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Willkommen Kollege

Bulgaren gesucht

Oder auf Bulgarisch: Здравей, колега. Zumindest schlägt mir das Babelfish so vor.

Aber zum Thema. Der westeuropäische Transportmarkt kommt immer mehr unter die Räder. Dazu passt auch eine Zahl, die das Bundesamt für Güterverkehr bekannt gegeben hat. So legten laut deren Maut-Statistik Lkw aus Polen von Januar bis August schon 1,8 Milliarden Kilometer zurück. Das sind 14,25% mehr als 2008.

  • Dahinter liegen
    Tschechien 716 Mio.km (plus 1,3%)
    Ungarn 400 Mio.km (plus 26,9%)
    Slowakei 334 Mio.km (plus 19,5 %)
    Rumänien 324 Mio.km (plus 78,3%)

Für Fahrer wie mich wird wohl in Zukunft nur noch der Nahverkehr übrig bleiben. Der klassische Fern- oder Begegnungsverkehr wird von Firmen unterwandert, die billige osteuropäische Fahrer einsetzen. Es sei denn, ich leiste 200 Stunden pro Monat für tausend Euro Brutto ab.

Alles ist in der EU geregelt. Ein gutes Beispiel ist die „Verordnung (EWG) Nr. 1677/88″. In der Verordnung wurden Handelsklassen für Gurken definiert. Für die Klasse „Extra“ wurde bestimmt, dass diese Gurken „gut geformt und praktisch gerade sein (maximale Krümmung: 10 mm auf 10 cm Länge der Gurke)“ müssen. Gurken der Klasse 1 mussten nur „ziemlich gut geformt“, durften aber auch nicht krummer sein.
Nur um Arbeitsbedingungen schert man sich in Berlin und Brüssel einen Dreck. Oder warum kann es sein, dass osteuropäische Lkw-Fahrer mehrere Wochen im Lkw hausen können oder müssen? Das hat doch nichts mehr mit sozialen Standards zu tun!

Ganz zu schweigen von einem fairen Wettbewerb. So setzen Firmen die ausflaggen, logischerweise Fahrer aus dem Land des neuen Standortes des Unternehmens ein. Die arbeiten aber nur für einen Bruchteil des Lohnes, den ich als westeuropäischer Fahrer bekomme. Die Folge ist, dass ich meinen Job verliere oder eben Lohnkürzungen hin nehmen muss. Aber das habe ich bereits erwähnt.

Aber es könnte noch ärger kommen. So drängt die EU-Kommission auf eine möglichst schnelle Aufhebung aller Kabotagebeschränkungen. Passiert das, darf jedes in einem EU-Staat beheimatete Transportunternehmen ohne jede Einschränkungen in jedem anderen EU-Land Transporte durchführen. Logischerweise auch in Deutschland.

Veränderung der Wettbewerbssituation: Kabotage
Bundesamt für Güterverkehr

10 Comments

  1. Frank
    Frank 30/09/2013

    Wie kann man unter diesen Umständen noch Lkw fahren? Das Kapital regiert unser Leben.

  2. Oldie
    Oldie 30/09/2013

    Man sollte den deutschen Brummifahrer auf die Liste der bedrohten Arten setzen. Lange wird ihn nicht mehr geben.

  3. Ralf
    Ralf 30/09/2013

    Als hier bei uns eine Zeche nach der anderen zu gemacht wurde weil deutsche Kohle zu teuer und die Import-Kohle aus Südafrika viel billger ist, hat niemand etwas gesagt. Tausende haben monatelang demonstriert, es hat sich nichts getan. Strukturwandel war das Schlagwort. Viele Kumpel wurde in die Frührente geschickt oder umgeschult.

    Als die Stahlwerke geschlossen wurden weil deutscher Stahl zu teuer ist und die Energiepreise zu hoch, hat niemand was gesagt. Hunderte haben Wochenlang demonstriert. Strukturwandel my dear! Umschulung und Frührente.

    Als BenQ Siemens Handys aufkaufte und kurze Zeit später schloss, als Nokia in Bochum geschlossen wurde, hat niemand was gesagt. Die Beschäftigten haben tagelang demonstriert und wurden doch von allen in Stich gelassen.
    Das war der Strukturwandel. Ende im Gelände.

    Als Schlecker geschlossen wurde, als das Aus für Opel beschlossen wurde, sprach schon niemand mehr von Strukturwandel. Und es waren auch kaum noch Leute auf der Straße, waren ja schon alle gekündigt, umgeschult strukturumgewandelt. Die Presse hatte zwei oder drei Tage lang kurze Meldungen gebracht und sich nicht weiter drum gekümmert.

