Es ist Freitag. Noch fünfzehn Kilometer bis nach Hause. Blöd, dass ich gerade jetzt mindestens neun Stunden Pause machen müßte. So verlangt es das Gesetz von mir – nämlich dann, wenn meine vorgeschriebene Tageslenkzeit vorrüber ist. Und genau das ist nun der Fall.
Ich ignoriere das. Am Ende des Tages habe ich meine Tageslenkzeit um 18 Minuten überschritten. Egal. Es ist Wochenende.
Drei Wochen später: Kontrolle in Italien. Sorgen mache ich mir nicht, stimmt eh alles. Zumindest dachte ich das. Der Bullezist – wie nennt man die eigentlich da unten – will alles sehen. Und natürlich haben. Führerschein, Personalausweis, Frachtbriefe, Lieferscheine, EU – Genehmigung und den ganzen restlichen Kram. Zum Schluß verlangt er meine Fahrerkarte.
Eine halbe Ewigkeit später erscheint er wieder am Lkw. Er reicht mir einen Zettel, auf dem ein Datum steht. Von diesem will er einen Ausdruck. Ich fummel am Gerät herum, dann rasselt der Streifen Papier heraus.
Er schnappt sich den Fetzen, schaut kurz darauf und zeigt auf eine Zahl. Zehn Stunden Achtzehn, lese ich. Irgendetwas zu erklären, bringt nichts. Der will mich eh nicht verstehen. Dann verschwindet er wieder.
Fünf Minuten später taucht er wieder auf, in der Hand irgendein Buch und einen Taschenrechner. Er beginnt auf dem Gerät zu tippen und dabei unaufhörlich zu reden. Jetzt ging er mir wirklich auf den Sack.
Dann ist er fertig und schreibt 38.50 Euro auf einen Zettel. Ich verkniff es mir, Ihm einen Vogel zu zeigen. Stattdessen belies ich es bei einem „Du tickst nicht richtig„. Er legte den Kopf zur Seite, ich winkte ab und zog es vor, meine Klappe zu halten – und die Kohle zu zahlen.
Selbst im gierigen Frankreich hätte ich nichts geblecht, da bin ich mir sicher. Aber diese Schwarzkittel da unten brauchen halt Erfolgserlebnisse. Warum auch immer.
Ich will nicht wissen, was einer zahlen muß, bei dem man zehn oder zwanzig Übertretungen findet. Der wird sicher arm wie eine Kirchenmaus. Mich ärgern schon die 40 Euro.
lieber Maik, ich weiss zwar, dass gegen die italienische Ordnungsmacht Götter selbst vergeben kämpfen, trotzdem meine Frage, wie man auf die Idee kommen kann, im Ausland begangene Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen.
Ob „der“ wohl das Geld (abzüglich der Bearbeitungskosten) wohl nach D überwiesen hat? 😉
Doch wohl eher nicht, denn die paar Kröten decken sicherlich nur seinen Aufwand, oder?
Herzliche Grüße
Hajo
@maik:
kannst mich gerne korrigieren, aber soweit ich jetzt informiert bin, ist man doch nicht verpflichtet, von „seiner“ Karte einen Kontrollausdruck anzufertigen.
Wenn dann muss der „Freund und Helfer“ dies über „seine“ Kontrollkarte machen, bzw. ohne Karte ausdrucken…
@Hajo:
Das interessiert keinen, „wo“ der Verstoß begangen wurde, nur „dass“ er begangen wurde … das „warum“ schon gleich drei mal nicht …
…war auch schon zu „Tachoscheiben-Zeiten“ so…
Und mittlerweile werden Verkehrsvergehen fast EU-weit grenzüberschreitend durch das Heimatland für das andere EU-Land, in dem das Vergehen begangenwurde im Rahmen eines Rechtshilfeabkommens verfolgt.
