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TruckOnline.de Posts

Links und rechts der (Daten-) autobahn

Soll ich Euch ein Geheimnis verraten? Vor viereinhalb Jahren musste ich meinen Führerschein abgeben. Für vier Wochen. Warum? Weil ich mit meinem Pkw mit knapp hundertfünfundzwanzig statt der erlaubten achtzig durch eine Autobahnbaustelle gerast gefahren bin. Selbst Schuld? Ja. Selbst blöd? Klar.

Drüber geärgert? Jep. Aber nicht hauptsächlich wegen der Geldstrafe oder den zwei Punkten, obwohl beides auch weh tat, sondern des Fahrverbotes wegen. Denn vier Wochen ohne Führerschein ist kacke. Auch oder besonders für einen wie mich, der jobmäßig darauf angewiesen ist.

Seitdem fahre ich vorsichtiger, defensiver, halte mich weitgehend an Vorschriften. Die vier Wochen ohne Führerschein waren also durchaus heilsam für mich. Auch wenn ich diese Zeit noch etwas abmildern konnte. Das Fahrverbot durfte ich auf einen günstigen Zeitraum legen, nämlich über die Weihnachtsfeiertage und Neujahr. Diese Möglichkeit gibt es ja noch immer.

Deshalb habe ich auch kein Problem mit den seit Ende April verschärften Änderungen im Bußgeldkatalog – etwa das drohende Fahrverbot ab 21 km/h über dem erlaubten Tempo, neben 80 Euro Strafe und einem Punkt in Flensburg.
Nur diese Änderungen will Scheuer wieder rückgäng machen. In seinem Ministerium heißt es, diese Regelung sei „unverhältnismäßig“ und sorge für große Aufregung bei den Autofahrern.

Mit 74 km/h durchs Dorf zu kurven, dabei geblitzt zu werden, mit der Gefahr seinen Führerschein zu verlieren, ist also unverhältnismäßig? Sorry, aber das ist beScheuerT. Wer so schnell fährt, macht das nicht mal so einfach aus versehen – muss also mit den Konsequenzen und Strafen klarkommen. Wer also seinen Führerschein behalten will, einfach an Regeln halten. Problem gelöst, sogar ohne Aufregung.
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Syrischer Fahrer kippt mit überladenem Lkw auf der A 20 fast um. Der Lkw hatte übrigens eine deutsche Zulassung.

Während der Überprüfung stellten die Beamten zudem fest, dass der Fahrer den Lkw ohne eingelegte Fahrerkarte geführt hat. Bei der Kontrolle fiel weiter auf, dass der Fahrer offenbar keinerlei Kenntnisse bezüglich der Lenk- und Ruhezeiten sowie arbeitszeitrechtlicher Regelungen hatte. Bei der anschließenden Begutachtung der Ladung wurde dann auch deutlich, warum das Fahrzeug so stark schwankte. Beim Öffnen der Ladefläche fiel bereits ein Teil der Ladung herunter. Der Transporter war bis unter die Decke mit Lebensmitteln beladen, jedoch ohne dabei die geforderten Ladungssicherungsvorschriften einzuhalten.

um-tv.de

Das Leute null Ahnung von der ihnen zugewiesenen Arbeit haben, soll ja vorkommen. Der Bußgeldkatalog wird es schon richten. Auch hier. Es sei denn, Scheuer legt sein Veto ein. Aber gut jetzt.
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Ein Fahrer hängt bewustlos hinterm Lenkrad. Laut dem Bericht auf „t-online“ war er 58. Tja, niemand kann sagen, ihm passiert das nicht. Seit Januar bin ich fünfzig, ab wann sollte ich mich als „potenzielles Risiko“ ansehen?
Ich kenne einen, der sagte mit knapp 80 Jahren: „So, jetzt ist Schluß mit der Fahrerei“. Der fühlt sich bisher fit und fahrfähig, aber kann er das wirklich beurteilen?
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Noch so ein Geschädigter, der mit einem Lkw rund 20 Kilometer falsch auf der A3 fährt.

Der Fahrer wurde leicht verletzt festgenommen. Bei seiner Festnahme machte er laut Polizei einen verwirrten Eindruck. Ob der Mann alkoholisiert war, unter dem Einfluss von Drogen stand oder sich in einem sonstigen psychischen Ausnahmezustand befand, müssen die weiteren Ermittlungen klären.

Passauer Neue Presse

Was ein Wahnsinn. Scheuer übernehmen Sie. Kurwa.
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Weil sie keine digital zu verarbeitenden Informationen bereitstellen, wo entlang ihres Schnellstraßennetzes sichere LKW-Parkplätze zu finden sind, hat die EU-Komission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen acht Länder eingeleitet. Grund? Das wäre ein Verstoß gegen die EU-Verordnung 885/2013.

Tja, jeden Abend der gleiche Kampf, einen geeigneten Platz zum übernachten zu finden. Kein Wunder, dass einige in einen psychischen Ausnahmezustand abdriften und irgendwo als Geisterfahrer enden.
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Wie wirkt sich Müdigkeit auf Lkw-Fahrer aus?
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Schlaue Zitate

Die Rauchschwalbe, der „Vogel des Jahres“, kann auch im Fliegen schlafen. Na und? Das können viele Autofahrer genauso gut.

Wolfgang J. Reus (1959 – 2006), deutscher Journalist, Satiriker, Aphoristiker und Lyriker
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Ich bin eine coole Socke

Das vor der Einfahrt in eine Firma die Körpertemperatur überprüft wird, habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. In Italien aber schon mehrfach.
Gemessen wird an der Stirn mit einem Infrarotthermometer, natürlich aus sicherer einiger Entfernung. Logisch, geht ja nicht anders.

