Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Monat: Oktober 2009

Zu tief ins Glas geschaut

Ein Schweizer Kollege schickte mir vor einiger Zeit diese Geschichte – vielen Dank:

Es war wieder einmal einer dieser Tage, wo alles schief lief.

Zuerst nervte mich der Disponent andauernd, da er anscheinend nichts besseres zu tun hatte, als mich alle halb Stunden anzurufen, um mir mitzuteilen, dass ich mich endlich beeilen solle.
Mir war das eigentlich egal, da ich eh nur die angegebene Höchstgeschwindigkeit fuhr. Mehr lag nach meiner Meinung auch nicht drin.

Doch dann kam auch noch die Geschichte mit dem Tschechen hinzu der auf der Autobahn hin und her schlingerte.
Doch nun erst mal zum Anfang dieses Erlebnisses. Ich hatte vom Chef den Auftrag erhalten eine Tour von Basel nach Neapel zu fahren. Eigentlich nichts spezielles. Ich bin diese Strecke schon etliche Male gefahren und liess mich auch diesmal vom Chef nicht hetzen.

Ich schob gerade meine Lieblings-CD in den Recorder, als ich einem ausländischen LKW immer näher kam. Eigentlich ein ungewöhnliches Gefühl, da ich nur mit 80 kmh fuhr und sonst immer von den schnelleren Kollegen überholt wurde.
Wir befanden uns gerade im Seelisbergtunnel auf der A2 beim Vierwaldstättersee, als ich das Nummernschild des LKW erkennen konnte. Es war ein Tscheche. Da es von hinten jedenfalls so aussah, dass er einen modernen LKW fährt, wunderte ich mich schon ein wenig über sein Reisetempo, welches knapp über 70 lag.

Ich überlegte mir gerade, ob ich ihn überholen sollte, als er plötzlich nach links auf die Überholspur zog. So unerwartet wie er nach links zog, schwenkte er auch wieder nach rechts. Mir war ein wenig mulmig zumute, da wir uns ja in einem Tunnel befanden.
Da dieser Tscheche ständig Schlangenlinien fuhr, war es mir unmöglich, ihn zu überholen. Natürlich gab es aber Autofahrer, welche an ihm vorbeifuhren und ich konnte nur hoffen, dass kein Unglück geschieht.

Endlich fuhren wir aus dem Tunnel. Die Sonne blendete mich wieder und ich war erst mal erleichtert.
Doch die Irrfahrt des Tschechen setzte sich fort. Er fuhr noch extremere Schlangenlinien und es war mir auch nach dem Tunnel nicht möglich, an ihm vorbeizufahren.Ich überlegte also, was ich tun sollte und da kam mir eine Idee, welche ich jedoch sofort wieder verwarf. Doch je länger ich nachdachte, kam ich zum Schluss, dass dies das einzige richtige sei.
Also tat ich etwas, was ich in meiner langen Berufszeit als Fernfahrer noch nie gemacht habe. Ich verpfiff einen Berufskollegen! Denn der Tscheche war eine Gefahr für den Verkehr und ich wollte, dass er noch vor dem Gotthardtunnel aus dem Verkehr gezogen wird, damit er nicht noch ein Unheil anrichten konnte.

Also griff ich zum Natel und rief die Urner Kantonspolizei an und schilderte ihr den vorliegenden Fall. Von ihr bekam ich den Befehl weiter, in einem genügend grossen Abstand hinter dem tschechischen 40 Tonner zu bleiben. Denn die Polypen wollten den Ostblock-Fahrer noch bei Erstfeld abfangen und brauchten mich danach anscheinend noch als Zeugen.
Ich tat was mir die Polizei befohlen hatte und blieb hinter dem Tschechen. Ich kam jedoch immer mehr ins Schwitzen, denn die Fahrweise, welche der Tscheche an den Tag legte war unglaublich. Immer wieder kam er auf die linke Spur und einmal auf einem Viadukt schwenkte er so bedrohlich auf den Pannenstreifen, dass ich dachte, dass war es für ihn.

Da kam mir ein Geistesblitz und ich fragte mich warum ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Ich versuchte per Funk Kontakt zum Tschechen aufzunehmen, doch alle meine Versuche blieben leider vergebens. Ich fragte mich, ob der CB-Funk in den Ostblockstaaten etwa immer noch verboten sei, oder ob der Tscheche sonst einfach keinen Funk besass.

Wir kamen jedenfalls Erstfeld immer näher, als plötzlich die Polizei links an uns vorbeifuhr und vor dem Tschechen die Kelle schwenkte. Als dieser das irgendwann begriff, fuhr er auf den Pannenstreifen und stoppte seinen 40-Tonner. Ich tat es ihm gleich und fuhr ebenfalls auf den Standstreifen, als gerade die Polizei auf sein Fahrerhaus losstürmte und die Tür aufriss. Sie befahl ihm auszusteigen.

Mit solchen Fällen geht die Schweizer Polizei in der Regel nicht sehr zimperlich um.
Der Tscheche jedoch, ein Mann mittleren Alters, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Er schwankte und die Polizei nahm auch sogleich eine Alkoholprobe von ihm und sah sich sein Fahrzeug genauer an.

