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Kategorie: Gedanken

Arbeiter, Urlaub, Parkplätze. Alles fehlt.

Momentan schleicht die Zeit nur so dahin. Liegt vielleicht auch daran, dass ich meinen Urlaub herbei sehne. Ein dreiviertel Jahr ohne, ist viel zu lang. Nächstes Jahr werde ich das wieder ändern. Dann mache ich schon im Mai zwei Wochen frei. So umgehe ich auch zwei Feiertage, die ich sonst hätte draußen verbringen müssen. Problem gelöst.

Paketdienstfahrer gesucht

Ganz andere Probleme haben Transportunternehmer und die Versandbranche. Obwohl, auch die sind hausgemacht. Gemeint ist der Fahrermangel. So werden Paketdienstfahrer gesucht. Händeringend. Nur wen wundert das? Wer will sich schon wie der letzte Sack behandeln lassen?

Dabei war es doch eigentlich vorauszusehen. Paketversender verlagerten den Transport an Sub- und Subsubunternehmer aus, große Händler versenden kostenlos, selbst die Rücksendung kostet nichts. Und wenn diese Subunternehmer an den Autos nicht mehr viel sparen können – weil die oft eh schon aus dem letzten Loch pfeifen – dazu die Qualität der Dienstleistung auch nicht mehr gedrückt werden kann, geht man eben dem Personal ans Geld. Besonders bedrückend ist die Welle an Altersarmut, die auf die Betroffenen zukommt.

Warum werden diese Kurierfahrer nicht anständig bezahlt und auch die Überstunden vergütet? Klar, dazu müssten auch die Versandgebühren für den Onlinehandel steigen. Das Rücksenden umsonst ist dann wohl auch nicht mehr drin. Vielleicht gehen dann wieder mehr Menschen „offline“ einkaufen. So werden Arbeitsplätze im Einzelhandel geschaffen und die Innenstädte werden wieder belebt. Eine Win-Win-Situation, ist doch toll.

Aber solange nur oberflächlich Anteilnahme geheuchelt wird und es danach wieder zur Tagesordnung übergeht, oder eben zum Online-Shopping, wird sich daran nichts ändern. Und wehe der Bote kommt dann auch noch, wenn man gerade nicht da ist…

Einen Fachkräftemangel gibt es aber bekanntermaßen auch bei den großen. Gerade letzte Woche hat der DSLV (Deutscher Speditions- und Logistikverband e.V.) darauf hingewiesen. Einige Ursachen hat der Verband auch parat: Parkplatzmangel, die vorhandenen sind dazu unsicher und oftmals schlecht ausgestattet. Dann der sehr schlechte persönliche Umgang an den Be- und Entladerampen und auch das gesetzliche Verbot zur Übernachtung in der Fahrerkabine während der Ruhezeit.
Die letztere genannte Ursache ist bestimmt kein Grund. Im Gegenteil. Verboten ist nur das Übernachten im Fahrerhaus, während der regulären wöchentlichen Ruhezeit. Das heißt, die verkürzte Ruhezeit von 24 Stunden darf jeder Fahrer weiterhin in seiner Hütte verbringen. Nur eben die reguläre von 45 Stunden nicht. Und die steht eh nur alle zwei Wochen an.

Aber auch hier gilt: Nur die Unternehmer können für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. Das Fahrermangel die Versorgungssicherheit gefährdet, interessiert mich als Fahrer am wenigsten. Genauso wie es große Logistiker interessiert, wie ich als Fahrer unterwegs behandelt werde. Es zählt nur der Profit. Muckt ein Fahrer irgendwo auf, zieht i.d.R. er den kürzeren. Der Kunde hat immer recht.
Von seinem Arbeitgeber bekommt ein Fahrer vielleicht noch Rückendeckung. Doch dem eigentlichen Auftraggeber, häufig ein großer Logistiker, interessiert nur der Kunde.

