Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Vom Zeugenstuhl in den Knast

Wer im Staatsdienst stur nach Staatsnote arbeitet, verliert irgendwann seine Menschenkenntnis. Oder können sich Richter und Staatsanwälte nicht mehr vorstellen, dass in einem Gerichtssaal auch die Wahrheit gesagt wird?
So oder ähnlich kann man es im Fall Stephan Schober sehen. Der 43 – jährige saß 25 Tage unschuldig in der Nürnberger Justizvollzugsanstalt.

Der Grund ist ein Bagatell – Unfall am 17. April in der Nähe von Schwabach.
Ein Lastwagen der Lichtenfelser Spedition „Kraus & Pabst“ soll ein parkendes Auto angefahren haben. Der Sachschaden: 2 500 Euro.

Nun wurde dieser Fall am 6. Oktober vor dem Amtsgericht Schwabach verhandelt. Schober bestätigte als Zeuge, dass er neben seinem Kollegen Werner V. im Führerhaus saß und von einem Unfall nichts mitbekommen hat.
Die Frau des PKW-Besitzers gibt dagegen an, dass nur ein Mann im Lastwagen saß.
Schober wird noch im Gerichtssaal wegen uneidlicher Falschaussage und Verdunklungsgefahr festgenommen.

Ein Lackgutachten bestätigt dreieinhalb Wochen nach dem Prozess, dass der Lkw dieser Spedition als Unfallverursacher ausscheidet.
Schober, gegen den bereits Anklage erhoben wurde, kommt nach 25 Tagen frei.

Da fällt mir doch spontan Helmut Kohl ein, der sich vor Gericht weigerte, die Namen der Spender und damit die Wahrheit zu sagen und keinen einzigen Tag in Beugehaft musste. In diesem Fall ging es um mehrere hunderttausend Euro.

5 Comments

  1. hajo
    hajo 04/11/2008

    jau Maik, ich hab den Bericht im Fernsehen gesehen und auch ich frage mich, ob es noch den Begriff der Verhältnismässigkeit der Mittel gibt.
    Um Deinen Vergleich zu verwenden: der Unterschied ist, dass bei Schober eine Verdunklungsgefahr BEFÜRCHTET wurde, bei Kohl WUSSTE man es ohnehin ;-).
    Das ist halt der Unterschied zwischen Recht und richtig.
    Gruss
    Hajo

  2. MalteHauke
    MalteHauke 04/11/2008

    Interessant ist auch die Aussage des Betriebsratschefs seiner Firma: „Schober stand vor der Frage, seine Aussage zu widerrufen und die Unwahrheit zu sagen, damit er wieder in Freiheit kommt.“

    Heißt, mit Lügen kommt man in diesem Staat weiter.

  3. derM
    derM 04/11/2008

    Willkommen im Bayrisch – Königlichen Amtsgericht.

    Ist denen eigentlich in den Sinn gekommen,das die ein Leben komplett hätten zerstören könnten?

  4. Andy
    Andy 04/11/2008

    Soetwas passiert doch regelmäßig. Nur leider nimmt i.d.R. die Öffentlichkeit davon kaum Notiz.

  5. opatios
    opatios 04/11/2008

    In dem Lastwagen, der das Auto angekarrt hat, sass laut Zeugenaussagen nur *einer*.
    Der Beschuldigte bringt einen Zeugen bei, der im Lastwagen neben ihm saß.
    Daraufhin wird der Zeuge ebenfalls angeklagt.

    Schuldig bis die Unschuld bewiesen ist,
    so scheint das in Bayern abzulaufen!

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.