen mit ihrer neuen Fortbewegungstechnik, wird wachsen. Wir sollten den Dialog suchen zu den Radfahrern.
Gegeneinander geht nicht, nebeneinander ist zu wenig. Es geht nur miteinander. Das bedeutet aber auch, dass wir mit allen gefährdeten Verkehrsteilnehmern einen tragbaren vernünftigen Weg finden sollten. Ich selbst habe vor etwa zwei Jahren den Dialog zum ADFC in Hannover gesucht. Leider wollte man mit einem Berufskraftfahrer nicht zusammen arbeiten. Heute reiche ich noch einmal die Hand. Wir müssen miteinander sprechen.
Vor etwas mehr als einem Jahr wurde ein Verein gegründet, der das Ansehen von Fahrern und das Image der Logistik in einem etwas besseren Licht darstellen soll. Passend dazu auch der Name: „PROFI – Pro-Fahrer-Image“. Gründungsmitglieder waren der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), die Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH & Co. KG und weitere 19 Mitglieder. Dazu gehören Transportfirmen, Industriebetriebe, eine Zentralgenossenschaft und weitere Verbände. Ziel war, wie schon erwähnt, der Transport- und Logistikbranche – und besonders den Berufskraftfahrern – zu einem besseren Ruf zu verhelfen.
Ohne Mitgliedschaft kein Image
Nur Fahrer selbst, die fehlten bei der Gründung. Ich glaube sogar, bis heute ist da kein Fahrer Mitglied. Keine Ahnung wieso. Ich selbst habe mich irgendwann im Spätsommer letzten Jahres für eine Mitgliedschaft beworben. Die kostet für eine Einzelperson vierzig Euro pro Jahr. Also selbst für einen Fahrer wie mich durchaus machbar. Auf eine Antwort warte ich bis heute. Nicht mal eine Bestätigung, ob meine Anfrage überhaupt eingegangen ist, kam zurück. Tja, die wollen mein Ansehen unter der normalen Bevölkerung bessern, ignorieren mich aber selber gekonnt. Auch nicht schlecht.
Seit letzter Woche sogar noch mehr. Denn der „Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung„, also einer der Gründungsmitglieder von „PROFI„, bittet um eine öffentliche Anhörung im Verkehrsausschuss des Bundestags. Der Grund ist, dass derzeit das Berufskraftfahrerqualifikationsrecht überarbeitet wird. Diese Aktualisierung findet alle paar Jahre statt. Denn Lkw-Fahrer*innen haben nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) verschiedene Pflichten. Dazu werden regelmäßig Hinweise erarbeitet, um diese Regelungen einheitlich anzuwenden.
Dieser neue Gesetzentwurf soll am 18. 09. im Bundesrat beraten werden und geht danach in den Bundestag.
Hier werden Lkw-Fahrer geschult
Der „BGL“ als Sprachrohr von Teilen des Güterverkehrs hat da natürlich auch Forderungen, die in diesem neuen Gesetzentwurf ergänzt werden müssen. Oder sollten. Eine ist, die Qualifikation in Drittstatten (z.B. Balkan, Ukraine, Indien) zu ermöglichen und so anzuerkennen, als ob diese in Deutschland absolviert wurde. Fahrer und Fahrerinnen aus Drittstaaten könnten dann sofort in Deutschland arbeiten, ohne hier noch einmal eine Ausbildung und Prüfung absolvieren zu müssen. Vorraussetzung wäre nur, dass dies im Einklang mit deutschen und mit EU-Recht stehen müsste.
Genau. Im Einklang mit EU-Recht. Das ist das, was gerade in der Transportbranche immer und überall beachtet, geschätzt und befolgt wird. Was für eine moralisch akzeptable Begründung. Ach ja. Natürlich gibt es auch einen Grund für den Wunsch, Leute aus Drittstaaten hierzulande mit Quali nach deren heimatlichen Maßstäben sofort arbeiten zu lassen. Denn ohne einen Hintergrund wäre das ja doof. Der Fahrermangel ist wieder Auslöser für diesen Vorstoß.
