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SPD in Panik

Sommer, Sonne, Sonnenschein habe auch ich an diesem Wochenende. Gut, dass kommt in meinem Fall nicht ganz so toll. Bei mir ist Rasthofambiente angesagt. Dank der tollen Ferienreiseverordnung habe ich es nur bis zu einem Rasthof bei München geschafft. Da war Endstation. Nun sitze ich bei mehr als dreißig Grad Außentemperatur in der noch wärmeren Hütte und warte darauf, dass es Montagfrüh weiter geht.

Im Rasthaus gibt es neben der normalen Fresstheke einen Nordseestand und die mittlerweile obligatorische BurgerKing-Ecke. Zumindest verhungern tue ich hier nicht. Also theoretisch. Praktisch sieht es ein wenig anders aus. Mein gewünschter Spießbraten war bereits alle. Wohl von Touristen weg gegessen. Der Fischstand war um kurz nach sieben Uhr heute Abend bereits komplett geschlossen und vor der Fast Food-Theke betrug die Wartezeit eine geschätzte Stunde. Grob geschätzt.
So musste ein Schnitzel herhalten. Trocken, da ohne Soße, aber immerhin mit einigen Zwergtomaten als Beilage. Den bei Tank&Rast versprochenen Mini-Fußball gab es natürlich auch nicht. Nicht umsonst liest man auf deren Werbeseite „Nur solange der Vorrat reicht!“

Aber vielleicht hat das eh alles bald ein Ende. Nämlich dann, wenn die SPD den nächsten Kanzler stellt. Denn ein Florian Pronold, der auch dem Wahlkampfteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück angehört, sagte am Freitag der „Mittelbayerischen Zeitung“:

Wenn in Ferienzeiten ein klares bundesweites Lkw-Verbot gilt, hat es auch die Polizei einfacher, die Einhaltung zu kontrollieren

Was habe ich mich gefreut. Staatlich verordneter Urlaub für mich und meine hunderttausenden Kollegen. Für ganze acht Wochen. Oder auch zehn. Endlich ein Politiker, dem meine geschundene Seele etwas bedeutet.
Aber dieses Hochgefühl hielt nicht lange an. Die primitive Freude verwandelte sich schnell in Frust. Oder eher Enttäuschung. Nämlich darüber, dass mal wieder jemand auch auf meine Kosten Wahlkampf betreibt.

Dieses bundesweites Lkw-Verbot bezieht sich natürlich nicht auf ein achtwöchiges Fahrverbot. Keine Ahnung, warum und ob der diesen oben zitierten Satz überhaupt gesagt hat. Er wird auf jeden Fall in verschiedenen Zeitungen so wieder gegeben. Nein, Pronold fordert in der Ferienreisezeit vom 01.07. bis zum 31.08. ein allgemeines Überholverbot für Lkw auf allen zweispurigen Bundesautobahnen. Das fördert den Verkehrsfluss, verbessert die Verkehrssicherheit und verhindert Staus im Ferienreiseverkehr.

Auf einem Großteil der zweispurig ausgebauten Autobahnen in Deutschland gilt zumindest tagsüber eh schon ein flächendeckendes Lkw-Überholverbot. Wie der Verkehrsfluss dort funktioniert, kann man bereits jetzt gut beobachten. Da gibt es Schleicher, Drängler, Fahrer die rechts überholen und andere, die wiederum andere schneiden oder ausbremsen. Um das zu erkennen, braucht es kein allgemeines Überholverbot für Lkw. Über eine angeblich verbesserte Verkehrssicherheit braucht man überhaupt nicht erst zu reden. Genauso wenig wie von angeblich verhinderten Staus.

