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Sieben Stunden

Stahlrohre sollte ich laden, in einem Ort zwischen Padova und Bologna und dann noch dreißig Kilometer nach links. Ansich kein Problem. Auch wenn ich so etwas ungern lade.
Es gibt bessere Ladungen. Ist halt mit viel Arbeit verbunden und wer drückt sich nicht gern davor. Also ich schon. Aber hilft ja nix. Mich fragt ja keiner.

Bereits auf der Hinfahrt ein Anruf meiner Disponentin. Der Kunde wollte wissen, wann ich in etwa eintreffe. „Gegen elf„, antwortete ich.
Solche Fragen sind immer gut. Da warten die schon und es geht in der Regel fix. Da war ich noch gut drauf.

Kurz nach Elf war ich auch bei der Firma. Großer Lkw-Parkplatz davor und nur ein Bulgare vor mir. Sah echt gut aus.
Wie in Italien üblich am Tor über die Gegensprechanlage gemeldet, Ladenummer und Lieferadresse durchgegeben. Als Antwort kam, ich sollte im Lkw warten. Alles normal bisher. Ausser das mich der Bulgare grimmig anstarrte.

Da machte ich mir aber keine Gedanken drüber. Warum auch. Eine Stunde noch bis zu deren Mittagspause, bis dahin wird der Auflieger wohl zumindest angeladen sein.
Aber nix da. Es wurde zwölf, die Leute verschwanden. Mangiare ist denen heilig. Finde ich auch gut. Aber nur dann, wenn ich nicht bei dreinddreißig Grad im Schatten auf einem öden Betonplatz warten muß.
Es wurde zwei, die Leute tauchten wieder auf. Dann plötzlich kam Bewegung in die Sache. Der Bulgare durfte in die Firma fahren. Da war es aber schon halb vier. In der Zwischenzeit passierte nix. Kein Lkw kam, kein Lkw fuhr. Was die bis dahin gemacht haben? Keine Ahnung. Vielleicht musste deren Essen verdaut werden.

Anderthalb Stunden später hatte man meinen südosteuropäischen Leidensgenossen abgefertigt. Jetzt war ich also dran. Zuerst auf die Waage, dann durch zig Reihen von Stahlrohren zur mir zugewiesenen Ladestelle. Dort wurde ich eingewiesen. Natürlich so blöd, dass ich die rechte Seite vom Auflieger öffnen musste. Blöd deshalb, weil da die Alulatten bis ganz oben hängen. Ausserdem habe ich rechts meinen ganzen Prettel wie Spanbretter, einige Spangurte und Besen verstaut. Rechts bleibt nach Möglichkeit deshalb immer zu. Aber wie bereits erwähnt – mich fragt ja keiner.

Arbeitsschuhe und Warnweste waren Pflicht. Wie fast überall. Hier aber auch ein Helm. Bei über dreißig Grad. Aber ich fügte mich. Was blieb mir auch übrig. Mich fragt ja keiner.
Schwitzend baute ich den halben Auflieger auseinander, legte die ersten Gurte zurecht. Dann kam die Stunde der Verlader.
Ich lade ja von Zeit zu Zeit lange Sachen. Egal ob Stahlträger, Stahl- oder Plastikrohre. Wenn die Plane noch etwas im Weg ist, drehen die Staplerfahrer die Ladung rein. Klappte bisher immer ganz gut. Hier aber drückte man die Stützen ganz nach hinten und zog die Plane mit einer Art Hubbock nach oben. Ich war fasziniert. Ehrlich – und hatte nicht mal Sorge um das Material.

Auflieger fertig zum laden

Die Rohre selber waren fix geladen. Schwitzend und schnaufend begann ich dann mit der Sicherung und baute den Auflieger wieder zusammen. Anfangs ohne Helm. Bis mich der Ordungsruf des Vorarbeiters daran erinnerte, diesen wieder aufzusetzen. Nun ja.
Später im Versand fragte ich natürlich nach einem Duschraum. No, njet, niente war die Antwort. So etwas gäbe es in dieser Firma nicht. Hat mich letztlich auch nicht gewundert. Nach über sieben Stunden in dieser Firma war der Tag eh gelaufen.