Schuld ist der Fahrermangel
Das ist so schön einfach. Man erwähnt das Wort „Fahrermangel„, dazu Nachwuchssorgen und Lieferprobleme. All das kann natürlich nur mit Arbeitskräften aus dem weiten und noch weiteren Osten verhindert werden. Denn das Land hinter dem Ural ist weit. Ja nee, ist klar.
Nein. Ist es natürlich nicht. Es soll sogar noch heimische Firmenchefs geben, die für Nachwuchs sorgen. Die versuchen, den Job attraktiver zu machen, ihren Angestellten keine 0815-Laster hinstellen, sondern auch mal einige Extras anbieten, auf Wünsche und Bedürfnisse ihrer Fahrer und Fahrerinnen eingehen. Dazu gehört auch eine gerechte und angemessene Bezahlung. Denn wer nur Nüsse anbietet, bekommt heutzutage nicht mal mehr Affen.
Tja, BGL. Macht doch auch mal was für mein Wohlbefinden. Wie wäre es beim Be- und Entladen. Das sollte eigentlich meist problemlos ablaufen. Also ohne lange Wartezeiten, nerviges Palettentauschen oder überfüllter Lagerplätze. Oder helft mir bei der Parkplatzsuche. Denn schon ab 17.00, 18.00 Uhr muss ich mehrere Parkplätze anfahren, um einen einigermaßen adäquaten Platz zu finden. Oftmals unbewirtschaftet, unbeleuchtet, ohne Klo, fünf Meter neben der Autobahn.
Aber ja, ich weiß. Solche Problemchen zu lösen, gehört nicht unbedingt zu den Aufgaben eines Bundesverbandes irgendwelcher Arbeitgeber. Deshalb noch mal ein kurzer Gedanke von mir zu dem Vorhaben, die Qualifikation aus Drittstaaten anzuerkennen.
Kompetenz durch Qualifikation
War nicht der Sinn dieser Qualifikation, bei Fahrern und Fahrerinnen eine gewisse Fachkompetenz durchzusetzen? Denn mit einem Lkw hat man doch schon ein bissel Verantwortung. Und das wenige was einem in der Fahrschule beigebracht wird, reicht nicht um alle Vorschriften zu kennen und umzusetzen. Denn wenn man ehrlich ist, am Anfang hat man nicht wirklich Ahnung von dem, was man eigentlich macht. Meine Ladungssicherung damals, als ich mit fahren begann? Haha, da schreibe ich mal besser nix dazu. Klar, in all den Jahren habe ich mir das notwendige Wissen irgendwie angeeignet. Das wird bei den meisten älteren Fahrern ähnlich sein.
Nur, wer setzt jetzt eine Grenze und bestimmt, wer nach hiesigen Maßstäben geschult werden soll? Ein Bundesverband? Also nach dem Motto, der hat einen Führerschein und kann den Job ausüben? Die Folgen dieser Einstellung sieht man jeden Tag auf der Straße. Eine Imageverbesserung schafft man so auch nicht. Im Gegenteil. Denn der Job des Kraftfahrers ist eigentlich komplex und verantwortungsfordernd. Nur mit den Wünschen des BGL wird er wieder einfach abgetan. So nach dem Motto, dass kann doch eh jeder.
Ich bin mittlerweile froh, dass es die EU-Fahrerqualifikation gibt. Die Technik der Fahrzeuge entwickelt sich immer weiter, Ansätze zur Ladungssicherung ändern sich. Es gibt so viel Meinung und so wenig Wissen unter uns Kraftfahrern, viele sind sich kaum bewußt, wie viel Schaden und noch mehr Leid ein Lkw anrichten kann. Solche Maschinen in die Hände von Leuten geben, die keine Ahnung haben, was sie eigentlich tun, erscheint mir falsch. Denn eine Qualifikation in Ländern wie Indien, Thailand oder der Ukraine ist null nachvollziehbar und noch weniger kontrollierbar. Solch eine Forderung ist also völlig…
Ach das letzte Wort verkneife ich mir besser. Beende ich meine Gedanken lieber auf eine nette Art: Also, herzlichen Glückwunsch, lieber BGL.Toll gemacht.
nun habe ich endlich wieder eine Arbeit. Es ist eine besonders schöne Arbeit. Ich darf 16 – 18 Stunden am Tag tätig sein, so das ich auch keine Freizeitprobleme mehr habe. Mein neuer Job ist der eines Fernfahrers und das Image eines Kapitäns der Landstrasse tut mir sehr gut. Das brauche ich aber auch, denn mein Chef ist der Meinung, dass ich unter keinen Umständen zuviel verdienen darf. Aber ich bin ja selten zuhause, da kann ich nicht soviel ausgeben und viel sparen.
