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Arbeiter, Urlaub, Parkplätze. Alles fehlt.

Momentan schleicht die Zeit nur so dahin. Liegt vielleicht auch daran, dass ich meinen Urlaub herbei sehne. Ein dreiviertel Jahr ohne, ist viel zu lang. Nächstes Jahr werde ich das wieder ändern. Dann mache ich schon im Mai zwei Wochen frei. So umgehe ich auch zwei Feiertage, die ich sonst hätte draußen verbringen müssen. Problem gelöst.

Paketdienstfahrer gesucht

Ganz andere Probleme haben Transportunternehmer und die Versandbranche. Obwohl, auch die sind hausgemacht. Gemeint ist der Fahrermangel. So werden Paketdienstfahrer gesucht. Händeringend. Nur wen wundert das? Wer will sich schon wie der letzte Sack behandeln lassen?

Dabei war es doch eigentlich vorauszusehen. Paketversender verlagerten den Transport an Sub- und Subsubunternehmer aus, große Händler versenden kostenlos, selbst die Rücksendung kostet nichts. Und wenn diese Subunternehmer an den Autos nicht mehr viel sparen können – weil die oft eh schon aus dem letzten Loch pfeifen – dazu die Qualität der Dienstleistung auch nicht mehr gedrückt werden kann, geht man eben dem Personal ans Geld. Besonders bedrückend ist die Welle an Altersarmut, die auf die Betroffenen zukommt.

Warum werden diese Kurierfahrer nicht anständig bezahlt und auch die Überstunden vergütet? Klar, dazu müssten auch die Versandgebühren für den Onlinehandel steigen. Das Rücksenden umsonst ist dann wohl auch nicht mehr drin. Vielleicht gehen dann wieder mehr Menschen „offline“ einkaufen. So werden Arbeitsplätze im Einzelhandel geschaffen und die Innenstädte werden wieder belebt. Eine Win-Win-Situation, ist doch toll.

Aber solange nur oberflächlich Anteilnahme geheuchelt wird und es danach wieder zur Tagesordnung übergeht, oder eben zum Online-Shopping, wird sich daran nichts ändern. Und wehe der Bote kommt dann auch noch, wenn man gerade nicht da ist…

Einen Fachkräftemangel gibt es aber bekanntermaßen auch bei den großen. Gerade letzte Woche hat der DSLV (Deutscher Speditions- und Logistikverband e.V.) darauf hingewiesen. Einige Ursachen hat der Verband auch parat: Parkplatzmangel, die vorhandenen sind dazu unsicher und oftmals schlecht ausgestattet. Dann der sehr schlechte persönliche Umgang an den Be- und Entladerampen und auch das gesetzliche Verbot zur Übernachtung in der Fahrerkabine während der Ruhezeit.
Die letztere genannte Ursache ist bestimmt kein Grund. Im Gegenteil. Verboten ist nur das Übernachten im Fahrerhaus, während der regulären wöchentlichen Ruhezeit. Das heißt, die verkürzte Ruhezeit von 24 Stunden darf jeder Fahrer weiterhin in seiner Hütte verbringen. Nur eben die reguläre von 45 Stunden nicht. Und die steht eh nur alle zwei Wochen an.

Aber auch hier gilt: Nur die Unternehmer können für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. Das Fahrermangel die Versorgungssicherheit gefährdet, interessiert mich als Fahrer am wenigsten. Genauso wie es große Logistiker interessiert, wie ich als Fahrer unterwegs behandelt werde. Es zählt nur der Profit. Muckt ein Fahrer irgendwo auf, zieht i.d.R. er den kürzeren. Der Kunde hat immer recht.
Von seinem Arbeitgeber bekommt ein Fahrer vielleicht noch Rückendeckung. Doch dem eigentlichen Auftraggeber, häufig ein großer Logistiker, interessiert nur der Kunde.

Warum es Leute gibt, die unter diesen Bedingungen arbeiten?

Die Transportbranche ist zum Niedriglohnsektor verkommen. Warum es trotzdem Leute gibt, die unter diesen Bedingungen arbeiten? Die Antwort ist einfach: Weil viele keine Wahl haben. Aber genau das ist auch politisch gewollt. Hauptsache die Leute arbeiten und liegen nicht faul rum. Nur wer sorgt denn für den Wirtschaftsaufschwung in Deutschland? Mit dieser Lohnsklaverei ruinieren die nicht nur unser Land, sondern ziehen Europa mit in den Abgrund.
Und da wundert man sich, daß immer mehr Fahrer kaum noch ein Wort Deutsch sprechen? Wäre der eiserne Vorhang wieder da, würden umgehend große Teile von Dienstleistungsjobs wie Gastronomie, Pflege und Versand- sowie Speditionsbranche zusammenbrechen.

Aber genau hier ist die Politik in der Pflicht. Der Schutz der Bürger ist in den letzten Jahren auf Kosten von Profit und Lobbyismus nur noch vernachlässigt worden. Der einfache Mensch wird im Wahlkampf umgarnt, danach ist vieles vergessen. Im Hintergrund lachen sich die Bosse der Konzerne ins Fäustchen, denn niemand macht ihnen ihre Gewinne streitig, die ihnen aus der Ausbeutung ihrer Mitbürger erwachsen.

