Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Es ist, wie es ist

Wißt Ihr, wo Deutschland’s größter Parkplatz ist? Nein? Dann fahrt mal in die südwestlichste Ecke unseres Landes. Da stehen jede Nacht zig Lkw. Schön aufgereiht auf zwei Spuren und das über mehrere Kilometer.
Einfach Weil am Rhein in ein Navigationsgerät eingeben und dann findet Ihr das schon. Das ist wirklich nicht schwer.

Mit etwas Glück entdeckt Ihr dort auch mich in dieser Nacht. Wir könnten anschließend Mau Mau spielen. Gut, zur Not auch Siebzehn und vier. Weitere Kartenspiele kann ich leider nicht. Selbst Skat habe ich nie kapiert. Von Pokern ganz zu schweigen.

Der Vorteil dieser Spielerunde wäre, dass ich nicht überlegen müßte, wann ich morgen früh aufstehe. Um fünf Uhr beginnen die Zöllner mit Ihrer Arbeit. Nur heißt das nicht automatisch, dass dieser Parkplatz bereits um diese Zeit von vorne her verkürzt wird.
Nein, manchmal beginnt das erst um sechs. Oder auch um sieben. Und ich habe keine Lust, zwei Stunden mit halboffenen Augen und ungewaschenen Gesicht die Hecktüren des vor mir stehenden Lkw anzuschauen.

Ja ja. Jetzt denkt Ihr, ich wäre eine Sau. Quält sich aus seiner Koje und wäscht sich nicht einmal. Recht habt Ihr. Aber: Lieber mal ein weibliches Schwein sein, als sich den Pops von Pkw – Fahrern abfahren zu lassen.
Immerhin hole ich das später nach. Also das waschen. Versprochen. Zeit habe ich ja dazu.

Wenn ich an die Schweiz denke, wird mir leicht übel. Nein, nicht wegen der Menschen in diesem Land, auch nicht wegen der Berge. Obwohl, bei den Menschen…?
Viele Eidgenossen haben ja etwas gegen Ausländer. Na ja, zumindest gegen solche, die in irgendeiner Weise straffällig geworden sind. Und einige sind ja der Meinung, auch ich wäre kriminell. Allein schon deshalb, weil ich mit einem Lkw durch Ihr schönes Land fahre.
Aus diesem Grund hat man sogenannte Stauräume geschaffen, in denen man mich festhält. Also nicht nur mich, sondern auch meine Kollegen der fahrenden Zunft. Da steht man dann und wartet auf seine Freilassung.
Wie lange das dauert, kann natürlich keiner sagen. Den Grund auch nicht.

So kann es passieren, dass ich für diese lumpigen 290 Kilometer von Basel nach Chiasso fünf Stunden brauche. Super, da freue ich mich.
Es können aber auch sieben werden. Oder acht. Oder sogar noch mehr. Dann werde ich etwas grantig. Und bin auf dieses Land nicht gut zu sprechen.

Tage wie der morgige sind der Grund, dass ich immer dicker werde. Ich sitze und fahre. Sonst nichts. Gut, in der Schweiz heißt es: Sitzen und stehen. Also ich sitze und der Lkw steht. Nur Kalorien verbraucht man da auch kaum.

Bis Genua – also da, wo ich hin muß – sind es noch knapp 500 Kilometer. Angenehm wäre es schon, morgen noch abladen zu können. Allein schon deshalb, um nicht wieder erst Samstagabend ins Wochenende zu kommen.
Aber abwarten. Es ist wie es ist. Ich nehm’s so hin.

4 Comments

  1. actro
    actro 15/12/2010

    Ich glaube, heute ist der längste Parkplatz die A9 von Nürnberg nach Berlin. Stehe in den 30km Stau hinter Hof und habe dann nochmal 25km bei Triptis vor mir. Schuld sind die lieben Kollegen, die natürlich auf 3 Spuren durchpreschen müssen, damit der Schneepflug ja nicht nach vorn durchkommt, um den im Berg steckengebliebenen LKW helfen zu können.
    Soviel Hirnlosigkeit auf einem Haufen ist hoffentlich nicht ansteckend.

  2. Sascha
    Sascha 16/12/2010

    Und ich dachte immer, ich wäre inzwischen der einzige Mensch auf dieser weiten Welt, der nur Mau Mau und 17&4 als Kartenspiele beherrscht 😀 Skat hab ich mir mal erklären lassen, fand es aber nicht sonderlich spannend, so dass ich es nach dem Tag nie mehr gespielt und inzwischen die Regeln wieder vergessen habe.

  3. opatios
    opatios 16/12/2010

    @actro: Danke für die Bestätigung, dass mein Entschluss richtig war, am Mittwoch *nicht* nach Leipzig zu fahren (über die A9 ab Hermsdorf…)

  4. actro
    actro 16/12/2010

    Sehr weise Entscheidung, opatius. Ich bin heute um 17.00 h in Hamburg angekommen. Hier herrscht inzwischen auch das totale Chaos :/

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.