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Kategorie: Firmen

Ich wurde bestreikt

Fragt mich nicht, warum heute früh vor einer Logistikfirma westlich von Mailand gestreikt wurde. Ich versuche es am Wochenende mal herauszufinden. Hat mich aber fast drei Stunden gekostet.

Aber so ist es nun mal. Immerhin waren die Leute nett. Auch wenn ich am Anfang versucht habe, doch noch raus zu kommen. Mit friedlichen Mitteln natürlich. Nämlich das ich denen erklärt habe, dass ich Deutscher bin und mit deren Forderungen nix am Hut habe. Wollten die aber nicht gelten lassen. Also habe ich gewartet.

streik in Italien
Da muss ich wohl warten

Eine Flasche Wasser spendierte ich sogar. Sollte keine Erpressung sein, sondern weil es schon ziemlich warm war. Die wurde auch dankbar angenommen.
Kurze Zeit später kam der Niederlassungsleiter, diskutierte mit den Protestlern. Ohne Erfolg, ganz klar. Den einzigen Ausweg sah er darin, die Polizei zu holen. Nach zehn Minuten kamen die auch, in Form der Carabinieri. Ohne auszusteigen schauten die sich den Aufstand an, drehten drei Runden und fuhren wieder.

Der Niederlassungsleiter ging auch, die Aufständischen machten es sich bequem. Ich übrigens auch. Zwischendurch inspizierte ich meine Vorräte an Essen und Wasser, zumindest darin bestand kein Mangel. Nur meine Zeit lief langsam davon. Hatte noch eine Ladestelle, die wollte ich noch schaffen. Denn das Wochenende naht so langsam und das möchte will ich zuhause verbringen.

Nach einer Stunde kamen die Carabinieri wieder. Jetzt stiegen sie sogar aus und gesellten sich zu den Streikenden. Natürlich nicht um auf die einzureden, sondern um nett mit denen zu quatschen. Auch Fotos wurden gemacht, einträchtig mit Staatsbediensteten und Protestlern zusammen. Vor so viel Nähe und Zusammenhalt war selbst ich gerührt.

Carabinieri schaut nach streikenden
Die Staatsmacht ist da

Mittlerweile war auch der Niederlassungsleiter wieder anwesend. Er fragte mich, ob ich Kaffee und Wasser möchte. Ich strahlte und sagte selbstverständlich ja. Und bitte und danke.

Natürlich war ich nicht mehr allein. Vor dem Tor standen Lkw die rein wollten, hinter mir Lkw, die wie ich raus wollten. Aber dazu gleich.
Denn nun kam so langsam Bewegung in die Sache. Eine weitere Besatzung der Carabinieri kam und kurz darauf eine Streife der Polizia. Nun begannen wieder Diskussionen mit den Streikenden und der Niederlassungsleitung. Und dann, völlig überraschend für mich, vom Vorgesetzten ein Daumen nach oben in meine Richtung. Das Tor ging wieder auf, alle gingen zur Seite und ich durfte fahren.

Und jetzt zu dem gleich von weiter oben. Nur ich durfte das Gelände verlassen, die Italiener mussten weiter warten. Hat denen bestimmt nicht gefallen.
Auf den Weg zur Hauptstraße fährt man noch vielleicht dreihundert Meter am Logistikgelände vorbei. Da gibt es zwei weitere Tore, jedes war auch blockiert. Logisch. Die Blicke von den vielen Leuten die da standen, waren richtig erschrocken. So nach dem Motto, warum fährt der jetzt, was soll das. Innerlich habe ich schon mit fliegenden Eiern oder schlimmeren gerechnet. Aber alles ging gut.

Gut auch, dass ich es morgen doch nach Hause schaffe. Ja, und natürlich, dass alles gut ausging. Alle waren freundlich gestimmt, keinerlei Aggressivität. Bei meinem letzten Streikerlebnis war das ja nicht unbedingt so.
Aber damals war es ja auch ein landesweiter Streik, keine kleine lokale Protestaktion.

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Ich bin eine coole Socke

Das vor der Einfahrt in eine Firma die Körpertemperatur überprüft wird, habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. In Italien aber schon mehrfach.
Gemessen wird an der Stirn mit einem Infrarotthermometer, natürlich aus sicherer einiger Entfernung. Logisch, geht ja nicht anders.

