Erinnert Ihr Euch noch? Vor fast zwei Jahren ließen Lkw-Fahrer einer polnischen Spedition auf der Rastanlage Gräfenhausen, die ist an der A5 zwischen Frankfurt/M. und Darmstadt, einfach mal ihre Lkw stehen.
Der Grund war, dass sie von ihrem Arbeitgeber kein Geld bekommen haben.
Damals sagten sie, wir fahren erst weiter, wenn wir die uns zustehende Kohle erhalten und warteten dann darauf, dass etwas geschah.
Und mehr als ihr Geld wollten sie auch nicht. Obwohl Sie viel mehr hätten fordern können.
Seit einer Woche befinden sich wohl wieder einige Lkw-Fahrer, dieses Mal aus Simbabwe, im Ausstand. Laut Verdi stehen die meisten von ihnen in Deutschland auf Raststätten bei Krefeld, Nürnberg, Merklingen und Bremen, einige in Frankreich und einer in Italien.
Die Fahrer sind für ein slowakisches Subunternehmen der in Bruchsal ansässigen Spedition Hegelmann Group unterwegs.
Nach Aussagen der Fahrer hätten sie monatelang in ihren Fahrzeugen übernachten müssen und nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn erhalten, sondern seien mit 30 Euro pro Tag abgespeist worden.
Seit Beginn der Proteste soll es nach Angaben der „Frankfurter Rundschau“ zu Einschüchterungsversuchen durch den Arbeitgeber gekommen sein, sodass wohl sogar die Polizei zu deren Schutz einschreiten musste.
Lkw-Fahrer haben ja in Deutschland eh kaum eine Lobby. Nur das was osteuropäische Transporteure abziehen? Das sind Zustände wie im Frühkapitalismus und Europa und seine Bürger profitieren ohne Ende von diesen miesen Verhältnissen.
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Es gibt da dieses Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. In kurz LkSG. So heißt das wirklich. In der EU wird es als Richtlinie gerade umgesetzt, hier in Deutschland gibt es das schon länger.
Dieses Gesetz soll dafür sorgen, dass Betriebe mit mehr als eintausend Beschäftigten sich dazu verpflichten, keine menschenunwürdigen Arbeitsverhältnisse zu akzeptieren.
Gesetze gibt es also. Die müssen nur angewandt und toleriert werden.
Und es gibt das Mobilitätspaket. In dem sind auch Sozialvorschriften geregelt. So zum Beispiel, dass wenn ein Fahrer grenzüberschreitend unterwegs ist, er den Mindestlohn des Landes zu bekommen hat, in dem er gerade auf Achse ist.
In Italien also den italienischen, in Frankreich den französischen oder in Deutschland den deutschen Mindestlohn¹.
Nur kann es nicht sein, dass Fahrer von osteuropäischen Speditionen die ganze Zeit in der die sich innerhalb der EU bewegen, immer nur den heimischen Mindestlohn bekommen. Der, wen wundert es, weit unterhalb von dem in Westeuropa liegt.
Ja, es wird Zeit, dass solchen Unternehmen ein Stopp-Schild gezeigt wird und sie zur Rechenschaft gezogen und überdies noch als warnendes Beispiel an den Pranger gestellt werden. Damit diese Ausbeuterei in Zukunft aufhört.
Ein frommes Wunschdenken von mir? Vielleicht. Denn undurchsichtige Unternehmer, gerade im Speditions- und Transportgewerbe, gibt es auch im restlichen Europa. Aber mal ehrlich. Nirgends ist doch die Ausbeuterei derart krude, wie in den östlichen EU-Mitgliedsstaaten.
Menschenrechte werden dort derart dreist verletzt und niemand schreitet ein.
Denn wenn ich etwas klaue und werde dabei erwischt, bekomme ich die Konsequenzen sofort zu spüren.
Bringen aber Firmen andere um ihren Lohn oder werden Angestellte kacke behandelt, haben die fast nichts zu befürchten. Das darf so nicht sein.
Schade nur, dass die Fahrer, die jetzt wieder auf Ihre Rechte pochen, eigentlich auf sich allein gestellt sind.
Für vieles ist Geld da. Aber eben nicht für die, die unsere Supermärkte und die Wirtschaft versorgen.
Es sind eben unglückliche Teufel aus weit entfernten Ländern. Ob es mir uns gefällt oder nicht.
Alles das ist nicht richtig.
Aber Lkw-Fahrer waren schon vor dreißig Jahren und mehr die ärmsten Kerle. Und es wird nicht mehr besser.
Nachtrag: ¹Das mit dem Mindestlohn stimmt so nicht ganz. Maximal gilt der bei Fahrten, die der Kabotage unterliegen. Also z.B. in Italien laden und auch in Italien wieder entladen. Mein Fehler. Deshalb danke für die Hinweise, die ich dazu bekommen habe.
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