Warum es Leute gibt, die unter diesen Bedingungen arbeiten?

Die Transportbranche ist zum Niedriglohnsektor verkommen. Warum es trotzdem Leute gibt, die unter diesen Bedingungen arbeiten? Die Antwort ist einfach: Weil viele keine Wahl haben. Aber genau das ist auch politisch gewollt. Hauptsache die Leute arbeiten und liegen nicht faul rum. Nur wer sorgt denn für den Wirtschaftsaufschwung in Deutschland? Mit dieser Lohnsklaverei ruinieren die nicht nur unser Land, sondern ziehen Europa mit in den Abgrund.
Und da wundert man sich, daß immer mehr Fahrer kaum noch ein Wort Deutsch sprechen? Wäre der eiserne Vorhang wieder da, würden umgehend große Teile von Dienstleistungsjobs wie Gastronomie, Pflege und Versand- sowie Speditionsbranche zusammenbrechen.

Aber genau hier ist die Politik in der Pflicht. Der Schutz der Bürger ist in den letzten Jahren auf Kosten von Profit und Lobbyismus nur noch vernachlässigt worden. Der einfache Mensch wird im Wahlkampf umgarnt, danach ist vieles vergessen. Im Hintergrund lachen sich die Bosse der Konzerne ins Fäustchen, denn niemand macht ihnen ihre Gewinne streitig, die ihnen aus der Ausbeutung ihrer Mitbürger erwachsen.

Die „Augsburger Allgemeine“ titelte letzte Woche „Die tägliche Not auf den A8-Parkplätzen„. Wer von diesem Thema betroffen ist, liest nichts wirklich neues. Sätze wie „Wer einen Stellplatz für die Nacht gefunden hat, darf sich glücklich schätzen“ oder „Problem wird sich in den kommenden Jahren verschärfen“ habe ich schon zig mal gelesen. Im Endeffekt werden wir Fahrer mit diesem Problem allein gelassen. So sieht es leider aus.

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Gastbeitrag: Ein System der Angst

Deutsch­land­weit und in ganz Europa steht die Transportbran­che mit dem Rücken zur Wand, und das nicht ohne Grund. Billigstar­bei­ter aus Ost­eu­ro­pa und Asien sind in in den Fahrerhäusern der Fernlaster längst keine Seltenheit mehr. Ihre Ar­beits­be­din­gun­gen und Löhne sind mi­se­ra­bel.

So auch in den Betrieben der Globalplayer und Großlogistiker: Die Firmen geben große Teile des Be­trie­bes in die Hände von Sub­un­ter­neh­mern, womit diese selbst nicht mehr die Ver­ant­wor­tung für die dort Be­schäf­tig­ten trägt. Die Ar­beits­be­din­gun­gen in die­sen Sub­un­ter­neh­men sind ver­hee­rend: 10-18 Stun­den-Schich­ten, mi­ni­ma­le Löhne, keine Ar­beits­ver­trä­ge und Kran­ken­ver­si­che­run­gen, man­gel­nde Schutz­klei­dung, völ­li­ge Iso­la­ti­on von der Au­ßen­welt.

Täg­li­cher sozialer- und Arbeitsdruck der Be­trof­fe­nen schaf­fen ein Sys­tem der Angst, aus dem sie sich meist selbst nicht mehr be­frei­en kön­nen. Der Gang zu einer Behörde oder zum Arzt wird schlichtweg un­ter­sagt, indem die Betroffenen gar nicht erst in die Nähe Ihres Lebensmittelpunktes disponiert werden. Eine soziale Ver­bin­dung zur „Au­ßen­welt“ und zur eigenen Familie wird somit nahezu un­mög­lich gemacht. …

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Liebe Journalisten…

…ihr habt alle studiert, damit Ihr Euren wichtigen Beruf ausüben dürft. Ihr wisst, worauf es bei einem Artikel ankommt, wie man Leser auch das entfernteste Szenario miterleben lassen kann. Ich habe da wirklich Respekt davor.

