Da ist man nicht mal 30 Minuten unterwegs, dazu noch leicht tranig und schon brennt einem der Leuchtbalken eines grün – weißen Autos in den Augen: „Bitte folgen“ stand da in greller roter Schrift.
Also tat ich dieses…
„Guten Morgen, POK Müllermann* mein Name. Wir führen eine allgemeine Verkehrskontrolle durch, Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere bitte!“
Ich händigte das gewünschte aus, beantwortete nebenbei einige Fragen zu meiner Ladung und meiner weiteren Wegstrecke und nahm auf dem Beifahrersitz platz, um dem Beamten beim hantieren am digitalen Tachographen zuzuschauen.
„Was meinen Sie, werden wir was finden„, fragte er mich nebenbei. „Keine Ahnung, Ostern ist erst nächste Woche„, antwortete ich.
Irgendwie schien Ihm diese Antwort zu reichen, denn er fragte nicht weiter.
Eine weitere halbe Stunde später waren die Daten heruntergeladen. „Dann wollen wir doch mal sehen„, sagte er und ging zu seinem Transporter.
Kurze Zeit später rief er mich zu sich. Er begann mit einem langgezogenen „Aaaalso“ um kurz darauf weiter zu reden: „Das sieht ja nicht so schlecht aus!“
„Gut, dann kann ich ja weiter fahren„, unterbrach ich Ihn.
„Langsam, erst wollen wir uns mal Ihre Geschwindigkeiten anschauen„.
Nun ja, da sah dann nicht mehr alles so gut aus. Jetzt bin ich 30 Euro ärmer, aber um einen Tipp reicher: „Etwas langsamer und Sie kommen auch an Ihr Ziel!“
Meine Antwort beschränkte sich auf ein „Ja ja„…
*Name geändert
Eine halbe Stunde* um die Daten runterzuladen? Je nach Laune hätte ich dann auch mal gesagt „Nunja, wenn ich in noch einmal kontrolliert werde, bin ich mir nicht so ganz sicher, ob ich bis Ostern noch an mein Ziel komme“ 😉
*Oder ist eine halbe Minute gemeint?
Mumpakl, es kann tatsächlich so lange dauern die Daten runterzuladen. Die neue Digitaltechnik speichert immerhin 28 Tage. Tja, und wenn man Pech hat erzählt einem der nette Beamte hinterher, das man vor 27 Tagen vielleicht mal eine halbe Stunde zu lange gefahren ist und kassiert anschliessend.
Allerdings gibts nach der Kontrolle eine Bescheinigung, so dass man nicht bei der nächsten Kontrolle wieder so lange steht.
Gestern war bei Kabel1 auch eine LKW-Kontrolle zu sehen, wobei das Herunterladen der Daten dort 15 Minuten dauern sollte. Aber selbst diese 15 Minuten kommen mir sehr lang vor, denn es ist ja die Rede von „Digitaltechnik“ und nicht von irgendwelchen analogen Geräten, wo man hin und her spulen müsste. Selbst wenn da pro Tag einige Megabyte an Daten anfallen, dürfte das doch höchstens ein paar Minuten dauern. Oder haben die Hersteller hier eine künstliche Bremse eingebaut, um in zwei Jahren eine viel tollere Technik verkaufen zu können, die plötzlich wesentlich schneller ist?
Das verstehe ich echt nicht. Jeder durchschnittliche USB-Stick kann 10 MB/s schreiben, da sollte das Thema doch in maximal einer Minute (mit Drücken) erledigt sein. Anschließend umstecken, im Polizeilaptop analysieren und nach spätestens 5 min kann man wieder weiter – soweit es keine Beanstandung gibt.
Selbst wenn es sich hier um keine klassischen USB-Schnittstellen handelt (weiß ich nicht, ist das so?) sollte doch eine ähnliche Übertragungsrate drin sein. Wenn die Übertragungsgeschwindigkeit hier deutlich niedriger ausfällt, ist das ein nicht zumutbarer Zustand.
Also:
Die USB-Schnittstelle ist wohl eine klassische, wie Mumpakl vermutet. AAAAlllerdings hat es einen Haken: Der Tachograf wartet nach dem Einstecken darauf, dass das USB-Stick sagt: Schaufel rüber. Und ein gewöhnliches USB-Stick wartet darauf, dass der Tachograf sagt: Da kommt was.
Die von den Chefs, den Archivierern und den Kontrollbehörden genutzten Teile haben einen Schlüssel und eine Software drauf, die diese Kommunikation ermöglicht. Die Daten werden im Tachograf verschlüsselt und auf den USB gepackt, um anschliessend auf dem PC / Notebook der BAG / Polizei entschlüsselt zu werden. Da der Prozessor im Tachograf aber nur für die Erfassung der Daten ausgelegt ist, rechnet der sich bei der Verschlüsselung einen Wolf. Oder auch zwei. Und das dauert.
Es ist auch ein Trugschluß zu glauben, dass Karte und Gerät jeweils nur 28 Tage speichern. Die Karte muß ja nicht nur bei einem Fernverkehrsfahrzeug die Daten von 28 Tagen halten, wo es wenige Änderungen am Tag gibt, sondern auch bei einer NV-Kutsche, der 30 oder 40 mal am Tag von ‚Lenken‘ auf ‚Be-/Entladen‘ oder ‚Pause‘ springt.
Es kann Dir also dummerweise grade im Land des unbegrenzten Rotweins und Käse passieren, dass du plötzlich Geld abdrücken sollst für ein Vergehen, welches 60 Tage oder noch länger zurückliegt, wenn Du in der Zwischenzeit nicht in D kontrolliert worden bist.
Diese ganzen Infos habe ich von mehreren kompetenten Leuten aus der Softwarebranche auf einer Nutzfahrzeugmesse im Badischen gehört und konnte sie mir ebenda von der Autobahnpolizei KA bestätigen lassen.
Es gibt für um die 120 € ein Softwarepaket mit Kartenleser, mit dem man zuHause die Fahrerkarte auslesen und ausdrucken kann. Diese Ausdrucke mitführen kann bei einer Kontrolle erhebliche Zeitgewinn bedeuten, da sie i.A. von den Kontrollbehörden anerkannt werden (zumindest in D). Und immer darauf bestehen: es gibt eine Kontrollbescheinigung, die die Polizei /BAG auf Verlangen austellen MUSS, damit man bei einer weiteren Kontrolle nicht nochmal für ein Vergehen belangt werden kann.
Schöne Ostertage!
Und immer die Stoßstange sauber halten
Gruß
Jerry