    Strukturwadel, schul doch um. Auf Frührenter oder Arbeitsloser. Ich mache den Rotz jetzt seit den 80ern mit. Hatte mich auf der Zeche beworben und zack Zeche zu. Hatte mich hier un dda beworben, man hat mir gesagt das es alles keine Zukunft hätte.

    Dieses Land will keine Arbeiter. Es will nur Manager und Ingineure. Die machen wederDreck noch Staub, man muss keine CO2-Abgaben bezahlen usw.
    Das die Schönen Bürotürme die sie in den 80er und 90er uns hier hin gestellt haben, die ganzen Technologiezentren die den Aufschwung bringen sollten, alle jahrzehntelang leer standen und man nun aus lauter Verzweifelung Fitnesszentren darin einrichtet, wen interessiert das schon.

    Strukturwandel, schul auf Fitnesstrainer um, scheint derzeit noch ein Markt für vorhanden zu sein.

  4. ich nenne mich mal Paule
    ich nenne mich mal Paule 30/09/2013

    Die Zeiten ändern sich Ralf. Heute gab Siemens bekannt, mehrere tausend Stellen zu streichen. Andere Firmen werden folgen und auch die Eurokrise ist noch lange nicht ausgestanden. Das alles kommt wie ein Bummerang zurück. Immer mehr Menschen sind unzufrieden und wachen auf. Das alles birgt viel Sprengstoff in sich. Und wenn ich das hier lese sieht es in der Transportbranche ebenso bescheiden aus.

  5. Hajo
    Hajo 30/09/2013

    also Ralf, ich will Dir gar nicht in allen Einzelheiten widersprechen, aber was die südafrikanische Kohle betrifft, da sind andere Dinge im Spiel: in Südafrika wird die Steinkohle im Tagebau gewonnen (ist schon einfacher = billiger) und – was für die Entscheidungsfindung wichtig ist – der Schwefelgehalt ist um einiges geringer als bei deutscher Kohle, was die Kosten der Rauchgasreinigung erheblich reduziert – also beschwer Dich erst einmal bei unserern Umweltschützern (wenn Du meinst, dass unsere Umwelt die entsprechenden Belastungen verträgt). Allerdings muss der Transport in die Öko-Bilanz mit aufgenommen werden.
    Was allerdings den eigentlichen Artikel betrifft: das was sich die Bürosesselfurzer in Brüssel so alles einfallen lassen, um ihre vermeintliche Bedeutung zu rechtfertigen, ist ein Skandal allererster Güte und in meinen Augen ein Grund, den Gedanken an ein „vereintes Europa“ gründlich zu überdenken. Ich bin nicht der Meinung, dass der Gedanke grundsätzlich falsch ist, aber man darf die Realisierung nicht nur Bürokraten und Verwaltungs-„Fuzzies“ überlassen.

  6. Ralf
    Ralf 05/10/2013

    Hajo, das was hier auf das totale Unverständnis gestoßen ist war ja gerade die Tatsache das die ausländische Kohle von deutlich geringerer Qualität war (und ist). Wäre die ausländische Kohle von besserer Qualität gewesen und hätte einen annähernd gleichen Preis gehabt, hätte es sich um eine langfristige Marktbereinigung gehandelt. Die anderen sind besser und geringfügig günstiger, die heimische Wirtschaft kann da nicht mithalten, die heimische Wirtschaft verliert und verschwindet.

    Nun ist es aber so, dass auf Qualität zum großen Teil gar nicht mehr geachtet wird. Es geht einzig und alleine um den Preis.
    Beispiele:

    – Textilien: Obwohl bekannt ist das in chinesischen Textilien oft gefährliche Schadstoffe enthalten sind, wird lieber auf die qualitativ hochwertigen aber teuren Textilien aus Europa verzichtet.

    – Handys: Nokia ist nach Rumänien abgewandert weil dort einzig und alleine die Produktionskosten niedriger sind. Man wusste zum Teil schon vorher das man die Qualität nicht halten kann, stand jedoch unter einen so enormen Preisdruck das man Preis vor Qualität gesetzt hatte.

    – Lebensmittel: Wie viele Lebensmittelskandale gab es in den letzten Jahren? Obwohl man mit jeden Biss befürchten muss das es der letzte ist, oder man sich zumindest eine ernsthafte Erkrankung zuzieht, wird lieber zum billigen Fleisch gegriffen anstatt auf höhere Qualität zu setzen.