Schon als Heranwachsender habe ich gerne die Lokalzeitung gelesen, welche meine Eltern aboniert hatten. Die hieß „Das Volk“ und war das „Organ der Bezirksleitung Erfurt der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands„. Die Politikseiten wurden meist ignoriert, wen interessierten schon die Beschlüsse des X. Parteitages.
Interessant waren hauptsächlich die Lokalseiten und der Sportteil. Wie fieberte ich jedesmal mit, wenn die olympischen Heldentaten unserer Sportler gefeiert wurden oder wie enttäuscht war ich über den Spielbericht meiner Rot-Weißen aus Erfurt, wenn es selbst gegen Stahl Brandenburg nur zu einem Unentschieden reichte.

Aber das ist lange her. „Das Volk“ nennt sich nun „Thüringer Allgemeine„, Rot-Weiß Erfurt verliert jetzt gegen Paderborn und den politischen Teil? Den lese ich mittlerweile regelmäßig. Von der Pressevielfalt mal ganz abgesehen. Es gibt einige große überregionale Blätter und noch mehr kleine, lokale Zeitungen. Die lese ich noch lieber. Diesen Einblick in die Gegend in der ich gerade bin, mag ich. Man merkt, wie die Menschen in der Region ticken, was die umtreibt.

Natürlich muss das auf Papier geschehen und nicht auf einem Tabletcomputer. Eine Zeitung vor mir hat etwas gemütliches. Die Augen über die Beiträge wandern zu lassen ist viel entspannter, als von Artikel zu Artikel scrollen zu müssen. Dazu das Gefühl, die Druckerschwärze noch riechen zu können. Das ist kaum zu ersetzen.

Trotzdem hat das digitale Zeitalter auch einen Vorteil. Man kann praktisch jede Zeitung lesen, egal wo man ist. So bringt mir die „TA“ immer meine Heimat nahe. Aufs Wochenende zu warten, um von einem Unfall vor meiner Haustür zu erfahren, gehört lange der Vergangenheit an.
Ebenso andere schreckliche Berichte. Heute kann ich in Bologna lesen, wenn es auf der A2 bei Gütersloh einen Auffahrunfall mit drei Lkw gegeben hat. Spannende neue Welt.

Oder ich lese bei Verona, dass auf der A4 bei Bad Hersfeld eine „tickende Zeitbombe“ aus dem Verkehr gezogen wurde. Mit mangelnder Ladungssicherung, technisch miserablen Zustand und völlig überladen mit zwei riesigen Baumaschinen.
Bei den zwei erstgenannten Vergehen stimme ich zu. Das funkioniert so nicht. Diese Art von Ladung gehört auf einen Tieflader, gesichert mit Ketten. Und das der Auflieger alles andere als verkehrssicher ist, dürfte dem Bericht zufolge auch klar sein.

Beitrag Bild HNA Bagger

Was aber auch nicht funktioniert, ist der Artikel an sich. Schon diese Art von Überschrift bin ich normal nur von der „BILD“ gewohnt. Aber „tickende Zeitbombe“ klingt halt spektakulärer, als „Lkw bei Kontrolle still gelegt„. Der Leser muss halt gelockt werden.
Auch der Rest hat wenig mit seriöser Berichterstattung zu tun:

Auf der Ladefläche des Sattelaufliegers standen zwei riesige Baumaschinen (21 Tonnen), die nur mit Spanngurten und nicht mit Ketten gesichert waren.

Das mit Gurten und Ketten ist in Ordnung. Habe ich ja schon geschrieben. Nur wo sind die zwei riesigen Baumaschinen? Wenn überhaupt, sehe ich nur eine. Den Bagger. Auf dem Bild in dem Bericht erkennt man an der Stirnwand ein kleineres Teil. Keine Ahnung was das ist. Auf jeden Fall nicht riesig.

