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Sind wir denn gar nichts wert?

In einer Fahrergruppe bei Facebook berichtet eine Kollegin über eine Begebenheit, welche Sie heute erlebte:

Ich habe heute morgen in der Schweiz ausgeladen und bin dann am Bodensee lang Richtung Bludenz gefahren, da ich am Montag in Nenzing laden soll. Da ich es bevorzuge, am Wochenende eine Dusche und eine Toilette benutzen zu können, hielt ich also am Rastplatz bei Götzis an, um dort zu parken. Die LKW-Parkplätze, 24 Stück an der Zahl waren voll. Unsere osteuropäischen Freunde sind also rechtzeitig am Freitagnachmittag angehalten und genießen ihre wohlverdiente Freizeit am Wochenende. Lecker sieht das aus, was die da auf den mitgebrachten Grills liegen haben. Besser kann der Koch im Rasthof es vermutlich auch nicht zubereiten.
Ich denke aber, was der wohl macht, wenn die Bestellungen der paar Touristen irgendwann für sein Gehalt nicht mehr reichen.

Gut, aber ich brauch einen Parkplatz. Nachdem ich mich durch die LKW der Kollegen hindurchgequetscht hatte, (es standen noch etwa 10 links am Fahrbahnrand), entdeckte ich rechts noch ein freies Plätzchen. Ich war gerade am einparken, als mir plötzlich ein Polizist mit einem Fotoapparat vors Auto sprang und mir zubrüllte, ich solle sofort weiterfahren. Auf diesem Parkplatz sei kein Platz für mich, die LKW-Parkplätze sein, wie ich sehe, besetzt. Ich erklärte ihm daraufhin, dass ich bis Montag hier stehenbleiben müsse und ich gerne eine Toilette hätte, duschen und auch etwas essen wolle.

Nein, ich sollte weiterfahren. Auch das Argument, dass ich nicht weiterfahren dürfe und ein Recht auf sanitäre Anlagen hätte, lies er nicht gelten. Er argumentierte, wenn ein Tunnel gesperrt wäre, könne man auch nicht durchfahren. Wenn ich nicht sofort weiterfahren würde, könnte ich mich schwarz bezahlen und er würde sich an Flensburg wenden etc. Wenn ich unbedingt auf Toilette müsste, dann solle ich das jetzt tun, aber in einer halben Stunde müsste ich weg sein, hätte ich eben in Bregenz anhalten müssen (dort bin ich gar nicht hergekommen).

Was bitte hat die Einhaltung der Menschenrechte mit der Sperrung eines Tunnels zu tun? Wieso gibt es an einem Autobahnrasthof nur 24 LKW-Parkplätze? Wieso dürfen die osteuropäischen Kollegen in zweiter Reihe parken, ich aber nicht und wie kann es sein, dass ein Polizist einen LKW-Fahrer dazu nötigt, über seine Fahrzeiten zu fahren, obwohl genügend Parkplätze vorhanden sind, wo man niemanden stört, die jedoch nur nicht als LKW-Parkplätze ausgewiesen sind?
Ein weiteres Problem, dass der Polizist mit mir hatte, war das Kühlaggregat. Das Parken für Kühler wäre hier sowieso verboten. Dass der Kühler aus war, spiele keine Rolle. Wie kann es sein, dass einem LKW-Fahrer das parken untersagt wird, allein auf der Tatsche, dass er einen LKW mit Kühlaggregat hat, der dazu auch noch ausgeschaltet ist?
Gut, dass war jetzt Österreich, aber es ist ja in Deutschland nicht anders.

Wir kämpfen für die Menschenrechte in Südostasien und Afrika, gleichzeitig wird aber verlangt, dass ein LKW-Fahrer bei 30 Grad übers Wochenende im Industriegebiet ohne Dusche und ohne Toilette steht. Wird er dabei erwischt, wie er sich draußen erleichtert, wird ihm eine Geldstrafe aufgebrummt. Was bitte schön bleibt einem denn anderes übrig.
Kann es sein, dass man den Spruch von einem Polizisten, also von einem Freund und Helfer, zu hören bekommt, wenn man am Wochenende nicht im Industriegebiet stehen könnte, dann sollte man sich eben einen Job im Nahverkehr suchen?