Wann gibt es denn die längsten Staus in den Sommermonaten? Doch wohl Samstags. Ein Tag, an dem dank der bereits erwähnten Ferienreiseverordnung kaum Lkw unterwegs sind. Was soll also dieser dumme Vorschlag vom SPD-Pronold? In der dazugehörigen Pressemitteilung hofft er auf die Akzeptanz der Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer. Wörtlich liest man da:

Der Verzicht auf Elefantenrennen hat auch für Transport- und Logistikunternehmen viele Vorteile: Geringerer Fahrzeugverschleiß und Kraftstoffverbrauch sowie weniger Stress für den Fahrer

Was glaubt der Pronold, was ich im Lkw mache, wenn zwanzig andere Laster vor mir fahren? Das interessiert den nicht, ich erwähne es aber trotzdem: Bremsen, Gas geben, Schalten. Und das an einer Tour. Eine gleichmäßige Geschwindigkeit kann ich da nicht mehr fahren. Wo da der geringere Fahrzeugverschleiß und Kraftstoffverbrauch herkommen sollen? Keine Ahnung! Klar, ich könnte den Tempomat auf 60 km/h einstellen. Dann wäre ich vielleicht der erste. Der zehnte hinter mir, würde dann stehen. Womit wir wieder beim Verkehrsfluss wären.

Anmerkung: Im Artikel der verlinkten „Ruhrnachrichten“ hat man den Zusatz „Überhol“ unterschlagen. Der Satz von Pronold in der „Mittelbayrischen Zeitung“ lautet: „Wenn in Ferienzeiten ein klares bundesweites Lkw-Überholverbot gilt, hat es auch die Polizei einfacher, die Einhaltung zu kontrollieren.“
Somit war meine kurze Freude völlig umsonst!

Homepage von F. Pronold
Pressemitteilung: Lkw-Elefantenrennen in der Sommerreisezeit beenden
Mittelbayrische Zeitung: SPD will „Elefantenrennen“ verbieten
Autobahn Tank & Rast

8 Comments

  1. Daniel
    Daniel 28/07/2013

    Wir wären nicht Deutschland, wenn wir nicht alles was eh reglementiert ist nicht nochmal strikt regeln würden. Elefantenrennen sind eh zu jeder Zeit verboten. Und wer sich nicht dafür interessiert das er deutlich schneller sein muss, der interessiert sich auch nicht für die kleinen Überholverbotsschildchen.
    Dann am besten das Überholverbot noch so wie auf der A6… Überholverbot für LKW ab 7.5t. Blöd nur das die drunter auch nicht schneller sind, das aber dann auf der linken Spur. Und die ganzen Hängerfahrer auch. Oder die Tschechen mit ihren Planen-Sprintern. Dafür darf aber eine ganze Kolonne Sattelzüge hinter einem Trecker hertuckern, der mit seinen 60 gerade so auf die Autobahn durfte.

    Rasthof bei München? Da haben die Kühlerfahrer morgen doch bestimmt auf einmal eine Menge neue Freunde…

  2. Tony Mach
    Tony Mach 28/07/2013

    So, wenn also auf der rechten Spur eine Kolonne LKW mit 80 bis 90 km/h „dahin-schleicht“ (oder schon mal weniger, wenn der gelegentliche LKW mit etwas weniger PS dabei ist), dann ist es im Interesse aller Verkehrsteilnehmer das der Geschwindigkeits-Unterschied zur linken Spur nicht zu groß wird. Deshalb fordere ich: Generelle Tempo-Begrenzung auf 110 km/h bei Kolonnen-Bildung auf der rechten Spur auf zweispurigen Autobahnen.

    DAS wäre mal eine sinnvolle Maßnahme. Dann passiert auch sowas nicht mehr so einfach:
    https://kreisanzeiger-online.de/2011/07/29/aktuell-frau-und-kind-sterben-auf-der-a7-vollsperrung/

    Und im übrigen wird VIEL ZU WENIG kontrolliert. Was nerven mich die ganzen Idioten aus Degendorf und aus Landshut und aus Belgien und aus Großbritannien die derzeit meinen sie müßten 150 km/h fahren wenn hier auf der A3 120 km/h erlaubt sind – die müsste man ALLE rausziehen. Aber sowas ist ja scheinbar *NICHT* im Interesse der Verkehrssicherheit.

