Deutsche Ineffizienz kurz erklärt: Abstandskontrolle von einer Brücke auf der A9 bei Pfaffenhofen. Davor fünf, sechs Kilometer Stau und langsamer Verkehr. Selbst durch die Messung fahren Autos, Lkw und Busse nur mit dreißig, vierzig km/h. Kaum wurde die Kontrolle passiert, läuft es wieder normal.
Der Dienstplan sagt „messen“, also wird gemessen. Irgendeine Logik? Zweitrangig. Hauptsache Vorschriften eingehalten.
An der Zugmaschine klappert der Einstieg, am Auflieger zerteilt sich ein Unterfahrschutz in seine Einzelteile. Ich könnte nun behaupten, die Qualität von Scania und Schmitz wäre auch schon mal besser gewesen.
Vielleicht tue ich den Herstellern aber auch unrecht und es liegt eher am Zustand der deutschen und italienischen Straßen, dass sich irgendwelche Schrauben, Nieten und andere Verbindungen lösen.
Ein von einem Autofahrer aufgenommenes Dashcam-Video zeigt den Moment, in dem ein Elektriker bei der Arbeit in einem Hubsteiger von einem vorbeifahrenden Sattelschlepper angefahren wurde. Der Vorfall ereignete sich am Montagnachmittag, dem 23. Juni, in Massachusetts.
Laut WCVB reparierte der Arbeiter in einer Hebebühne eine Ampel an einer Kreuzung, als die Hebebühne von einem vorbeifahrenden Sattelschlepper erfasst wurde. Durch die Wucht des Aufpralls riss der Gurt des Arbeiters, wodurch dieser aus der Hebebühne stürzte.
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Das Opfer erlitt bei dem Sturz mehrere Knochenbrüche, wird den Unfall aber voraussichtlich überleben. Der Lkw-Fahrer blieb am Unfallort. Es ist unklar, ob gegen ihn Anklage erhoben wird.
135 Radfahrer sind 2024 allein durch Lkw ums Leben gekommen. Das sind 32 % aller tödlich verunglückten Radler. Seit 2014 haben die Radunfälle um 64 % zugenommen, viele davon mit älteren Menschen auf Pedelecs, die keine Chance mehr haben, rechtzeitig zu reagieren.
Und ja, wir dürfen es aussprechen: In 81 % der Fälle liegt die Schuld bei uns, den Lkw-Fahrern. Es reicht. Diese Tragödien müssen aufhören.
Wir brauchen:
Pflicht für Abbiegeassistenten – sofort und für alle Lkw, nicht erst bei Neuzulassungen
Getrennte Ampelphasen für Lkw und Radfahrer – in jeder Großstadt
Schulungen und klare Regeln für Pedelec-Nutzer, besonders im höheren Alter
Sichere Radwege – raus aus der Gefahrenzone! Kein Vorbeifahren mehr an Lkw
Mehr Menschlichkeit in der Stadtplanung – Leben vor Logistik
Das Grundproblem, Abbiegeunfälle zwischen Lkw und Radfahrern sind kein neues Phänomen – sie sind seit Jahrzehnten bekannt. Aber die Verkehrsinfrastruktur, der technische Standard der Fahrzeuge und teilweise auch das Verhalten der Beteiligten hinken der Realität hinterher. Niemand will Schuldige an den Pranger stellen.
Aber es geht hier um Leben. Um Familien. Um Menschen.
Ich fahre seit über 40 Jahren Lkw. Ich weiß, wie unübersichtlich Kreuzungen sein können. Aber ich weiß auch, jede Sekunde Unachtsamkeit kann ein ganzes Leben zerstören – oder mehrere.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass solche Unfälle nicht mehr passieren. Nicht durch Schuld – sondern durch Veränderung. Nicht irgendwann – sondern jetzt.
Stichtag ist der 19. August 2025, also in gut elf Wochen. Bis dahin müssen alle Lkw die international, im Amtsdeutsch grenzüberschreitend, unterwegs sind, mit einem Smart-Tachograph der Generation 2, Version 2 umgerüstet werden. Ausnahmen gibt es keine. Aber hier im Video wird das alles erklärt:
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Bei dem Lkw den ich fahre, sollte das letzte Woche passieren. Der Termin stand seit vier Wochen fest. Passte auch gut, denn ich hatte Urlaub. Nur die Scanianiederlassung hat es, nun ja, verbockt, vergeigt, vermasselt. Da steht das Teil eine Woche bei denen in der Werkstatt und der Tachograph kann doch nicht gewechselt werden, weil vergessen wurde, irgendein elektronisches Bauteil zu bestellen, welches bis Freitag auch nicht geliefert werden konnte.
Schon doof. Nee, nicht weil der Termin zur Umstellung näher rückt, dass passt schon. Da ist ja noch ein bissel Zeit für. Nur, Freitagvormittag fahr ich normal mit dem Lkw nach Hause. Kann ich an dem betreffenden Wochenende aber nicht, weil der Lkw ja nochmal in die Werkstatt muss, um den Tacho zu wechseln. Das ist nicht wirklich doll.
Die EU-Kommission hat Frankreich offiziell mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gedroht – weil das Land es verbietet, dass Fahrer von kommerziell betriebenen Lieferwagen, im Volksmund Polensprinter genannt, in ihren Fahrzeugen übernachten.