Die Polizei hat bei Friedewald einen völlig überladenen Lastwagen von der A4 geholt. Der Druck auf die Räder war so groß, dass der Straßenbelag eingedrückt wurde.

Völlig überladen mit 21 Tonnen? Der nächste Quark. Da wäre der Lkw den ich fahre, dauernd zu schwer. Ist er aber nicht. Wenn die mittlere der drei Achsen des Aufliegers wirklich mit Spangurten unter dem Auflieger fest gezurrt wurde, war vermutlich die Achslast etwas überschritten. Ist auch Gülle, aber was ganz anderes.
Das der Straßenbelag eingedrückt wurde, liegt vermutlich an dessen schlechten Zustand auf dem Kontrollplatz und daran, dass der Lkw zu eng um die Kurve ziehen musste.

Noch eine Anmerkung zum Schluß:

…und ein Teil der Befestigung der Bordwand entfernt werden

Was für eine Bordwand? Diese Auflieger haben keine Bordwände. Wenn doch, habe ich meine irgendwo verloren. Scheiße!

Es ist mir klar, dass Redaktionen sparen müssen und deshalb Beiträge gekauft werden. Das dabei nicht jede einzelne Meldung überprüft, sondern einfach übernommen und veröffentlicht wird, ist aber nicht so toll. Da fühle ich mich als Leser ein wenig veralbert.

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Leben auf der Strasse

Habe ich es eigentlich schon erwähnt? Nein? Dann halt jetzt: Es sind noch 55 Tage bis zu meinem Urlaub. Einen Teil davon verbringe ich – natürlich – auf Sardinien. Und jetzt kommt mal ein sentimentaler Ausbruch. Ich freue mich tierisch darauf. Aber das soll reichen…

Am Freitag letzter Woche war Helmpflicht angesagt. Also in einem Stahlwerk laden, nur mit Helm auf dem Kopf. Da ich das Ding selten brauche, liegt der im rechten Aussenstaufach ganz hinten. Noch hinter dem Koffer mit Augenspülflasche, Schutzbrille, Handschuhe und Gummistiefel. Unter dem Koffer liegen die Feuerlöscher, davor der Eimer mit Streugut und Spaten.
Um an den Schutzhelm zu kommen, darf ich alles raus räumen. Eigentlich kein Problem. Nur bei Regen muss es schnell gehen.

An diesem Freitag regenete es natürlich in Strömen. Beim späteren einräumen achtete ich nicht darauf, ob alles sicher verstaut wurde. Ich wollte nur schnell ins trockene. Der Helm lag irgendwo mittendrin, die Feuerlöscher auf dem Gefahrgutkoffer.

Aus den Augen, aus dem Sinn

So kam es dann auch. Ich dachte echt nicht mehr daran, die Flaschen sicher zu verstauen. Irgendwann diese Woche löste sich an einem Löscher der Sicherungsstift und am Donnerstagmittag passierte es dann. Ich fuhr durch einen Kreisverkehr, der Feuerlöscher rutschte gegen die Innenseite der Klappe des Staufaches und…

…scheiße. Der Inhalt eines sechs Kilo-Pulverlöschers verteilte sich laut zischend im Staufach und im Fahrerhaus. Das Zeug kam durch jede Ritze.

Die Sauerei ist nicht zu beschreiben. Es sah aus, wie nach einem Wintereinbruch. Alles weiss. Ich mache es mal kurz: Den Luftanschluss im Führerhaus habe ich noch nie so gemocht. Den größten Teil des Pulvers konnte ich damit raus blasen. Der Rest war und wird putzen. Gestern habe ich schon über drei Stunden damit verbracht und obwohl die Hütte wieder augenscheinlich sauber ist, werde ich auch die nächsten Wochen damit zu tun haben. Das Zeug ist so fein, es wird dauern, bis es weg ist.

Wie gut, dass ich privat einen Diesel von Saab fahre. Da komme ich nicht in Versuchung, mir einen Golf kaufen zu müssen. Was aber eh nie passiert wäre.

