Von Udo Skoppeck
Es ist traurig zu sehen, wie das Einzelkämpfertum unsere Branche auszehrt. Statt Zusammenhalt erleben wir Rückzug. Statt solidarischem Handeln – Schweigen.
Schlechte Arbeitsbedingungen, mieses Image in der Öffentlichkeit? Ja, dass kennen wir alle.
Und wir wissen auch, wer davon profitiert: Kriminelle Geschäftsmodelle, Lohndumping, Ausbeutung auf offener Straße.
Es wird gefordert, die anderen sollen etwas ändern – die Politik, die Gewerkschaften, die Presse, die Verbände. Doch wer fordert eigentlich sich selbst heraus, für den eigenen Beruf aufzustehen?
Gerade in Zeiten explodierender Spritpreise und wachsender Unsicherheit wäre es wichtiger denn je, geschlossen und klar aufzutreten.
Es gab viele, die sich in letzter Zeit stark gemacht haben – doch die große Masse blieb wieder aus. Viel zu oft hört man nur:„Ihr müsst mal was machen!“
Aber wer ist dieses „ihr“, wenn nicht wir alle?
Dass wir Macht hätten, ist unbestritten. Doch solange wir sie nicht bündeln, bleibt sie ungenutzt. Ein niederländischer Gewerkschafter sagte treffend: „Wir sehen, dass Businessmodelle, die auf Korruption und Kriminalität angelegt sind, in der Branche an der Tagesordnung sind.“ – Edwin Atema.
Und ja: Auch viele Speditionen sind Opfer dieses perfiden Systems, in dem Großkonzerne die Preise diktieren und Billiganbieter bevorzugen.
Die Verantwortung reicht bis in höchste Ebenen – und trotzdem zeigt sich kaum Besserung. Und wieder wird gesagt: „Die Gewerkschaft tut ja nichts!“
Aber selten fragt jemand: „Wie viele Fahrer sind überhaupt Mitglied?“ Ohne Mitglieder keine Bewegung. Ohne Bewegung keine Veränderung.
Schon 2012 stellte ich in einem Schreiben an Prof. Dr. Karl-Heinz Schmidt (damals beim BGL) die Frage, ob weitere Liberalisierung ohne soziale Harmonisierung überhaupt Sinn ergibt.
Seine Antwort war deutlich: „Nur wenn Streiks und Proteste mit legalen Mitteln zu mehr positiver öffentlicher Aufmerksamkeit führen, könnte ein derartiger ‚Aufstand der Arbeitnehmer‘ eventuell in Brüssel und im Europaparlament Eindruck machen. Dies mit gesamteuropäischem Anspruch zu schaffen, ist eine Herkulesaufgabe, die, wie aus der Antike berichtet, ‚Halbgöttern‘ vorbehalten ist.“
Meine Antwort damals war: Ich schreibe mal auf, wo ich die Probleme sehe und welche Lösungsvorschläge ich habe. Daraus entstand – mit Unterstützung von Gregor ter Heide – die Berufskraftfahrer-Petition.
Wir brauchen keine Halbgötter. Wir brauchen Menschen mit Rückgrat. Fahrer, die erkennen, dass nur gemeinsames Handeln uns stark machen kann.
Es liegt an uns. Nicht an den anderen.