  3. Gustav Gans
    Gustav Gans 28/07/2013

    Ich habe mir einmal die Kommentare unter dem von Tony Mach verlinkten Artikel durch gelesen. Genau diese Zielgruppe wollen Politiker wie der hier genannte erreichen. Menschen mit einer Anti Lkw Meinung sind dankbar für solche Vorschläge, seien diese auch noch so primitiv. Dazu kommt diese einfältige „Freie Fahrt für freie Bürger“ Meinung, die bei vielen noch immer im Kopf gespeichert ist, auch bei Politikern. Das muss natürlich immer wieder neu erwähnt werden, besonders im Wahlkampf. Das könnte ja Wähler bringen.

  4. Teilzeitleser
    Teilzeitleser 28/07/2013

    Herr vergib Ihnen, denn Sie wissen nicht, was Sie von sich geben 🙁

  5. Franz Mersdonk
    Franz Mersdonk 28/07/2013

    So so. Der Herr Politiker appelliert an die Akzeptanz von Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrern, für diese Massnahme Verständnis aufzubringen. Warum appelliert er nicht an die Urlauber, auf der Fahrt in ihr Vergnügen, Verständnis für Lkw- Fahrer aufzubringen?

  6. Stefan
    Stefan 29/07/2013

    Das Sommerloch muss ja irgendwie gefüllt werden…

    Wenn Rot/Grün an die Regierung kommt, ist das LKW-Überholverbot noch das kleinste Problem für die Branche. Ich behaupte mal das in einen Rot/Grünen Koalitionsvertrag eine massive Erhöhung der Ökosteuer und der LKW-Maut stehen wird…

    Grüße

  7. topas
    topas 30/07/2013

    Das Problem sind auch nicht die LKW-Fahrer allein.
    Auch auf der A12 kann man gut die unterschiedlichen Überholmanöver der anderen Verkehrsteilnehmer sehen. Zwar dürfen LKW auf der gesamten Strecke nicht überholen (tun sie auch nicht), trotzdem ist es aus PKW-Fahrersicht stressig.
    Sonntag erst die beiden 7,5-Tonner-Fahrer, die über 4km nebeneinander her fuhren (bis der Überholversuch abgebrochen wurde). Transporterfahrer, die sich mit 95km/h an der Kolonne von 20LKW vorbei schleichen. PKW, die beim Überholen kaum über 100km/h kommen, dann aber in der rechten Spur auf einmal auf 140 ziehen können. Autofahrer, die die Leistung ihres Autos unterschätzen und auch deutlich über 1km brauchen, um einen anderen PKW zu überholen.

    Wie Maik schon richtig anmerkte – die klassische Reisezeit ist eh das Wochenende, und da gilt eh das Fahrverbot. Die Äußerung von Pronold sind mal wieder nur sinnloses Geschwafel. Manchmal frage ich mich, ob es echte Ahnungslosigkeit ist, oder Politiker versuchen, sich auf das vermeindliche Niveau ihrer Wählerschaft zu begeben.

  8. highwayfloh
    highwayfloh 30/07/2013

    Hi liebe Kolleginnen und Kollegen,

    ohne mich profilieren zu wollen:

    Ich habe an zwei Zeitungen diesbezüglich einen „offenen Brief“ geschrieben, kann mir natürlich nicht sicher sein, dass der auch veröffentlicht wird.

    Darum habe ich ihn auch in meinem Blog online gestellt.
    Eventuell unterstützt Ihr diese Aussagen auch und es wird eine eigene Online-Petition draus …

    hier mal der Link zu meinem Artikel:

    https://highwayfloh.netzkneipe.net/2013/07/offener-brief-an-herrn-pronoild-spd/

    Würde mich über Unterstützung freuen.

    Euer highwayfloh

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