@highwayfloh
„Und mittlerweile werden Verkehrsvergehen fast EU-weit grenzüberschreitend durch das Heimatland für das andere EU-Land, in dem das Vergehen begangenwurde im Rahmen eines Rechtshilfeabkommens verfolgt.“
Nur hier ist es doch anders: hier verfolgt ein Nicht-Heimatland die Vergehen IM Heimatland, irgendwie verquer, oder?
@hajo:
Im Sinne der EU ist dies an sich eigentlich sogar gerecht.
Stell Dir die früheren Szenario vor:
Du warst als Deutscher im Ausland, wurdest geblitzt und vor die Wahl gestellt entweder zu zahlen, oder das KFZ wird beschlagnahmt, oder was auch immer.
Zur gleichen Zeit, kam ein pfiffiger „Ausländer“ in Deutschland, wenn er „hartnäckig“ kein Deutsch verstand und auch nichts an Bargeld bei sich hatte, bzw. verschickte Bußgeldbescheide an seinen Wohnsitz wurden nicht vollstreckt.
Soviel zum allgemeinen Sachverhalt.
Zum speziellen Sachverhalt,den maik geschildert hat,habe ich auch eine andere Meinung,hier sollte man dann doch als Angehöriger der Exekutive „Augenmaß“ beweisen,da ich mir sicher bin, dass die dortigen Amtsorgane dies bei ihren eigenen Landsleuten, ebenfalls walten lassen.
Nachtrag:
zum Punkt „Ausländer“ und „früher“:
Noch dazu wurde von einer Verfolgung der Vergehen insbesondere oftmals abgesehen, wenn der fremdländische Staatsangehörige aus einem Lande stammte, dessen Währung gleich „null“ wert war und es von vorne herein keinen Sinn gemacht hätte, hier auf eine Vollstreckung zu pochen, auf welchem Wege auch immer.
@hajo:
Doch, das ist ja der Sinn des „EU“-Fahrtenschreibers! 😉
@highwayfloh:
Doch, Du bist sogar verpflichtet, IMMER und AUSREICHEND Papierrollen mitzuführen für Kontrollen, welche OHNE digitales Auslesegerät stattfinden! Nicht jeder STreifenwagen hat heutzutage einen Laptop an Board!
@maik:
Selbstverständlich hast Du Dir den Kontrollausdruck amtlich bestätigen lassen, stimmt´s? 😉 :p
@Sven:
die Papierrollen sind doch gar nicht das Thema!
Es geht nur darum, ob man als Fahrer verpflichtet ist, „seine“ Kontrollkarte zum Auslesen am digitalem Tachographen im Fahrzeug selbst zur Verfügung zu stellen, oder nicht.
Meines Wissens ist dies nicht der Fall. Die Kontrollorgane müssen hierfür ihre eigene Kontrollkarte in das Gerät stecken und dann ausdrucken.
Ob die dann zum Auslesen der Fahrerkarte ein Laptop dabei haben oder nicht, spielt ebenso keine Rolle, ist doch deren Problem… .
Nein, müssen Sie eben nicht!
Die Kontrollkarte ist keine Voraussetzung der Kontrolle. Diese dient lediglich dem Nachweis, bei einer Kontrolle OHNE Ausdruck nachzuweisen, wann und durch wen kontrolliert wurde. Da Mail aber einen Ausdruck gemacht hat, wird auf diesem handschriftlich die Kontrolle vermerkt. War schon alles korrekt so!
sorry , Maik, nicht Mail 😀
@Sven:
ich werde das nochmals nachrecherchieren…
Irgendwie ist mir das anders in Erinnerung.
Bin aber auch noch der „Tacho-Scheiben-Generation“ zuzurechnen…
@highwayfloh:
Du bist als Fahrer dazu verpflichtet auf Verlangen einen Ausdruck anzufertigen.Kannst du es nicht oder willst du es nicht, kostet dich das 75 Euro/24-Std-Zeitraum Bußgeld wenn die Kontrolle erschwert wird bzw. 250 Euro/24std-Zeitraum wenn die Kontrolle dadurch nicht durchgeführt werden kann.