Dobrindt will golf kaufen
Quelle: Twitter

Der Beitrag über mich in der “Frankfurter Allgemeine Woche” ist jetzt auch online erreichbar. Wer möchte, kann diesen hier lesen >>>
Die Angst, vom Zeitungsverkäufer eine verzerrte Selbstwahrnehmung attestiert zu bekommen, ist nun also unnötig.

Zum Schluß noch einmal das Thema „Urlaub“. Bisher bin ich mit einem Billigflieger nach Sardinien geflogen. Das lief so ab: Im März, April gebucht, dann bis Oktober nix mehr von denen gehört. Dieses Jahr dachte ich, probierst es mal mit „Condor“. Der Preis war auch ok. und fünf Kilo Mehrgepäck sind auch nicht zu verachten. Ausserdem fliegen die von Rhein/Main. Gegenüber Hahn ein großer Vorteil.
Komisch nur, dass die alle drei, vier Wochen eine eMail mit irgendwelchen Änderungen schicken. Erst ändert sich die Abflugszeit nach hinten, dann die Fluggesellschaft. Statt Condor, fliegt Bul Air, statt Bul Air fliegt Cobalt Air. Erst reserviere ich Sitzplatz 24F, dann bekomme ich 19F, jetzt habe ich 22A und 22F. Hoffentlich verlaufe ich mich nicht im falschen Flugzeug.

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Plastik-Flut und Wahlkampf

Während ich mich vor der Fleischereitheke mit einem Bekannten unterhalte, verpackt die Verkäuferin meine gekauften Fleisch- und Wurstwaren. Erst zuhause fällt mir mal wieder auf, wie viel Verpackungsmaterial dafür eigentlich verwendet wurde. Allein die Schaschlikspieße wurden in drei Lagen dünner Plastikfolie gewickelt und anschließend in einer Papiertüte verstaut. Diese wanderte zum Schluß in eine große Tüte mit dem restlichen gekauften – welches auch einzeln verpackt wurde – und diese Sammeltüte widerum in einem Einkaufsbeutel. Natürlich auch aus Kunststoff.
Vielleicht muß das aus hygienischen Gründen so sein. Das weiß ich nicht. Aber dieser Aufwand, oder vielleicht auch Verschwendung, erstaunt mich doch immer wieder.

Jetzt mal was internes. Vor einigen Wochen begleitete mich ein Journalist der „Frankfurter Allgemeine Zeitung„, kurz „FAZ„. Sein Wunsch war, den Arbeitsalltag eines Lkw-Fahrers zu beschreiben. Den habe ich Ihm erfüllt. Zumindest so weit, wie es in zwei Tagen möglich war.
Was nicht so ganz geklappt hat, war die abendliche Parkplatzsuche. Eigentlich hatte ich auf überfüllte Plätze gehofft. Dann auf einen Standplatz genau an der Autobahn und zwischen zwei Kühlern. Aber wie es das Schicksal so wollte, fand ich sofort einen Platz und dazu noch weit weg von der Fahrbahn. Das einzige was Lärm machte, waren zwitschernde Vögel.

FAZ Woche

Bildquelle: Frankfurter Allgemeine Woche

Gut, man kann nicht alles haben. Der Tag selber war ok., weil typisch. Es waren kleine enge Firmen dabei, schwierige Anfahrten und auch ein größerer Betrieb, bei dem längeres Warten angesagt war. Also von allem etwas.
Am zweiten Tag hatten wir Zeit, uns etwas länger zu unterhalten. Ich denke, einige Probleme der Branche, für die ich arbeite, gut beschrieben zu haben. Der Bericht ist übrigens vorgestern in der „Frankfurter Allgemeine Woche“ erschienen. Die ist bundesweit an vielen Verkaufsstellen im Pressefachhandel erhältlich. Der Artikel ist gut geworden. Auch wenn ich auf einem Foto wie ein körnerfressender Hamster aussehe. Auch deshalb lohnt es durchaus, mal danach zu schauen.

