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Kategorie: Ladung

Manchmal…

…ach was soll’s. Freitagfrüh kurz vor acht. Erste Abladestelle irgendwo im Siegerland. Den Lkw lasse ich in einer Haltebucht vor der Firma stehen, gehe aufs Gelände. Über einem Rolltor ein Schild, auf dem „Fahrer – Anmeldung“ steht, daneben eine Klingel. In dem Tor sind eingelassene Plastikfenster, durch die ich ins innere der Halle sehen kann.
Nach einer Minute kommt ein Mitarbeiter, wedelt ohne das Tor zu öffnen mit seinen Armen. Ich schaue ihn von aussen ziemlich ratlos an, habe ja keine Ahnung, was der von mir will. Dann ist er wieder weg. Prima.

Ich gehe einmal um das halbe Gebäude, an der Seite zwei Rampen. Dahinter wieder ein Tor mit einer Klingel. Hier aber ohne den Hinweis „Fahrer – Anmeldung„. Ich bimmel, kurz darauf öffnet ein anderer Mitarbeiter das Tor.
Was willst Du?„, fragt er mich. Ich gebe ihm die Lieferscheine und den Frachtbrief und antworte wahrheitsgemäß: „Guten Morgen, ich bringe elf Paletten. Von der Firma „Plastica e Elastica* aus Italien„.

Als Antwort kommt ein lustloses „Auch das noch„. Und „Fahr an die Rampe.“ Ich frage zaghaft: „An welche? Links oder rechts?“ „Ist mir egal. Obwohl, fahr an die linke. Ach nee, doch die rechte„!

Nach so viel Entscheidungsfreudigkeit freue ich mich aufs gemütliche Entladen. Aber leider etwas zu früh. Denn der Lagermitarbeiter ruft mir noch „Beeile Dich. In einer Stunde machen wir Frühstück“ hinterher.
In einer Stunde elf Paletten entladen zu lassen? Jetzt artet es etwas in Stress aus.

Kurz darauf stehe ich mit dem Lkw an der Rampe, gehe nach hinten, mach zwei Spannbretter weg und lege die auf die Seite vom Auflieger. Der Lagerarbeiter schaut mir dabei missmutig zu. „Wie soll ich da vorbei kommen„, blafft er mich plötzlich an. „Fährst Du nen Panzer oder schiebst Du einen Handhubwagen„, antworte ich. „Und jetzt lade ab, in fünfzig Minuten ist Pause.“ „Von einem Fahrer lass ich mir bestimmt nicht vorschreiben, was ich machen soll„, entgegnet er.

Inmitten seiner Paletten steht eine andere, die für meinen zweiten Kunden bestimmt ist. Ging beim laden nicht anders, ist aber auch nicht schlimm. Ich würde die zur Seite ziehen, danach könnte der weiter abladen. Nur merkt der nicht einmal, dass die Ware nicht für ihn ist. Er hebt die Palette mit dem Hubwagen an und schiebt sie ins Lager.

Ich rufe: „Hallo. Die ist nicht für Euch. Das Teil nehme ich wieder mit„: Er stoppt, schaut mich an: „Was?“ „Die ist nicht für Euch!„, erwidere ich nochmal. „Jetzt lade ich auch noch für einen Fahrer den Lkw um?“ „Du siehst doch, dass da ganz andere Ware drauf ist. Lass die hier stehen, ich ziehe die zum Schluss wieder auf den Auflieger„.
Der Rest des Entladens verlief mit schweigen. War mir nur recht.

*Diesen Firmennamen gibt es natürlich nicht. Habe ich erfunden.

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Schwertransporte – Wissenswertes zu den Giganten der Straße

Sie sind auf der einen Seite faszinierend, sorgen aber auch immer wieder für Verkehrschaos: die Schwertransporte. Sie transportieren Güter, die aufgrund ihrer Maße oder ihres Gewichts nicht den normalerweise gültigen Vorschriften der Straßenverkehrsordnung (StVO) bzw. Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) entsprechen.