Die „Augsburger Allgemeine“ titelte letzte Woche „Die tägliche Not auf den A8-Parkplätzen„. Wer von diesem Thema betroffen ist, liest nichts wirklich neues. Sätze wie „Wer einen Stellplatz für die Nacht gefunden hat, darf sich glücklich schätzen“ oder „Problem wird sich in den kommenden Jahren verschärfen“ habe ich schon zig mal gelesen. Im Endeffekt werden wir Fahrer mit diesem Problem allein gelassen. So sieht es leider aus.

4 Comments

  1. Hajo
    Hajo 18/09/2017

    „Paketversender verlagerten den Transport an Sub- und Subsubunternehmer aus,“
    Lieber Maik, Du hast da etwas nicht verstanden: diese Unternehmen besinnen sich lediglich auf ihre Kernkompetenz und die ist in diesem Fall das Versenden (!) von Paketen und nicht deren Veteilung, das sind dann die Paketverteiler.
    Aber im Ernst: Selbstverständlich sind in erster Linie diese Unternehmen an der Misere schuld, aber, seien wir ehrlich, sind wir alle wirklich aussen vor (Stichwort: „Geiz ist geil“)?
    Weisst Du, ich habe mal in grauer Vorzeit physikalische Technik studiert und gelernt, dass es ein ehernes Gesetz in dieser Wissenschaft gibt, das sich die Energieerhaltungssätze nennt und, salopp gesagt, in den Worten definiert wird: „von nix kommt nix“.
    Gute Fahrt!
    Grüsse
    Hajo

    • maik
      maik 19/09/2017

      Der größte Teil der Auftraggeber von Paketdiensten sind gewerblich. Ob der Privatkunde da wirklich so viel Macht hat, weiß ich nicht. Das ändert aber nix an den Zuständen in diesem Gewerbe. Von nix kommt halt nix 🙂 . Dir ne schöne Woche Hajo.

  2. Gast
    Gast 18/09/2017

    Am Sonntag dieser Woche bietet sich mal wieder die Gelegenheit, an der Weichenstellung in Richtung Veränderung mitzuwirken.

    Wenn man sich Parteiprogramme und tatsächlich umgesetzte Politik der Vergangenheit auf der einen Seite und die Verteilung von Einkommen und Vermögen auf der anderen Seite ansieht, dann lässt sich der Schluss ziehen, dass bisher rein rechnerisch ein erheblicher Anteil der Wählenden gegen seine eigenen wirtschaftlichen Interessen gestimmt haben muss.

    Natürlich muss persönlicher finanzieller Profit nicht das einzige Kriterium einer Wahlentscheidung sein. Aber es wäre sicherlich auch nicht korrekt, zu behaupten, das spiele nur eine untergeordnete Rolle.

    n den Medien jedenfalls wurde die finanzielle Be- und Entlastung der Bürger dieses Jahr schon ziemlich intensiv durchgekocht.

    Dabei gab es allerdings bisher wenig Greifbares, will heißen: Die Frage, wer wem welche Entlastung verschaffen will, wurde kaum konkretisiert.

    Abhilfe schafft hier der „Steuer-O-Mat“: Dieser Online-Rechner zeigt, auf den offiziellen Aussagen der Parteien basierend (sofern verfügbar), ganz einfach an, wie sich die Pläne der Parteien auf das individuelle Einkommensnetto auswirken würden.

    Wer es ausprobieren will: https://steuer-o-mat.de

    Gibt man zum Beispiel als Bruttoeinkommen die Zahl ein, die neulich in einem gewissen FAZ-Artikel als obere Grenze des Fahrer-Durchschnittslohns genannt wurde, dann wird man vielleicht mehr oder weniger überrascht sein, wer mit welcher Entlastung aufwartet.

    Verdoppelt man dieses Bruttoeinkommen, ist die Überraschung darüber, welche Partei nun die größte Entlastung bringt, vielleicht noch größer.

    Wer aber steckt nun hinter diesem Steuer-O-Mat? Gewisse politische Kräfte, die eine bestimmte Partei pushen oder bashen wollen? Nein, es ist ein Privatunternehmen, das zu 100 % zur Haufe-Lexware-Gruppe gehört, einem führenden und renommierten Anbieter von Steuer- und Wirtschaftssoftware und -informationen, der seine Geschäfte fast nur im B2B-Bereich macht.

    • maik
      maik 19/09/2017

      Ein Teil der Wähler will keine großen Veränderungen. Denen reicht die Gewissheit, dass die nächsten vier Jahre ähnlich verlaufen, wie die vergangenen. Wer unzufrieden ist, wählt überhaupt nicht oder radikale „Alternativen“. Was beides gleich schlimm ist.

      Das Ergebnis dieses „steuer- o -maten“ überrascht nicht wirklich. Das die Linke niedrige und mittlere Einkommen entlasten will, hohe dagegen stärker belasten, ist bekannt. Alles andere wäre auch kurios; -). Die FDP sieht das erwartungsgemäß etwas anders. Aber trotzdem ein nützliches Tool. Danke für den Tipp.

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