Besonders freut mich, dass bei den einzelnen Ladestellen für meine Körperertüchtigung gesorgt wird. Ich darf nämlich ganz allein meinen Lkw auf- und abladen. Das ist aber auch dringend nötig, da ich sonst nach 12 Stunden Fahrzeit einschlafen würde. Ich glaube, dass meine Kollegen, die ich unterwegs im Strassengraben sehe, nicht abladen durften. Ich aber kann dann noch zurück fahren. So braucht mein Chef keinen zweiten Fahrer einzustellen und – so sagt mein Chef – helfe ich dadurch, meinen Arbeitsplatz zu sichern.
Wie nobel mein lieber Chef tatsächlich ist, siehst Du daran, dass ich im Führerhaus ein Bett habe, obwohl ich nie dazu komme, es zu benutzen.
Liebe Oma, entschuldige bitte meine zittrige Schrift. Aber neuerdings zittere ich immer so, obwohl ich mir das garnicht erklären kann. An meinem Lebenswandel kann das nicht liegen, denn ich gehe nie aus und bin auch kaum zu Hause.
Dein lieber Jörn!
Glosse aus „Verkehrsreport Nummer 3“, Stuttgart 1978. Eine Puplikation des Hauptvorstandes der Gewerkschaft ÖTV
Der Mitteldeutsche Rundfunk wollte wissen, wie das Leben und arbeiten so unterwegs während der Corona-Krise für uns Lkw-Fahrer ausschaut. Also ob wirklich alle Toiletten geschlossen sind, Duschen nicht genutzt werden dürfen, Firmen uns den Zutritt verwehren. Wir Fahrer unser Geschäft demzufolge hinterm Busch oder am Lkw-Reifen verrichten müssen, keimig und müffelnd herumlaufen dürfen oder auf den morgendlichen Kaffee verzichten, weil ein Getränkeautomaten bei einem Kunden unerreichbar geworden ist.
Ich habe versucht, in einem Gespräch darauf einige Antworten zu geben. Natürlich aus meiner Sicht. Kann ja nicht für andere sprechen. Aber ich denke, dass sehen einige ähnlich.
„Ich hab mich schon oft am Kanister waschen müssen und konnte nicht essen gehen. Im Ausland gibt es oft gar keine Duschen für Fahrer. Auch ohne Corona nicht. Mittlerweile haben einige Tankstellen ihre Sanitärbereiche wieder geöffnet. Auch Autohöfe machen sich Gedanken. So kann man Essen vorbestellen und dann am Autohof abholen.“
So, Feierabend. Nicht wie üblich am Brenner Richtung Italien, sondern im Siegerland. Meine Touren in den Süden wurden erstmal gestrichen. Fahre ich halt eine Zeitlang durch Deutschland. Das ist mein Opfer, welches Corona mir abverlangt.
Auch Gefahrgut war dabei
Plane auf, Plane zu, und das gleich fünf mal heute, kenne ich überhaupt nicht zum Montag. Dazu mal fünfzig, dann zwanzig oder keine dreißig Kilometer Entfernung zwischen den Kunden. Das artet schon fast in Stress aus.
Aber Spass beiseite. Nur in eine der Firmen wo ich heute war, wurde ich gebeten, Einweghandschuhe zu tragen. Das übrigens auch erst, nachdem ich schon mehrere Türklinken anfassen musste. In allen anderen gab es null Vorsichtsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus. Also weder Handschuhe, keine Desinfektionsmittel, von Abstand zu den Mitarbeitern oder zumindest Mundschutz ganz zu schweigen. Das wird wohl doch noch nicht überall so eng gesehen.