„Die Linke“ hat ihr Wahlprogramm zur Bundestagswahl vorgestellt. Darin heißt es u.a.:

Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in der Logistikbranche sind oft miserabel – Gewinner sind internationale Konzerne.

Das ist nicht ganz unwahr. Die bekommenen meine Stimme. Und weiter:

Wir wollen längere Ruhezeiten und bessere Arbeitsbedingungen für LKW- Fahrerinnen und -Fahrer durchsetzen und Straßenverkehrskontrollen ausweiten.

Genau. Jetzt bekommt diese Partei sogar zehn Kreuze. Zehn deshalb, weil mein Wahlzettel dann ungültig ist:

Wir wollen ein LKW-Fahrverbot ab Freitagnachmittag und nachts einführen und die Nutzung von Bundes- und Landstraßen untersagen, wenn eine Bundesautobahn parallel vorhanden ist. Die Zulassung von Gigalinern (Lang-LKW) lehnen wir ab. Ebenso lehnen wir staatlich geförderte Projekte zur Erprobung und Einführung von Oberleitungen für Hybrid-LKW mit Stromabnehmern auf
Autobahnen und elektronischen Deichseln für Kolonnenfahrten von LKW und anderen Nutzfahrzeugen ab.

Bessere Arbeitsbedingungen sind toll. Ohne Frage. Erst recht, wenn meine Arbeitswoche Montagvormittag beginnt und Freitagmittag endet. Aber mal ehrlich. Das sind doch Spinnereien. Auch wenn es nur ein Wahlprogramm ist und diese Forderungen eh nie umgesetzt werden. Aber allein diese Gedankengänge. Obwohl. Die passen zum nächsten Thema.

Die Parkplatznot war diese Woche mal wieder in diversen Medien ein Thema. So in der „Aktuellen Stunde“ des WDR oder auch in der „Augsburger Allgemeine„.
So soll nach offiziellen Prognosen der Lastwagen-Güterverkehr bundesweit von 2010 bis 2030 um 39 Prozent wachsen. Das ist schon erheblich und ja, bereits jetzt fahren einfach zu viele Lkw auf den Straßen rum. Ganz klar. Aber das ist nicht die Schuld von uns Fahrern. Denn keiner von uns fährt zum Spass durch die Gegend. Nur wir müssen es ausbaden. Auch bei der allabendlichen Parkplatzsuche. Verantwortlich dafür ist die Politik, die den Neu- und Ausbau von Parkflächen und die Modernisierung der Infrastruktur verpennt hat. Die Zahlen über die Zunahme des Güterverkehrs sind lange bekannt.
Auch die Industrie, die den Lkw als Lager missbraucht. Und der Endverbraucher, der immer mehr online bestellt und das heute bestellte schon morgen geliefert haben möchte. Die Retoursendung darf natürlich auch nix kosten.

Das System der in dem Artikel der „Augsburger Allgemeine“ erwähnten Doppelparkplätze gibt es seit einigen Jahren auf der Rastanlage Montabaur. Ich persönlich meide das, weil ich ungern von anderen Lkw eingekeilt bin und nicht sicher bin, ob das wirklich funktioniert. Denn nicht immer fährt derjenige, der eine frühe Abfahrtszeit eingegeben hat, auch wirklich zu dieser Zeit los. Und das ist Gülle. Denn frühs brauche ich keine Diskussionen.

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Meine Zahnärztin freut sich

Noch ein kleiner Nachtrag zum Staubeitrag vom Mittwoch: Die beiden folgenden Tage war ich in Italien. Es ging vom Brenner über Brescia und Mailand nach Turin. Von dort zurück über Varese nach Como und heimwärts durch die Schweiz.
Nur Stau gab es keinen. Also in Italien. In der Schweiz sah es am Freitagnachmittag wieder anders aus. Vor dem Gotthardtunnel wurde dosiert und bei Basel war Berufsverkehr. Dazu kam noch ein Auffahrunfall mit zwei Pkw.