Die EU-Kommission ist der Meinung, dass wäre Wettbewerbsverzerrung. Man könne nicht hinnehmen, dass Frankreich strengere Vorschriften anwendet als andere Länder. Aber mal ehrlich: Was sagt das über unsere Werte in Europa aus, wenn das Grundrecht auf würdige Ruhezeiten als „Wettbewerbsnachteil“ gilt?
Was kommt als Nächstes?
Der Transportsektor läuft längst am Limit und statt soziale Mindeststandards zu stärken, wird nun ein Land verklagt, das genau das versucht? Währenddessen werden die Fahrer in ihren Fahrzeugen gehalten wie Tiere in einem Käfig. Teilweise monatelang unterwegs ohne Unterkunft, ohne Perspektive, für ein paar Kröten.
Der Begriff „Polensprinter“ ist längst nur noch ein Deckmantel, denn gefahren wird von Bulgaren, Ukrainern, Rumänen. Billig, ausgebeutet, rechtlich kaum geschützt.
Und wir? Wir dulden das alles seit Jahren.
Wer trägt die Verantwortung? Der Auftraggeber, der ausbeutet? Oder das Land, welches es zulässt? Vielleicht sollten wir alle mal kurz innehalten und darüber nachdenken. Denn auch die Polizisten, die das täglich sehen, sind oft machtlos, die Entscheider sitzen weiter oben.
Das sind Geschäftsmodelle, wo der Mensch auf der Strecke bleibt. Es geht um Würde, um Menschlichkeit, um Verantwortung.
Der neue Bericht von Westpol und der Süddeutschen Zeitung macht erneut sichtbar, was viele in der Branche schon lange wissen – aber worüber zu viele in der Politik und Gesellschaft hinwegsehen: Der Straßengüterverkehr in Europa wird zunehmend von einem System unterwandert, das auf Ausbeutung, Scheinselbstständigkeit und gezieltem Sozialbetrug basiert.
Es ist kein Geheimnis mehr, dass über Briefkastenfirmen in Litauen, Polen oder sogar auf den Bermudas Fahrer aus Nicht-EU-Staaten wie Indien, Belarus, Usbekistan oder Tadschikistan mit falschen Versprechen nach Deutschland gebracht werden – für 75 Dollar am Tag, ohne Zugang zu sauberen Unterkünften, ohne Arbeitsrechte, ohne Sozialabsicherung.
Leben und wohnen im Lkw. Wäsche waschen inklusive.
Sie schlafen monatelang im Lkw, oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Währenddessen werden ehrliche Unternehmen in Deutschland vom Markt gedrängt, weil sie bei diesen Dumpingpreisen nicht mithalten können.
Die Folgen?
Millionenschäden für die Sozialkassen
Entsolidarisierung der Branche
Unfaire Wettbewerbsverzerrung zulasten derer, die sauber arbeiten
Zunehmende soziale Spannungen unter den Fahrern auf Europas Straßen
Und das alles unter den Augen von Behörden, die mit ihren veralteten Strukturen und der fehlenden Zusammenarbeit untereinander schlicht überfordert scheinen. Wenn ein Ermittler wie „Matthias Wagner“ offen sagt, dass es keine funktionierende Koordination zwischen Zoll, Polizei und Arbeitsbehörden gibt, dann ist das ein Offenbarungseid.
Was wir brauchen?
Eine EU-weite Taskforce gegen Sozialdumping und organisierte Ausbeutung im Transportsektor
Eine zentrale Ermittlungsstelle mit Zugriffsrechten auf Unternehmensregister in der gesamten EU
Deutlich verschärfte Kontrollen an der Straße und in den Firmen – digital unterstützt und in Echtzeit
Eine klare Durchsetzung des Mobilitätspakets I – nicht nur auf dem Papier
Und nicht zuletzt: Solidarität mit den betroffenen Fahrern. Denn viele von ihnen sind keine Täter, sondern Opfer eines Systems, das ihre Notlagen gnadenlos ausnutzt.
Es darf nicht sein, dass sich die deutsche Logistikbranche durch unfaire Ausbeutung selbst demontiert. Wenn wir eine zukunftsfähige und sozial gerechte Transportwirtschaft wollen, müssen wir jetzt handeln – konsequent, gemeinsam, europäisch.
Fraunhofer forscht an innovativen Unterstützungsmaßnahmen, die Lkw-Fahrern helfen sollen, stressige und unangenehme Situationen, wie zum Beispiel Stau, rücksichtlose Pkw-Fahrer, Stress mit dem Chef oder Rückenschmerzen besser bewältigen zu können. Dazu haben die eine Umfrage gestartet.
Und ich hab mal ganz unvoreingenommen auf diese Befragung geklickt. Aber was soll das sein? Ein verspäteter Aprilscherz? Sorry, aber haben die einen an der Waffel? Und werden die Entwickler dieser Umfrage dafür bezahlt?
Also ich kenne niemanden, der sich mit nen Roboter unterhalten möchte, an einem Stauende Entspannungsübungen braucht oder sich mit Lavendelduft besprühen lassen will.
Da gibt es ganz andere Rahmenbedingungen, die es zu verändern und verbessern gilt. Was ein Kindergarten.