So sieht die Welt für uns aus. Deswegen mache ich bei der Actie mit, denn wie lang wollen wir uns das noch gefallen lassen? Und da ziehen auch so dämliche Argumente nicht wie „Mir geht es in meiner Firma doch gut!“ In diesen Situationen ist es völlig egal, welches Firmenlogo auf dem LKW steht. Sind wir denn gar nichts wert?
Ich bin dann übrigens zum nächstem Rasthof gefahren. Trotz Fahrverbot. Was anderes blieb mir ja nicht übrig. Nach zwanzig Minuten wurde sogar ein Parkplatz frei. Ich musste nur eben warten, bis der Ottonormalverbraucher mit seinem PKW mit dem Essen fertig war. Die letzten drei Parkplätze waren nämlich von den Pkw blockiert. Aber dafür haben wir ja Verständnis!

10 Comments

  1. Jens
    Jens 20/07/2013

    Ich weiss, als Nicht-Betroffener schreibt sich das so einfach, aber ich würde in der Situation dazu neigen, den netten Herrn in Grün (oder Blau) bitten, diese Anweisung bitte schriftlich und mit Namen und Dienststelle zu bekommen, am Besten noch das Kennzeichen des Streifenwagens dazu notieren.
    Rechtlich hat er wohl eher nicht viel in der Hand (darum ja auch die Drohung, dass er nach etwas Brauchbarem suchen will) und wenn ich weiss, dass sonst alles ok ist bei mir (Fahrtenschreiber ok etc) kann er ja gerne suchen, vorausgesetzt es hat hoffentlich ein paar Zeugen in der Nähe. Zugegeben, nachts alleine auf einem Parkplatz würde ich das auch nicht tun.

  2. Gast
    Gast 21/07/2013

    Die Gleichgültigkeit und teilweise Feindseligkeit gegenüber LKW-Fahrern, die einfach nur vernünftig ihren Job machen wollen, kann einen immer wieder sprachlos machen.

  3. Chris
    Chris 21/07/2013

    Ich zweifel diesen Bericht einfach mal an oder anders ausgedrückt: meiner Meinung nach gelogen!
    1. Es gibt keinen Parkplatz bei Götzis!
    2. Selbst ein Beamter aus Austria oder gerade deswegen würde so nie vorgehen!
    3. Es kommt auch dort kein weiterer bzw anderer Rasthof!!
    4. Für mich nur ein weiterer verzweifelter Versuch Leute für diese Totgeburt „Actie“ zu gewinnen!

  4. -.ZacK.-
    -.ZacK.- 21/07/2013

    Sonst schreibe ich hier zugegeben sehr selten Kommentare.. aber:
    @Chris
    1. Es gibt keinen Parkplatz bei Götzis? Was ist das: https://goo.gl/maps/ik8WE? Oder das: https://goo.gl/maps/tjias? Spielplätze? Landebahnen? Go-Kart-Strecken?
    2. Oo aha. Warst du schon in Österreich? Ich bin zwar nur PKW-Fahrer, aber – und man hört ja teilweise, dass wir netter behandelt werden – nett waren die Herren in blau ganz sicher nicht. Ich würde eher sagen: unwirsch, streitsam, laut und rechthaberisch. (Ich hatte übrigens ein ungünstig positioniertes Baustellenschild übersehen und war verkehrt herum in eine Einbahnstraße gefahren. Meine Einwände zur Sichtbarkeit des Schildes brachten mir übrigens eine „verdachtsunabhängige Kontrolle“ meines kompletten Reiseguts ein…)
    3. Siehe 1. – da sind bereits zwei verzeichnet. Ansonsten wäre der nächste mir bekannte Ort, an dem LKW parken können dort: https://goo.gl/maps/eoSlK
    4. Jedem seine eigene Meinung. Aber Tatsachenbehauptungen (1.) die nicht stimmen, kann ich so nicht stehenlassen.

  5. Einwegfeuerzeug
    Einwegfeuerzeug 23/07/2013

    Genau so habe ich österreichische Polizisten kennengelernt. Habe mal mit meinem langen T5 abends um 9 in der Innenstadt von Vöcklabruck auf einem Parkplatz gestanden, um die Karte zu lesen (aufs Lenkrad gelegter offener Atlas) und der Wagen hat hinten 10cm etwa über der Markierung gestanden. Gab den Anschiss meines Lebens inkl. Strafandrohung und allgemein-negativen Verweisen auf meine Herkunft: „lernunfähige Deutsche“ bspw. „Schönen abend noch.“ wird in Österreich anscheinend mit „Sie mich auch!“ beantwortet. Den Weg zur Autobahn wollte man mir nicht erklären.

  6. Chris
    Chris 23/07/2013

    @zack, vermutlich war ich schon öfters in der Republik Austria als Du. Im Artikel steht eindeutig „Autobahnrasthof“, was die von dir gezeigten eindeutig nicht sind! Also wer behauptet jetzt hier was?
    Und wer ein Schild übersieht (…) und falsch in eine Einbahnstrasse fährt würde in D den FS sofort verlieren da er Geisterfahrer ist!! Also wieso hat da jemand ein Problem mit den Beamten aus Austria?