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Nächtlicher Besuch

Es wäre an dieser Stelle gar nicht mal so unpassend, ein Schimpfwort einzufügen. Aber auf manch dumme Dreistigkeit fällt mir irgendwie kein passendes ein. Tja gut.

Gestern Abend noch bis zum letzten Kunden gefahren, einer Spedition in der Nähe von Mailand. War die Nummer drei von drei.
Bei denen lade ich öfter ab. Meist bekommen die Kunststoffrohre. Auch gestern. Ist also eine eher unspektakuläre Ware und für potenzielle Diebe eher weniger interessant.

Das Einfahrtstor am Ende einer Sackgasse, alles hell beleuchtet. Etwas abseits davon kann man gut parken. Dort habe ich schon öfter gestanden, immer ohne Probleme.

Ich gehe nochmal eine Runde um den Lkw, schaue auch nach der Ladung. Danach lass ich sogar noch eine Tür offen und hänge die ein. Habe am Morgen ja keine zehn Meter, bis ich in der Firma bin.
Heute früh trotzdem fünf Schnitte in der Plane. Drei links, zwei rechts. Nein, nicht diese kleinen, die verschmerzbar sind. Nö, richtig große.

nächtlicher Besuch. Plane Lkw zerschnitten
Das Werk von Deppen

Es ist zum kotzen. Statt einfach in den Auflieger zu leuchten, eine Tür war ja offen, wird die Pläne zerschnitten. Diese Idioten.
Wieso? Keine Ahnung. Entweder zu blöd, eine offene Tür zu erkennen oder aus Frust, weil es nix passendes zu klauen gab.

Anzeige bei den Carabinieri habe ich erstattet. Wird aber eh nichts bringen. Schade um die Zeit, die ich dadurch vermuffelt habe.

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Aller Anfang ist mühsam

Tja, Urlaub vorbei. Der Ernst des Lebens beginnt wieder. Hätte noch eine Woche mehr sein können, aber in achtzig Tagen ist ja schon Weihnachten. Heißt wieder zwei Wochen frei. Wow.

Immerhin begann die Woche relativ ruhig. Auflieger war vorgeladen, mit drei Kunden in Oberitalien. Zwei davon kenne ich gut, der dritte bereitet mir ein wenig grummeln im Bauch.
Die Firma ist mitten in Mailand. Da war ich letztes Jahr schon mal. Trotz Lkw-Navi und Maps kam ich nicht hin. Dauernd sollte ich rechts abbiegen, durch Straßen, da passte gerade ein Panda durch.

Irgendwann war ich nur noch einen knappen Kilometer vom Ziel entfernt, dann war ich wieder auf einer Ausfallstraße. Schon waren es erneut zwanzig Kilometer. An mein Fluchen kann ich mich noch gut erinnern.
Aber irgendwie kam ich doch hin. Klar, muss ja auf die ein oder andere Weise klappen. Nur die Strecke weiß ich natürlich nicht mehr.

Zum Schluss habe ich den Entlader noch gefragt, wie ich wieder am besten und schnellsten aus der Stadt komme. Der sagte, mit einem Hubschrauber, und fand das auch noch lustig. Ich nicht.
Den Weg zurück wollte ich mir eigentlich merken. Aber sinnlos, ging im zickzack durch die Stadt. Dann war da noch eine Bogenbrücke, die musste ich mittig durchfahren. Seitdem habe ich immer gehofft, da nicht mehr hin zu müssen.

Na ja, habe die Bude einmal gefunden. Da wird es morgen nachmittag auch funktionieren. Jetzt ist erstmal Feierabend. Alles andere dann später.

Ach ja, eines noch. Viel Verkehr heute auf den Autobahnen. Das mehr Lkw unterwegs waren, klar. Samstag war Feiertag, da hatten die Osteuropäer Zwangspause. Aber auch Pkw. Sind schon wieder irgendwo Ferien?

Anzeige Fahrzeit im DAF
Fahrzeit ist wichtig

Prompt meine erste 10er Schicht angebrochen. Wegen acht Minuten. Ging aber nicht anders, denn ich wollte bis zum Brenner kommen. Da kann ich morgen früh um vier weiterfahren, ohne in Österreich doppelte Maut zahlen zu müssen.