Überhaupt kein Vergleich zu Italien. Da kam ich keinem zu Nahe, nicht nur weil die Leute es so wollten, sondern auch ich. Regelmäßiges Hände desinfizieren und Gesichtsschutz war da usus. Na ja, mal sehen wie es morgen läuft.
Da bin ich übrigens im Norden, genauer in der Wesermarsch. Keine Ahnung, wann ich da zum letzten Mal war. Ist gefühlte hundert Jahre her. Hoffentlich verfahre ich mich nicht. Aber mal eine ganz andere Richtung. Hat auch was schönes und vor allem 360 Kilometer, ohne das ich die Plane öffnen muss. Wow.
So. Feierabend in der italienischen Sperrzone. Ach ja, seit letzter Nacht ist ja das ganze Land als Gefahrenzone deklariert. Nicht mehr nur der Norden.
Jetzt am späten Abend ist der Parkplatz voll
Aber mal meine Beobachtungen von heute.
Der Schwer- und Lieferverkehr läuft wie immer. Ist also nicht weniger geworden. Aber logisch, Industrie und Gewerbe müssen beliefert werden, ebenso Super- und Fachmärkte. Menschen müssen auch in einer Krise versorgt werden. Kontrollen habe ich keine gesehen, den ganzen Tag nicht. Auch die Polizei selbst war nicht öfter unterwegs, wie zu normalen Zeiten.
Was merklich nachgelassen hat, ist der Individualverkehr. Viele Italiener halten sich wohl doch an das Dekret der Regierung, private Wege zu beschränken und sich nach Möglichkeit nur zu und von der Arbeit, sowie zu Arztbesuchen draußen aufzuhalten. Auch die Parkplätze vor Einkaufsmärkten waren leerer. Zumindest in der Lombardei. Schließen tun die eh schon um achtzehn Uhr, ebenso die Raststätten an den Autobahnen.
Spaziergang im Piemont
In Turin, also im Piemont, wo ich am frühen Nachmittag war, sah es anders aus. Menschen gingen spazieren, führten ihre Hunde Gassi oder joggten sich gesund. Lag vielleicht auch daran, dass Teile der Lombardei schon länger als „rote Zone“ gekennzeichnet sind, die Leute dort also schon folgsamer sind.
In drei Firmen habe ich entladen. Mit der Gefahr durch das Corona-Virus gingen die Leute unterschiedlich um. In der ersten bei Brescia saß der Pförtner mit Schutzmaske und Gummihandschuhen hinter seinem Tresen, der Staplerfahrer hingegen gab anderen Leuten die Hand, unterhielt sich normal mit denen, irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen Fehlanzeige. Aber vielleicht kannten die sich auch gut, wussten das der jeweils andere gesund ist. Was weiß ich.
Interessant noch. Bei jedem Lkw-Fahrer wurde vor der Einfahrt die Temperatur gemessen. 35,9 Grad zeigte das Thermometer bei mir an. Also alles im grünen Bereich. Was mich aber interessiert. Bei Fahrern mit erhöhter Temperatur, werden die nur weg geschickt oder wird ein Arzt benachrichtigt?
In den beiden anderen Betrieben bei Turin, war es ähnlich. Auch dort liefen einige mit Mundschutz rum, andere ohne irgendwelche Schutzmaßnahmen. In der Warenannahme eines Lagers hingen vier Leute auf engsten Raum zusammen. Natürlich ohne Schutz. Die hatten echt vollstes Vertrauen zueinander.
Nicht ohne meine Handschuhe
Ich selber? Gestern von einer deutschen Autobahnraststätte einen Pack Dieselhandschuhe mitgenommen. Die da neben den Zapfsäulen hängen. Sobald ich irgendwas außerhalb vom Lkw anfasse, ziehe ich ein Paar an und entsorge es danach. Dann natürlich Abstand zu jeden und Hände waschen noch öfter als sonst.
Mag leicht panisch klingen, ist aber nicht so. Sowas kann man leicht bewerkstelligen, passt also.