Wenn ich so um die hundertzwanzig oder hundertdreißig fahre und will mal fix auf hundertfünfzig beschleunigen, macht es kurz ruck – und dann passiert nichts mehr. Der Motor hat keine Lust mehr und die dazu gehörige Elektronik schaltet in den Notlauf. Im fünften Gang ist dann bei hundertzwanzig Kilometer pro Stunde Endstation. Also eine Art Begrenzer. Nein, nicht bei dem Lkw, den ich fahre.
Gemeint ist mein Pkw. Ein wunderbarer Saab. Genauer ein 9.3. Mittlerweile stehen 200 000+ auf dem Kilometerzähler. Weit mehr als die Hälfte davon, leistete er in meinen Diensten. Und das fast ohne Probleme. Neue Bremsbelege waren mal fällig, auch Radlager. Also ausschließlich Verschleißteile. Die regelmäßigen fälligen TÜV-Termine bereiteten mir keine Angst. Wozu auch.
Ich wußte vorher, dass der Gutachter nichts zum Mäkeln findet. Schwedische Wertarbeit halt.
Aber irgendwann passiert es halt: Die ersten wirklichen Probleme tauchen auf. Als erstes wollte das Heizungsgebläse nicht mehr. Nichts lebensnotwendiges, aber trotzdem belastend. Im Sommer bei dreißig Grad Aussentemperatur während eines Staus auf der Autobahn zu stehen, ist da schon eine gewisse Qual. Man ist halt Luxus gewohnt.
Also ab in die Werkstatt. Das wechseln des Gebläsemotors kostete nur knapp fünfzig Euro. Aber das Teil selber, oh je. Knapp 370 Euronen verlangt Opel dafür.
Nun also das Problem mit dem Notlauf. Es liegt wohl am AGR-Ventil. Zumindest zeigt eine Analyse dieses als Fehler an.
Das Wechseln ist kein Problem. Bei Saab kommt man da gut dran. Aber der Preis. Da sind wieder ein paar Hunderter fällig.
Das ist aber nicht alles. Auch diverse Elektronikprobleme quälen mich und den Saab in unserer Fahrfreude. Mal funktioniert die Wegfahrsperre nicht, dann macht die Zentralverriegelung nicht das was ich will – nämlich die Türen zu öffnen – oder während der Fahrt spielen die Instrumente verrückt.
Da kann es nur ein simpler Kabelbruch sein. Oder eben auch das Steuergerät. Ersteres ist preiswert, aber schwer zu finden. Beim zweiten, tja, die Preise kennt jeder.
Ich habe auch wenig Lust, hunderte Euro in ein Auto zu stecken, welches seine Hochzeit schon hinter sich hat. Auch wenn ich dran hänge. Also irgendwie schon. Aber letztlich ist es doch nur ein Gebrauchsgegenstand.
Was bleibt mir also übrig, mich wieder einmal auf die Suche zu begeben. Das Internet bietet dafür ja tolle Möglichkeiten.
Der erste Anlaufpunkt ist logischerweise hier. Marke, Alter, Kilometerstand etc. eingrenzen und schon wird einem eine Vielzahl Autos präsentiert.
Einen Saab würde ich mir ja schon gerne wieder kaufen. Aber die Preise für gut erhaltene Exemplare mit annehmbarer Laufleistung liegen noch jenseits von gut und böse. Denn mal ehrlich. Wer gibt für einen Gebrauchsgegenstand welcher nicht mehr hergestellt wird, einen fünfstelligen Betrag aus?
Meine erste Wahl fiel deshalb auf einen Mondeo, Baujahr 2009, Diesel natürlich. Der sollte knapp 8 000 Euro kosten. Standort war ein Markenhändler in Osthessen. Der Verkäufer meldete sich am Telefon, seine erste Frage war, ob ich ein gewerblicher Käufer wäre. Das verneinte ich natürlich. Dann kam die Aussage, dass das Auto im Kundenauftrag verkauft wird.
Klar, was auch sonst. Somit kann die Gewährleistung gänzlich ausgeschlossen werden. Eine Gebrauchtwagengarantie würde man eh nur auf VW und Audi geben. Ich hab dann das Gespräch beendet.
Nächstes Auto, wieder ein Mondeo. Diesmal Baujahr 2008, der stand in Westthüringen. Das telefonische Gespräch mit dem Händler verlief positiv. Wir einigten uns auf einen Termin Samstagvormittag.
Eine freie Werkstatt, mit einigen Gebrauchten davor. Mittendrin der Ford. Silber, Kombi, gute Ausstattung mit knappen hunderttausend Kilometer Laufleistung. Der Preis lag bei 7 400 Euro. Er sah gepflegt aus, leider nur mit Sommerreifen. Aber das wäre verschmerzbar gewesen.
Der Händler übergab mir die Schlüssel, kümmerte sich dann um einen anderen Kunden. Das war mir durchaus recht. So hatte ich genügend Zeit, mir die Kiste anzuschauen.
Erstes Manko? Die Sitzheizung funktionierte nicht. Wieder nur ein Luxusproblem, aber wenn es dieses Extra gibt, will ich es auch haben und nutzen. Erst recht bei Ledersitzen. Dann fiel mir ein leichter Knick in der B-Säule auf. Selbst der Lack platzte schon ab. Also Kofferraumdeckel geöffnet, Matten angehoben und unterschiedlich gespachtelte Stellen entdeckt. Also ganz klar ein Unfallwagen.
Mittlerweile trat der Händler dazu. Auf den eventuellen Unfall angesprochen, gab er sich ahnungslos. Plötzlich wäre auch keine Probefahrt mehr möglich. Die Überführungskennzeichen hätte er am Tag zuvor verliehen und würde diese erst Montag zurück bekommen. Schon klar.
Also bin ich wieder ohne Kauf davon gefahren.
Was ich demnächst für ein Auto fahre, weis ich noch nicht. Klar ist nur, dass die Suche nicht leicht wird. Trotz hunderttausender Pkw, die auf Gebrauchtbörsen im Internet zu finden sind. Aber genau diese Auswahl macht einen wählerisch. Also überrsche ich mich mal selbst.