Aber in Italien lief es. Selbst um Mailand und vor Turin. Obwohl das Verkehrsaufkommen ähnlich hoch ist, wie hier in Deutschland. Vielleicht liegt das auch an den fehlenden Baustellen. Was repariert werden mußte, wurde von März bis Juni gemacht. Also vor der Hauptreisezeit. Kurzfristige Schäden werden nachts ausgebessert. Also dann, wenn weniger Verkehr ist. Aber das ist nur ein Gedanke, der mir so gekommen ist.

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Links und rechts der (Daten-) autobahn

Die erste Folge der „Trucker Babes“ sollte bereits letzten Sonntag auf kabel eins ausgestrahlt werden. Doch da war Fußball wichtiger. Aber egal. Morgen Abend ist es soweit. Dann kann man Annette, Jana und co. auf ihren Touren begleiten.
Ich weiß noch nicht, ob ich es schauen werde. Wohl eher nicht. Zur gleichen Zeit läuft der „Tatort“ und der ist mir heilig. Obwohl es wegen der Sommerpause alte Folgen sind. Zumal „Trucker Babes“ ähnlich bescheuert klingt, wie vor einigen Jahren „Asphalt Cowboys“ auf DMAX. Ist doch so. Wem fallen solche Namen ein? Aber falls die Sendung einer schaut, der kann ja hier berichten, wie es war.

Als Rettungsgasse bezeichnet man den Fahrweg für Rettungskräfte bei einem Stau oder stockendem Verkehr auf mehrstreifigen Richtungsfahrbahnen. So zumindest steht es auf Wikipedia.
Die zu bilden, ist nicht immer ganz einfach. Das habe ich schon selbst gemerkt (hier bitte ein lachendes Smilie hinzudenken). Aber selbst wenn es die Gelegenheiten zulassen, sind viele damit überfordert. Und jetzt wieder ernsthaft: Ich verstehe es nicht. Was ist so schwer daran, soweit nach links oder rechts zu fahren, bis in der Mitte eine Spur frei bleibt?

Diese Woche ging wieder ein Video durch die sozialen Medien, in dem ein polnischer Lkw-Fahrer das nicht zu kapieren scheint. Die Reaktionen darauf, waren natürlich durchweg grantig. Was für ein Arschloch, Führerschein weg auf Lebenszeit, zehntausend Euro Strafe, Lkw stilllegen u.s.w.

YouTube

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Cool, auf Facebook kapieren es viele. Nur warum sieht man die kaum auf der Straße? Aber nochmal zu dem Polen. Ich will den jetzt nicht in Schutz nehmen, aber keiner weiß, warum der in der Mitte stand. In dem Video ist erst zu sehen, wie der versucht, eine Lücke zu finden. Was vorher war, bleibt ungewiss. Erst zwei Feuerwehrmänner sorgten dafür, dass die rechts stehenden Fahrzeuge weiter aufschließen und somit der Weg für die Rettungskräfte frei wird. Das hätten die da stehenden auch vorher machen können. Platz war ja wohl genug.

Nochmal Rettungsgasse. Bei Daniela habe ich das hier gefunden: Unfall in der Rettungsgasse. Mit diesem Autofahrer habe ich nun wenig Mitleid.

Hallo, mein Name ist Alex F. In meiner eigentlich eng bemessenen Freizeit spiele ich Deputy und fotografiere Trucker, die sich nicht konform benehmen. Diese Bilder veröffentliche ich dann auf meinem Facebookprofil. Natürlich will ich mit diesen Fotos nur aufklären und keinen an den Pranger stellen.