Bisher waren die Messungen relativ genau. Also immer so zwischen 36 und 37 Grad. Heute früh in einem Betrieb bei Pordenone im Nordosten Italiens lief aber irgendetwas schief. Das Gerät zeigt 33,6 Grad an.
Ein bissel wenig, dachte ich und machte mich für eine zweite Messung bereit. Der Prüfer, übrigens in Klamotten vom italienischen roten Kreuz, war aber zufrieden.

Na ja, wenn er meint. Über den Sinn oder eher Unsinn dieser Messung lasse ich mich dann natürlich nicht aus. Ich durfte einfahren zum entladen. Ziel erreicht.

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Mal in die andere Richtung

So, Feierabend. Nicht wie üblich am Brenner Richtung Italien, sondern im Siegerland. Meine Touren in den Süden wurden erstmal gestrichen. Fahre ich halt eine Zeitlang durch Deutschland. Das ist mein Opfer, welches Corona mir abverlangt.

auflieger mit gefahrgut
Auch Gefahrgut war dabei

Plane auf, Plane zu, und das gleich fünf mal heute, kenne ich überhaupt nicht zum Montag. Dazu mal fünfzig, dann zwanzig oder keine dreißig Kilometer Entfernung zwischen den Kunden. Das artet schon fast in Stress aus.

Aber Spass beiseite. Nur in eine der Firmen wo ich heute war, wurde ich gebeten, Einweghandschuhe zu tragen. Das übrigens auch erst, nachdem ich schon mehrere Türklinken anfassen musste.
In allen anderen gab es null Vorsichtsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus. Also weder Handschuhe, keine Desinfektionsmittel, von Abstand zu den Mitarbeitern oder zumindest Mundschutz ganz zu schweigen. Das wird wohl doch noch nicht überall so eng gesehen.

Überhaupt kein Vergleich zu Italien. Da kam ich keinem zu Nahe, nicht nur weil die Leute es so wollten, sondern auch ich. Regelmäßiges Hände desinfizieren und Gesichtsschutz war da usus. Na ja, mal sehen wie es morgen läuft.

Da bin ich übrigens im Norden, genauer in der Wesermarsch. Keine Ahnung, wann ich da zum letzten Mal war. Ist gefühlte hundert Jahre her. Hoffentlich verfahre ich mich nicht. Aber mal eine ganz andere Richtung. Hat auch was schönes und vor allem 360 Kilometer, ohne das ich die Plane öffnen muss. Wow.

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Ziemlich nett sein, bringt auch Vorteile

Ein Betrieb zwischen Mailand und Lecco, in dem ich regelmäßig lade. Dort läuft es so ab: Parken auf dem Lkw-Parkplatz, außerhalb der Firma. Anmelden an einem Terminal, Nummer ziehen, warten bis diese auf einer Leuchtanzeige aufgerufen wird. Danach in das Werk fahren, wiegen, zum Pförtner gehen, weiter zur Ladestelle, dort parken, im Versand melden und im Lkw warten.
Irgendwann wird man geholt, fährt rückwärts in die Versandhalle, Türen vom Auflieger öffnen, Staplerfahrer stellt einen Hubwagen drauf, dann die Palletten, die ich nach vorne ziehe.

Wenn alles fertig ist, wieder raus aus der Halle, davor parken, Lieferscheine und Frachtbrief holen und ab unter die Dusche. Immer, ohne Ausnahme. Da kann ich es noch so eilig haben.

In den letzten Wochen aber wurde die Halle umgebaut. Statt der Toreinfahrt gibt es jetzt vier Rampen. Ist viel angenehmer. Türen vom Auflieger auf, rückwärts an eine der Rampen, fertig. Den Rest macht ein Staplerfahrer. Toll, alles prima.

Bis auf eines. Die Standplätze vor der Halle fielen weg. Den Platz braucht man ja zum Rangieren der Lkw. Also keine Möglichkeit mehr zum parken, um mich frisch zu machen.

Nur da habe ich mir umsonst Gedanken drüber gemacht. Ohne das ich was sagte, fragte mich der Verlader, ob ich wieder duschen möchte. Der Lkw kann so lange an der Rampe stehen bleiben.
Ganz ehrlich? Klasse Aktion von denen. Ein gutes Verhältnis zu pflegen, wo man öfter lädt, zahlt sich also doch aus. Sag ich doch schon immer.

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