  7. Gast
    Gast 24/07/2013

    „Und wer ein Schild übersieht (…) und falsch in eine Einbahnstrasse fährt würde in D den FS sofort verlieren da er Geisterfahrer ist“

    Anscheinend nicht. Gerade mal gegoogelt: Aktueller Bußgeldkatalog, zumindest für PKW: Einbahnstraßenschild mißachtet – 20 Euro.

  8. -.ZacK.-
    -.ZacK.- 24/07/2013

    @Chris: Durchaus möglich, dass Du da schon öfter warst, darüber kann ich mir kein Urteil erlauben.
    Das: https://goo.gl/maps/tjias ist kein Autobahnrastplatz? Zu- und Auffahrt direkt zur Autobahn. Tankstelle, Dusche, WC, Essgelegenheit, Parkplatz, … mh… für mich erfüllt das alle Kriterien eines Autobahnrasthofs, aber egal.

    Und was Deine 2. Aussage angeht (FS weg) – die hat der Gast ja schon widerlegt. Etwas ungenau, zugegeben: 25.- für KfZ, 20.- für Radfahrer.
    Quelle dafür: https://goo.gl/JHjBLo, Seite 210 Tatbestandsnummer: 141184

    Und Du hast aber einen Führerschein, ja? Eventuell nochmal die Theorie wiederholen, dann sind auch die OWiGs wieder besser im Gedächtnis… (war zumindest bei meiner Fahrschule so, dass wir den halben OWiG-Katalog im Kopf haben sollten…)

    Und wieso ich ein Problem habe, steht bereits in meinem ersten Kommentar. Vielleicht hätte ich noch dazuschreiben sollen, dass ich nicht gerade unhöflich war… …auch die Art und Weise, mit der ich die Sichtbarkeit des Schildes ansprach war eher: „Uiuiui, das hab ich voll übersehen.. mensch ist aber auch schlecht zu sehen, naja, kann ich jetzt nicht mehr ändern… vielleicht sollte man das etwas höher hängen, damit es nicht noch jemandem passiert? Wär ja ungünstig, wenn sich hier in der engen Baustelle zwei Autos begegnen…“

    Die Antwort darauf war – so ungefäh: (halb gebrüllt) „Fängst du (ja, ich wurde geduzt) jetzt an zu diskutieren oder was? Ist ja mal wieder typisch: erst alle Regeln ignorieren und dann nicht zahlen wollen… immer diese Deutschen…“
    Dann sein Kollege: „Wir werden dir gleich mal ein paar Regeln beibringen! Zeig mal deinen Sanikasten… und was ist das überhaupt für ein Müll im Kofferraum? Da ist ja gar keine Sicherung vorhanden, dass kann ja alles hin und herwackeln! Pack mal alles aus…“

    So. Und mich fragst Du, warum ich eher negative Erinnerungen an die Ordnungshüter unseres südlichen Nachbarlands habe.
    Genau deswegen.

  9. -.ZacK.-
    -.ZacK.- 24/07/2013

    Korrektur: Bundeseinheitlicher
    Tatbestandskatalog unter https://goo.gl/JHjBLo, Seite _2 0 9_ Tatbestandsnummer: 141184

    Das Tastenkürzel für einen direkten Seitensprung ist unter Adobe Reader übrigens [STRG]+[Umschalt]+[N].

  10. Johnny
    Johnny 31/07/2013

    da hilft nur: Dashcam oder mehrere, die alles in der Umgebung aufzeichnen und entsprechendes Aufnahmegerät in der Kleidung, das man anschaltet, bevor man mit den „Ordnungshütern“ redet.

    Wenn die dann stress machen und man einfach dem Vorgesetzten das aufgezeichnete Gespräch mit Auffordeurngen zum Gesetzesbruch, Drohungen etc pp vorspielt mit dem Hinweis, dass das auch bereits bei der Spedition vorliegt falls sie auf die Idee kommen, das Aufzeichnungsgerät zu konfiszieren, dann erledigt sich sowas ganz schnell.

    Mag ja sein, die Herren in kleineren Kreisen, die ihren eigenen Autobahnabschnitt kontrollieren und sich da aufspielen wollen, sind nervig. Aber mit der Aussicht, wegen schwerer moralischer Untauglichkeit auf unbegrenzte Zeit in den Innendienst versetzt zu werden, sorgt dann doch oft für Kompromissbereitschaft.

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