    – Autos: Der Lopez-Effekt (sparen-sparen-sparen und nicht an die Qualität denken) hatte bereits in den 90er Jahren Opel den Todesstoß versetzt. Opel konnte nicht mehr mit den qualitativ hochwertigen Modellen von Mercedes, BMW und Porsche mithalten und versuchte es auf der Billigschiene. Eine fatale Fehlentscheidung wie man heute weiß. Denn genau zu diesen Zeitpunkt setzten andere Marken (allen voran die Franzosen, aber auch Audi und Ford) auf eine Qualitätsoffensive.
    Heute können wir beobachten das so mancher Autohersteller versucht im Billigsegment Marktanteile zu sichern da auch in dieser Branche Qualität mehr und mehr in den Hintergrund rückt. Renault ist hier Vorreiter mit seiner Billig-Marke Dacia. Aber auch Mercedes hatte mit Chrysler versucht ein Standbein im deutlich günstigeren Marktumfeld zu etablieren.

    Das sind einige Beispiele von vielen. Dem Verbraucher ist die Qualität vollkommen egal. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Hauptsache billig, wenn es kaputt ist, wird neu gekauft.

    Das übertrage nun mal auf den Transportsektor. Wenn der Fahrer in den Graben fährt und tot ist, wird ein neuer LKW gekauft und ein neuer Fahrer eingestellt. Fahrer und Material werden gnadenlos verheizt. Wenn einer schlapp macht, wird der nächste eingestellt.
    Wegwerfgesellschaft auf dem untersten Niveau.

    Hier ist die Politik gefordert. Sie muss dem Verbraucher klar machen das es Bereiche gibt in denen man auf Qualität nicht verzichten kann und darf. Ein Fahrer ist kein Toaster den man einfach so ersetzt wenn er seine Leistung nicht erbringt.

  7. Hajo
    Hajo 05/10/2013

    Ralf, ich habe Deinen Kommentar erst jetzt (im Urlaub) gelesen und weiss nicht, ob Du meinen Kommentar überhaupt noch liest, aber zu einem Punkt muss ich doch noch etwas schreiben: „das die ausländische Kohle von deutlich geringerer Qualität war “ Was meinst Du mit „deutlich geringerer Qualität? Etwa den geringeren Schwefelgehalt? Der ist eher ein Zeichen von besserer Qualität, weil er weniger „Mittel“ zur Rauchgasreinigung verlangt als ein höherer Schwefelgehalt (u.a. von der guten alten deutschen Steinkohle – von Braunkohle reden wir hier hoffentlich überhaupt nicht). Allerdings gibt es keine Rose ohne Dornen (Ausnahme ein paar „Neuzüchtungen“) und so bedeutet niedriger Schwefelgehalt einen geringeren Staubwiderstend und somit einen schlechteren Abscheidegrad im heute noch in der Energieerzeugung üblichen Elektrofilter. Dazu gibt es Möglichkeiten, durch künstliches Zufügen von SO3 ins Rauchgas den Staubwiderstand zu reduzieren (und den Abscheidegrad des E-Filters zu erhöhen), aber das ist eine Zusatzanlage (SO3-Konditionierung), die weitere Kosten verursacht (von der Erzeugung des SO3-Gases mal ganz abgesehen). Eine Alternative wäre grundsätzlich Gewebefilter einzusetzen, aber willst Du der Verursacher für höhere Strompreise sein?
    Dann doch lieber (noch in reichlichem Maße verfügkare) südafrikanische Kohle verbrennen, statt (kaum noch verfügbare und mit einem hohen (Sozial-) Kosten-Aufwand „gewonnener“) deutsche Steinkohle zu fö/ordern. Sorry, aber soeweit geht der Sozialstaat Hajo nicht.

  8. Ralf
    Ralf 06/10/2013

    Hajo, ich habe deinen Kommentar durchaus gelesen. Aber hast du meinen auch gelesen? Ich spreche über die 80er/90er Jahre. Ich mag aber auch nicht über Kohlequalitäten diskutieren, das würde sehr weit am Thema vorbei gehen.

    Was aber zum Thema passt, hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, oder dich gar informiert, warum die Import-Kohle auch Blutkohle genannt wird? Und hast du dir vielleicht auch schon mal Gedanken darüber gemacht was es bedeutet wenn z.B. in Kolumbien riesige Waldflächen für den Tagebau gerodet werden?

  9. Hajo
    Hajo 06/10/2013

    sorry Ralf, aber ich kenne die Situation der 80/90er sehr wohl, aus eigener Anschauung sowohl bei den EVUs als auch beim Erzeuger.
    und was Diese Schlagworte wie „Blutkohle“ betrifft: gilt das nicht auch mit Einschränkungen für hiesige Verhältnisse?
    und was den Tagebau in Kolumbien betrifft: dann arbeiten wir doch besser an alternativen Stromerzeugungssystemen, oder?

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