Nicht jeder Beamte hat eine eigene Kontrollkarte. Der Drucker ist eigentlich auch nur deswegen eingebaut, damit Kontrollen auch ohne Karte möglich sind.
Das hat natürlich auch seine Schattenseiten. Kommst du den Beamten dumm, hörst du ganz schnell mal den Satz das du bitte einen Ausdruck der letzten 28 Tage anfertigen sollst. 3 Rollen Papier musst du mindestens dabei haben, nach einem Ausdruck der letzten 28 Tage hast du meistens nur noch ne Rolle Klopapier im Auto. Und dann geht der Zauber erst richtig los. Denn dann bekommste auch noch einen übergebraten weil du kein Papier mehr dabei hast (5€/24 Std-Zeitraum).
Vor 2-3 Jahren war das usus das du Ausdrucke anfertigen musstest weil halt kaum ein Beamter mangels Laptop&Software die Fahrerkarte auslesen konnte. Wir waren immer mit einem 10er-Pack Druckerpapier unterwegs weil das billiger war als die Strafe für fehlendes Papier.
Mit der Kontrollkarte können die Beamten den Speicher des DTCO auslesen (§10 FPersV). Das geht nur mit einer Kontroll- oder Unternehmerkarte. Je nachdem wann der DTCO das letzte mal ausgelesen wurde, kann das schon mal ne Stunde dauern. Deswegen wird nicht sofort die Kontrollkarte gezückt.
Aber auch hier gilt: Kommst du den Beamten doof, lesen die halt den DTCO aus. Und wenn es ganz übel läuft, sitzt der Bollyzist stundenlang auf deinem Sessel und spielt am DTCO rum.
Da ist mir die Scheibe auch lieber. Man gibt denen die Scheiben der letzten 28 Tage und gut ist. Da gibt es nix zu deuten, zu fummeln oder auszudrucken. Zur Kontrolle reicht ein gutes Auge oder ne Lupe. Leider sind die Zeiten für mich demnächst auch wieder vorbei.
@Maik:
Ich glaube die nennt man Piccolo Stronzo. Sag das aber nicht zu laut, ansonsten norden die dir das Führerhaus ein 😀
Allgemein wäre ich bei den italienischen Polizisten vorsichtig mit dem Fluchen. Einige haben Verwandte in Deutschland, andere lernen von deutschen Touristen. Und das einzige was die dann an Deutschland und er Sprache interessiert, sind die Schimpfwörter.
„“Tacho-Scheiben-Generation”“
Gerüchteweise, konnte man da ja auch noch richtig ‚Schmuh‘ mit machen *g*
**duck**
Ich bin aber schon ganz froh, dass ich endlich auf Karte fahre…
@SpaceFalcon:
können hätte man schon, nur hättest Dich dabei strafbar gemacht … Stichworte „Urkundenfälschung / Urkundenunterdrückung“…
Allgemein noch zum Thema:
zur Recherche bin ich noch nicht gekommen aber ich bleib drann…
Zum Ausdrucken bezüglich der Tageszeitnachweise hätte ich folgenden Tipp:
„generell“ die jeweilige Schicht ausdrucken und den Ausdruck mitführen…
Das spart Zeit und Geld …
Und wenn der „Alte“ wegen Papierverbrauch meckert genau dieses Argument anführen …
Was kostet letztendlich mehr? Ein paar Stunden Standzeit in einer Kontrolle, oder die paar Papierrollen + Toner fürs Kontrollgerät?
Unterschied, zwischen realem Scherz und fiktiver Ernsthaftigkeit…
[…] wurde nichts. Wie auch. Für die achtzehn Minuten Überschreitung haben mich die Italiener schon abgezockt. Anschliesend mußte ich fahren. Abends kurz vor elf. […]