Bisher waren die Messungen relativ genau. Also immer so zwischen 36 und 37 Grad. Heute früh in einem Betrieb bei Pordenone im Nordosten Italiens lief aber irgendetwas schief. Das Gerät zeigt 33,6 Grad an.
Ein bissel wenig, dachte ich und machte mich für eine zweite Messung bereit. Der Prüfer, übrigens in Klamotten vom italienischen roten Kreuz, war aber zufrieden.

Na ja, wenn er meint. Über den Sinn oder eher Unsinn dieser Messung lasse ich mich dann natürlich nicht aus. Ich durfte einfahren zum entladen. Ziel erreicht.

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Liebe Oma

nun habe ich endlich wieder eine Arbeit. Es ist eine besonders schöne Arbeit. Ich darf 16 – 18 Stunden am Tag tätig sein, so das ich auch keine Freizeitprobleme mehr habe.
Mein neuer Job ist der eines Fernfahrers und das Image eines Kapitäns der Landstrasse tut mir sehr gut. Das brauche ich aber auch, denn mein Chef ist der Meinung, dass ich unter keinen Umständen zuviel verdienen darf. Aber ich bin ja selten zuhause, da kann ich nicht soviel ausgeben und viel sparen.

Besonders freut mich, dass bei den einzelnen Ladestellen für meine Körperertüchtigung gesorgt wird. Ich darf nämlich ganz allein meinen Lkw auf- und abladen. Das ist aber auch dringend nötig, da ich sonst nach 12 Stunden Fahrzeit einschlafen würde.
Ich glaube, dass meine Kollegen, die ich unterwegs im Strassengraben sehe, nicht abladen durften. Ich aber kann dann noch zurück fahren. So braucht mein Chef keinen zweiten Fahrer einzustellen und – so sagt mein Chef – helfe ich dadurch, meinen Arbeitsplatz zu sichern.

Wie nobel mein lieber Chef tatsächlich ist, siehst Du daran, dass ich im Führerhaus ein Bett habe, obwohl ich nie dazu komme, es zu benutzen.

Liebe Oma, entschuldige bitte meine zittrige Schrift. Aber neuerdings zittere ich immer so, obwohl ich mir das garnicht erklären kann.
An meinem Lebenswandel kann das nicht liegen, denn ich gehe nie aus und bin auch kaum zu Hause.

Dein lieber Jörn!

Glosse aus „Verkehrsreport Nummer 3“, Stuttgart 1978. Eine Puplikation des Hauptvorstandes der Gewerkschaft ÖTV

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Links und rechts der (Daten-) autobahn

Jetzt wurde auch die IAA-Nutzfahrzeuge in Hannover abgesagt. War ja zu erwarten gewesen.
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Guter Beitrag über die Arbeitsbedingungen im europäischen Transportgewerbe. Ab Minute 16.50 geht es um philippinische Fahrer. Zwölf Monate im Lkw für nicht mal nen tausender im Monat. Seid der Demo in Lübeck vor sieben Jahren hat sich nix geändert.
Klar, für die Philippinos ist das ein super Job mit für sie guten Geld und vielleicht auch normal, im Ausland zu arbeiten. Das europäische Unternehmer gerne auf solche Leute zugreifen, wen wundert es. Preiswert, arbeitsam, zufrieden.

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Der Verkehr auf der Seidenstraße boomt.
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Eine Schwerlastkontrolle irgendwo in Deutschland. Die Ergebnisse? Nicht so lustig. Trotzdem kann ich ein Grinsen nicht unterdrücken.
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Die Gewerkschaft Verdi zeigt den Niederlassungsleiter von Dachser Food Logistics Bremen an und wirft ihm Behinderung der Betriebsratsarbeit vor. Das Logistikunternehmen widerspricht.

Ach kommt. Mauscheleien und Tricksereien sind doch nicht nur in der Transportbranche oft üblich. Gerechte Bezahlung, Einhaltung des Mindestlohns oder gar Tariflohn? Nö, funktioniert nicht. Kommt dann noch einer, der mitbestimmen will, mit Hilfe der Gewerkschaft oder einem Betriebsrat, sehen Führungskräfte rot. Dann wird alles versucht, dass zu untergraben unterbinden.
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Ziel mit Hindernissen erreicht

Heute früh kurz nach fünf bei Brescia losgefahren, jetzt kurz vor Würzburg Feierabend. Und das mit zehn Minuten Abfahrtskontrolle und 9.49 Stunden Fahrzeit. Den Arbeitstag also voll ausgenutzt. So passt das.

Mir fällt aber auf, der Verkehr zieht wieder merklich an. Die ruhigen Wochen scheinen vorbei zu sein. Besonders hier in Deutschland.
Aber auch in Österreich. Was ich da nicht verstehe, wochenlang war auf den Straßen wenig los. Jetzt fällt denen von der Asfinag ein, oho, die Mittellinie könnte neue Farbe gebrauchen. Da sperren wir doch mal für einige Kilometer die linke Spur. Oder an anderer Stelle sollte an der Mittelleitplanke was ausgebessert werden. Zack, noch eine Tagesbaustelle. Die jeweiligen Staus davor nehmen wir mal so dahin.

Aber ich muss nicht alles verstehen. Mittlerweile sage ich mir, dass schon alles seinen Grund haben wird. Was auch sonst.

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