Lkw
Quelle: Facebook >>>

Interessantes Hobby. Ehrlich. Auch wenn ich nicht kapiere, was der z.B. auf dem Bild falsch macht. Der schaut nach rechts, vielleicht in den Spiegel. Das ist aber auch anderen aufgefallen. Alex hat natürlich auch darauf eine passende Erklärung:

Der hatte keinen Grund in den rechten Spiegel zu schauen

Also ich schaue alle fünfzehn, zwanzig Sekunden in beide Spiegel: Links, rechts, nochmal links. Das ist ein Automatismus, der mir bereits in der Fahrschule beigebracht wurde. Bin ich deshalb eine potenzielle Gefahrenquelle? Nee!
Aber wie auch immer. Fremde Menschen heimlich fotografieren und diese dann im Netz an den Pranger zu stellen, zeugt von keiner guten Kinderstube. Wer so etwas macht, ist ein Depp.

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Geld vernebelt den Verstand

Seit einigen Wochen ist es Lkw-Fahrern auch in Deutschland untersagt, ihre regelmäßige Wochenruhezeit im Lkw zu verbringen. Stattdessen muss diese Zeit in einer geeigneten Unterkunft verbracht werden.
Mit dieser Regelung soll verhindert werden, dass Fahrer wochen- oder monatelang quasi als Nomaden in ihren Lastern hausen. Auch sollen Unternehmer gezwungen werden, ihre Angestellten regelmäßig nach Hause zu holen.

Ich finde, dass ist eine gute Sache. Und auch längst überfällig.

Niemand will Osteuropäer vertreiben

Nicht so Jochen Eschborn. Er ist Vorstand des Europäischen Ladungsverbundes Internationaler Spediteure (Elvis). In einem Interview mit der „Verkehrsrundschau sagt er unter anderem folgendes:

Das Gesetz ist quasi eine Maßnahme, um die Osteuropäer zu vertreiben.
Dabei werde aber übersehen, dass das deutsche Transportgewerbe diese Frachtführer braucht, weil sie zu günstigeren Konditionen fahren können

Das ist Quark. Keiner, der für dieses Gesetz ist, will Osteuropäer vertreiben. Im Gegenteil.

Wer wochen- oder monatelang unterwegs ist, verliert nicht nur seine sozialen Bindungen in die Heimat. Nein, der vereinsamt und verbittert. Herr Eschborn sollte mal unter diesen Bedingungen arbeiten. In einem Lkw kann man kaum entspannen. Nach einem Wochenende im Laster ist man eine Gefahrenquelle.

Überleben wie?

Auch kann ich nach dieser Aussage nicht verstehen, wie die deutsche Transportwirtschaft all die Jahre ohne osteuropäische Hilfe überleben konnte?
Vielleicht dadurch, dass die Lenk- und Ruhezeiten lockerer gehandhabt wurden? Nein, wer seine Arbeit in zehn oder zwölf Stunden nicht bewältigt, schafft die auch in sechzehn oder achtzehn Stunden nicht.

Oder viele Fahrer relativ gut verdienten? Also im Gegensatz zu heute? Vielleicht eine Ursache für den derzeitigen Fahrermangel, unter denen deutsche Firmen leiden. Aber daraus herzuleiten, dass ohne Osteuropäer alles zusammenbricht, ist schon mutig. Ich wage jetzt mal zu behaupten, dass diese Schwemme aus Osteuropa an der derzeitigen schwierigen Situation des deutschen Transportgewerbes mit dafür verantwortlich ist.

Fairness wird ein Fremdwort

Auch einem Unternehmer sollte daran gelegen sein, seine Fahrer – und natürlich auch die seiner Kooperationspartner – zumindest einigermassen zufrieden zu sehen. Das gebietet nicht nur seine Fürsorgepflicht, sondern auch ein zumindest kleines Maß an Fairness. Wenn beides endgültig verloren geht, dann ist die deutsche Transportwirtschaft wirklich nicht mehr zu retten.

Aber Geld regiert halt die Welt, vernebelt aber den Verstand. Und Elvis ist eh tot.

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