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Monat: Februar 2015

Die – fast – unendliche Geschichte

Vor knapp drei Wochen gab es hier einen Bericht über die Situation im baltischen Transportsektor. Über ähnliche Zustände habe ich vorhin auf der Website des Zeitungsverlag Waiblingen gelesen.

Da wurde Ende Januar irgendwo im schwäbischen ein im Ausland zugelassener Zwölftonner von der Polizei kontrolliert und wegen erheblicher Mängel still gelegt. Durch einen technischen Gutachter wurden gravierende Schäden an den Bremsen und der Lenkung fest gestellt. Außerdem war er höher als erlaubt. Desweiteren liefen Kraftstoff und Motoröl aus und verschmutzten die Straßen.
Da Fahrer und Firma im Ausland ansässig waren, musste zur Sicherung der zu erwartenden Geldbuße eine Bargeldsicherheit hinterlegt werden. Diese betrug 1 600 Euro.

Wie in solchen Fällen üblich, beschloss die Firma, den schadhaften Lkw in der Heimat reparieren zu lassen. Ist halt billiger. Dazu sollte dieser Laster in Lorch von einem anderen Lkw abgeholt werden.
Bei der Kontrolle diesen zweiten Lastzugs stellte die Polizei fest, dass das Gespann länger als erlaubt war und dafür keine Ausnahmegenehmigung vorlag. Desweiteren wurde der digitale Fahrtenschreiber vom Fahrer nicht richtig betrieben. Diese Verstöße führten zu einer weiteren Sicherheitsleistung von rund 1 000 Euro. Der ursprünglich kontrollierte Lkw durfte nicht mitgenommen werden.
Also beauftragte die Firma ein anderes Transportunternehmen mit der Abholung.

Doch auch Lkw Nummer drei durfte Lkw Nummer eins nicht mitnehmen. Denn auch an diesem stellte die Polizei erhebliche Mängel fest. Der Fahrer, 62 Jahre alt, besaß keine gültige Fahrerlaubnis. Am mitgeführten Sattelschlepper stellte ein Gutachter mangelhafte Bremsen fest. Ausserdem beanstandete er den Zustand mehrerer Reifen, sowie der Beleuchtung. Stoßdämpfer waren beschädigt oder fehlten ganz und Schweißarbeiten wurden unsachgemäß ausgeführt.
Der Auflieger wurde stillgelegt. Somit standen nun zwei Fahrzeuge auf dem Verwahrplatz. Die Sicherheitsleistung betrug in diesem Fall 2 900 Euro.

Auch Lkw Nummer vier durfte weder Lkw Nummer eins, noch Lkw Nummer drei verladen. Der Grund waren auch hier erhebliche Mängel. Also kam Lkw Nummer fünf. Erst dieser konnte letzten Freitag die Mängelliste durch brechen.
Damit war auch die Odyssee für den 62-jährigen Fahrer von Lkw Nummer drei beendet. Dieser campierte mehr als eine Woche bei seinem Fahrzeug. Ihm fehlte Geld für Essen und Sprit für die Standheizung. Die Polizei vereinbarte einen Termin beim Sozialamt, um dem Mann eine Überbrückung zu organisieren. Etwas Diesel wurde ihm von einer Werkstatt spendiert.

Mehr als zwei Wochen nach der ersten Kontrolle durften sich alle festgesetzten Fahrzeuge wieder auf den Weg Richtung Heimat machen. Bis auf Lkw Nummer eins. Also diesen 12-tonner. Der wurde nun doch in einer deutschen Werkstatt repariert.
Für die insgesamt 7 602 Euro Sicherheitsleistung und die ganzen übrigen Kosten hätte der Halter auch einen guten gebrauchten 12-tonner bekommen. Tja, selber Schuld.

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Fundstücke Teil XCI

Das erste Ziel einer Invasion der „Brigade Ost“? Städte im Westen in ein Verkehrschaos zu stürzen:

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Aber sowas von

Letzten November vier Wochen Urlaub genossen. Dann nach drei Wochen Arbeit, wieder zwei Wochen Urlaub. Danach vier Wochen Arbeit und jetzt wieder eine Woche frei. An diesen Rhythmus könnte ich mich gewöhnen.

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Das ist Politik

Die Nahles (oder Andrea, wie sie von Genossen genannt wird) hat den Mindestlohn beim Transit ausgesetzt. Also ausländische Lkw-Fahrer sollten bei Transitfahren durch Deutschland den Mindestlohn von 8.50 Euro erhalten.
Westeuropäischen Spediteuren war das egal. Der Mindestlohn westlich von Deutschland liegt meist eh etwas höher. Nur in den neuen EU – Ländern war man damit nicht so ganz einverstanden.

Wohl auch, weil die Vorgaben für Kontrollen und Dokumentationspflichten nur schwer durchführbar waren. Aber der Hauptgrund werden natürlich die höheren Lohnkosten für osteuropäische Spediteure sein. Oder halt auch für westeuropäische Transporteure, die im Osten oder Südosten Niederlassungen haben.
Und das geht natürlich gar nicht. Wie bitte schön kann man denn dann noch Dumpingfahrten durchführen.

Also ich finde, wer in Deutschland arbeitet, hat ein Recht darauf, den hiesigen Mindestlohn zu bekommen. Auch wenn er nur beruflich durch dieses Land fährt. Wir reden hier schließlich von 8.50 Euro. Nicht mehr.

Diese Lastwagen aus dem Osten, die auf unseren Straßen unterwegs sind, machen es den deutschen Spediteuren schwer. Die fahren zu Dumpingpreisen, nutzen dadurch ihre Angestellten aus. Ein großer Teil von denen operiert hauptsächlich in Westeuropa. Viele Lkw kommen so gut wie nie in ihr Zulassungsland.
Die Fahrer werden alle paar Wochen ausgewechselt und mit Bussen oder Pkw nach Hause oder zu ihrem neuen Einsatzgebiet transportiert. Die sind quasi selber Ware.

Der Nahles geht es bei dieser Aussetzung des Mindestlohns um gute Nachbarschaft zu den Polen. Da kann ich nur drüber lachen. Was passiert denn mit den hiesigen Transporteuren? Die dürfen ruhig in die Pleite gehen?
Damit das nicht passiert, sollten Europaweit gleiche Regelungen in Bezug auf Löhne, Steuern etc. gelten. Schon deshalb, um EU-weit annähernd gleiche Vorraussetzungen zu schaffen. Aber das wird nicht passieren. Denn deutsche Unternehmen und erst recht deutsche Fahrer sind der Politik egal. Hier offenbart sich eine unerträgliche Arroganz.

Die Nahles sollte sich mal an einem Sonntagnachmittag auf eine Autobahnraststätte begeben. Da findet sie die derzeitigen Opfer ihrer guten Nachbarschaft. Polnische, baltische, rumänische oder ungarische Fahrer, die dort oftmals ihre illegale Wochenendruhezeit verbringen, um anschließend ebenso illegale Kabotage aufzunehmen.
Bei einem Topf selbstgekochter Erbsensuppe kann die sich mit den Fahrern unterhalten. Die Erlebnisse, wie sich diese Leute von einigen hundert Euro im Monat unterwegs ernähren, sind sicher interessant.

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