Danach wurde ich als Zeuge vernommen und ich schilderte nochmals diese 20 furchterregenden Kilometer, welche ich hinter dem Tschechen fuhr. Später kam ans Licht, dass der Tscheche einen Alkoholgehalt von 2,8 Promille im Blut aufwies.
Ich war sehr entrüstet über dieses Ergebnis, da Alkohol und LKW-fahren einfach nicht zusammenpassen. Und dieser Tscheche ist bestimmt kein Einzelfall, was den Alkoholkonsum während dem Fahren angeht!

Voller Sorge malte ich mir aus, was alles hätte geschehen können, wenn dieser Kollege weitergefahren wäre.
Ich wusste, ich hatte das einzig Richtige getan, auch wenn ich zuerst noch Gewissensbisse hatte, einen Kollegen bei der Polizei zu verpfeifen.

Monate später kam es aber dann doch zu dem, was mal geschehen musste: Ein betrunkener Türke ohne Arbeitserlaubnis krachte im Gotthardtunnel gegen einen korrekt entgegenkommenden LKW und löste eines der schlimmsten Tunnelunglücke in Europa seit dem Brand im Mont Blanc Tunnel aus.

Dieses schwere Unglück im Gotthardtunnel forderte insgesamt 11 Menschenleben und verursachte den nach Italien fahrenden Lkws noch monatelang Beschwerlichkeiten bei der Durchquerung der Alpen.

Darum appeliere ich an die Kollegen: Bitte lasst die Finger vom Alkohol während der Fahrt und seid euch bewusst, was für eine Verantwortung auf euch allen lastet, als Fahrer eines LKW!

1 Kommentar

Welch ein Schwachsinn

Heute ist Samstag, heute ist Feiertag. Also ein eigentlich ganz normaler Samstag. Na ja, nicht ganz – auf den Strassen dürfte weniger Verkehr sein, da die Geschäfte geschlossen haben.
Trotzdem darf ich an diesem Samstag deutsche Strassen mit einem Lkw nicht benutzen und muß stattdessen den Tag auf einem Autohof verbringen und das bis 22.00 Uhr. Dann darf ich wieder fahren, bis 24.00 Uhr, also genau zwei Stunden – denn dann beginnt das Sonntagsfahrverbot.

Welch ein Schwachsinn…

5 Comments

Geiz ist geil

Dieser Zettel hing heute Mittag eingeklemmt hinter dem Scheibenwischer meines Lkw:

Lieber Lkw – Kunde,

Sie parken auf privatem Gelände. Wir als Tankstellenbetreiber sind berechtigt von Uhnen eine Parkplatzgebühr von 5 Euro pro Nacht zu erheben, da unsere Parkplätze begrenzt sind.

Dieser Beitrag wird fällig, wenn Sie länger als 3 Stunden diesen Parkpltz benutzen. Gerne können Sie diese 5 Euro in unserem ARAL – Shop wieder einlösen, wenn Sie hierfür einkaufen oder speisen.

Ihr Kfz – Kennzeichen wurde von uns notiert um ein nochmaliges Parken ohne Parkgebühr zu vermeiden. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr ARAL – Team

Ich finde es wirklich nett, dass man erst beim nächsten Halt an diesem Autohof Gebühren von mir verlangt. Zumindest verstehe ich das so.
Was jedoch mit den angeblich notierten Kennzeichen passiert, weiss ich nicht. Jeder der hier parkenden Lkw hat solch eine Aufforderung hinter dem Scheibenwischer klemmen. Wenn das jeden Tag passiert, dürfte man ziemlich schnell den Überblick verlieren.

Kommentare geschlossen.

Neues vom Rattenhund

Da hüpfe ich aus dem Lkw und lande fast auf einem kleinen, felligen, grauen Vieh. Im ersten Augenblick dachte ich, es wäre eine Ratte oder so etwas und wollte es leicht angewidert mit dem Fuß wegstoßen. Doch dann höre ich aus dem dunklen eine weibliche Stimme, die nach Mucki ruft.

Wie kann man sich nur einen Hund als Haustier halten, der in der Nacht wie eine Ratte aussieht?

2 Comments

Theorie und Praxis im Politikeralltag

Mit einem Lkw-Parkleitsystem will das hessische Verkehrsministerium in einem Pilotversuch voraussichtlich ab November die Sicherheit auf den Straßen erhöhen. „Die Fahrer sollen früh erkennen, wie viele Stellplätze auf einer Rastanlage noch frei sind„, sagte Verkehrsminister Dieter Posch (FDP) in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp.
Damit solle vermieden werden, dass Lasterfahrer vergeblich auf der Rastanlage nach einem Parkplatz suchen, obwohl schon alle Plätze belegt seien.

Tolle Idee, nur leider an der Praxis (wieder einmal) weit vorbei. Besser wäre es, dass Geld welches für dieses System ausgegeben wird, gleich in neue Parkflächen zu investieren. Was bringt mir das Wissen um überfüllte Rastanlagen, wenn ich diese eh anfahren muß, da ich meine Ruhezeit einhalten muß.

Kommentare geschlossen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Fuehl mich wie gegen LKW gelaufen

Thorsten Schäfer-Gümbel, Landesvorsitzender der Hessen – SPD, letzten Sonntag auf Twitter. zum Ergebnis der Bundestagswahl.

Nun ja, solange er in vier Jahren nicht sagen muß: „Ich fühle mich wie von einem Lkw überfahren„, besteht ja noch Hoffnung auf Genesung.

Kommentare geschlossen.