Bissel ärgerlich, aber einmal darf ich ja diese Woche noch zehn Stunden fahren. Wird schon passen.

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Standfest

Heute morgen fix einen Becher Kaffee und ein Teilchen Pain au chocolat gekauft, hinterm Führerhaus abgestellt um aufzuschließen, eingestiegen, losgefahren. Nach einigen Minuten fiel mir auf, dass irgendetwas fehlt.

Frühstückvergessen
Standfestes Frühstück

Klar. Der Becher und das Schokobrötchen stehen und liegen ja noch draußen. Also bei nächster Gelegenheit angehalten, aber ohne viel Hoffnung, mein Frühstück noch zu retten.
Aber siehe da, nix ist während der Fahrt runtergefallen. Perfekte Ladungssicherung. Lag aber eher nicht an meiner Fahrweise.

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Jeder Gang macht schlank

Einer meiner heutigen Aufträge? In einer Spedition bei Mailand Stückgut laden. Auf dem Firmengelände ist es eng, also muss ich außerhalb einen Platz zum parken suchen.
Aber kein Problem, laufe ich halt mal zwei-, dreihundert Meter zur Anmeldung.

Dann stehe ich am Exportschalter, vor mir vier andere Fahrer. Im Raum, vom Büro durch eine Glasscheibe getrennt, ist es stickig. Aber normal im Hochsommer.
Nach zehn Minuten bin ich dran, nenne dem Mitarbeiter auf der anderen Seite der Scheibe meine Spedition und wohin ich laden möchte. Die Kommunikation läuft durch eine Durchreiche zwischen Tresen und Scheibe.

Der Mann sucht meinen Ladeauftrag, möchte dann die Fahrzeugpapiere. Kein Problem, muss ich aber erst holen. Also knapp dreihundert Meter zum Lkw, Dokumente raus kramen, zurück in den stickigen Vorraum.
Nach zwei Minuten kommt er wieder, kopiert die Papiere. Dann schaut er mich an, ich schaue zurück, frage was denn noch ist. Nun will er die „EU-Lizenz“. Das ist ein blauer Zettel, nötig für den „grenzüberschreitenden gewerblichen Güterkraftverkehr„.

Keine Ahnung, wieso der mir das nicht vorher gesagt hat. Ich wieder zum Lkw, Zettel geschnappt, zurück zur Anmeldung. Der Sachbearbeiter kommt zum Tresen, macht wieder eine Kopie, verlangt jetzt den Führerschein.
Meine Antwort darauf war auf deutsch und gar nicht nett. Den Sinn scheint er aber verstanden zu haben, denn plötzlich ging es auch ohne Fahrerlaubnis. Stattdessen nannte er mir die Nummer der Rampe an die ich fahren sollte, fertig. Geht doch.

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Tom Astor wusste es schon vor 40 Jahren

14 Tage auf dem Brenner, ohne Dusche, ohne Frau.
Im LKW vergammelt der Spinat.

Tom Astor „14 Tage auf dem Brenner

Kennt Ihr nicht? Macht nix. Ist auch nicht die Musik, die ich höre. Und ganz so schlimm ist es heute auch nicht. Denn weder habe ich schon mal Spinat durch die Gegend gefahren, noch stehe ich hier zwei Wochen herum.

Aber ein „aber“ gibt es immer. Gestern Feiertag und Fahrverbot in Österreich, heute Stau in Italien. Also alles wie immer.
Das ich allerdings schon bei Kilometer 49,8, also zwischen Klausen und Brixen, weit unterhalb vom Brenner stehe, ist heftig. Selbst für mich, fahre ja nicht erst seit letzte Woche hier runter.

stau in südtirol brennerautobahn
Stau, Stau, Stau

Übrigens, viele Lkw sind der beste Indikator dafür, dass die Wirtschaft in Europa wieder anzieht. Denn was produziert wird, muss auch transportiert werden. So zumindest meine These.

Aber nun ja. Stehe ich die nächsten Stunden halt dumm rum. Habe eh nichts systemrelevantes geladen. Kann da eh nix dran ändern.

So klingt es in Südtirol
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